Kurdische Autonomie als stabilisierender Faktor in der Region Süd-Ost-Türkei
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Essay aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Region: Naher Osten, Vorderer Orient, Note: 1,7, Universität Leipzig (Politikwissenschaftliches Institut), Veranstaltung: Einführung in die Wirtschaft und Politik der arabischen Welt, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit circa 24-27 Millionen sich bekennenden Kurden stellt das kurdische Volk, welches hauptsächlich das Grenzgebiet zwischen Syrien, der Türkei, dem Irak und dem Iran besiedelt, das größte ohne eigenes politisches Territorium dar. Lokalisiert in einem Gebiet von großer politischer und wirtschaftlicher Bedeutung durch Wasser- und Ölvorkommen, verschärft das kurdische Autonomiestreben die ethnischen und politischen Konflikte der Region. Das äußert sich beispielsweise in den höchst konfliktiven Beziehungen zwischen der Republik Türkei und der kurdischen Minderheit im Südosten des Landes: Mit der Gründung der Republik 1923 unter General Mustafa Kemal Atatürk wurde die kurdische Identität illegalisiert, was eine Integration des neugegründeten Staates in dem ethnisch und religiös heterogenem Gebiet des ehemaligen Osmanischen Reiches bewirken sollte. Die politische Exklusion der Kurden, denen durch den Vertrag von Sèvres ein autonomes Gebiet Kurdistan versichert wurde und überdies auch von Seiten Atatürks im Zuge des vierjährigen Befreiungskrieges Zugeständnisse einer autonomen Verwaltung gemacht wurden, kreierte jedoch einen kurdischen Nationalismus. Diese Historie gewaltvoller kurdischer Aufstände und türkischer Repression findet ihren Höhepunkt in der Entstehung und dem raschen Erfolg der Arbeiterpartei Kurdistans (Partiya Karkerên Kurdistanê, abgekürzt PKK) 1978: Durch ihre Massenmobilisierung und strategische politische Gewalt akkumulieren und katalysieren sie die verschiedenen kurdischen Unabhängigkeitsbewegungen, somit bildet sie einen international anerkannten Machtfaktor in der Region. Die türkische Regierung erklärte sie wegen ihren stetigen Machtgewinn zum Staatsfeind und verfolgt die PKK mit ihrem Führer Abdullah Öcalan rigoros. Trotzdem gestalten sich die türkisch-kurdischen Beziehungen dynamisch in Phasen von Repression und Liberalisierung. Wie wirkt sich als das Autonomiestreben der Kurden auf die Entwicklung von Frieden und Konflikten in der Region aus? Bedeutet ein Zugewinn an Autonomie eine Stärkung von friedlichen Tendenzen, wie beispielsweise der Etablierung demokratischer Institutionen? Oder bewirken autonome Zugeständnisse an die kurdische Bevölkerung eine Intensivierung der politischen Gewalt, bis zum Erlangen eines Nationalstaates, wie es seitens der türkischen Regierung dargestellt wird?