Das Judentum
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AuszugDie Gottesauffassung hat sich mit dem Messiasgedanken angereichert. Messias (Maschiach) bedeutet „Gesalbter“ und heißt im Griechischen „christos“. Jener Name galt ursprünglich den Königen Israels, aber auch dem Hohenpriester. Schließlich wurde sogar der persische König Kyros als Gesalbter Gottes bezeichnet (Jes. 45,1), weil er für das nach Babylon verbannte Volk die Freiheit brachte. In diesen Fällen war also ein von Gott eingesetzter Herrscher gemeint. Aber in altprophetischer Zeit bereits entstand eine andere Auffassung: die Erwartung einer einmaligen geschichtlichen Gestalt, eines Idealkönigs aus Davids Haus. Es wuchs der Glaube, daß eine Zeit völkischer Größe die Fremdherrschaft ablösen würde. Im Zuge der Universalisierung der biblischen Religion entstand daraus eine Menschheitssehnsucht. So sollte nach Weissagung des Jesaja (11,1-10) beim Erscheinen des Messias eine kosmische Wandlung einsetzen: Tier- und Menschenfriede bei der Wiederkehr des paradiesischen Urzustandes. Die Bitte um baldiges Erscheinen des Messias ist in das tägliche Gebet eingegangen also zu einem Eckpfeiler jüdischen Glaubens geworden. Im Reformjudentum ist zum Teil der Glaube an einen persönlichen Messias geschwunden und eine Idee an seine Stelle getreten: die Hoffnung auf sittlichen Fortschritt der Menschheit und den Sieg universaler Gerechtigkeit. Andererseits ist durch die schweren Bedrückungen des Judentums die messianische Erwartung zeitenweise fieberhaft gesteigert und immer wieder durch einen Pseudomessias enttäuscht worden. Das Judentum glaubt an die Auferstehung der Toten, die jedoch nur den Frommen zuteil werden soll. Dadurch ist auch die Bereitschaft zum Martyrium gefördert worden. Der Auferstehungsglaube darf nicht verwechselt werden mit der Auffassung von der Unsterblichkeit der Seele; diese ist vielmehr griechischen Ursprungs und bezieht sich bewußt nicht auf die Leiblichkeit. Der Auferstehungsglaube ist in die zweite Bitte des „Achtzehngebetes“ (Schemone essre) eingegangen: „Gelobt seiest Du, Ewiger, der Du die Toten belebest.“ Liberale jüdische Theologie der Neuzeit ließ dagegen den Unsterblichkeitsgedanken vorherrschen. In der Frage der Sünde scheidet man sich grundsätzlich vom Christentum. Nach christlicher Lehre sind durch den Ungehorsam Adams alle Menschen ins Verderben gerissen und stehen unter dem Fluch der Erbsünde, wobei die katholische Kirche und die evangelische Konfession zwar die Akzente unterschiedlich setzen, im Grunde aber gleich argumentieren. Auf dem Glaubenssatz von der Erbsünde steht das Erlösungswerk Jesu Christi; entfiele der Glaubenssatz, so wäre Jesu Werk im ursprünglichen Wortsinne nicht notwendig. Demgegenüber lehnt das Judentum den Gedanken einer schicksalsmäßigen Erbsünde ab und spricht dem Menschen die Fähigkeit zu, das Gute zu tun. Zwar rechnet es durchaus mit der Versuchbarkeit, meint aber, daß jedem die Möglichkeit gegeben sei, sich rein zu halten und der Sünde aus eigener Kraft auszuweichen. Jeder Neugeborene ist unbefleckt rein. Es gibt einen guten und einen bösen Trieb im Menschen, der böse Trieb hat aber keinen Vorrang, sondern steht polar zum guten. Die Auseinandersetzung wird in das Innere verlegt und dem einzelnen die volle Entscheidungsfreiheit zugebilligt. Man betont mit Nachdruck die sittliche Selbständigkeit. So lehnt das Judentum den „Mittlergedanken und die Erlösung, sofern sie als Erlösung von der Sünde und nicht als die vom Elend politischer Vergewaltigung und unsozialer Menschheitsschichtung aufgefaßt wird, ab.“ aus Kap. II 2. Die religiöse Lehre des Judentums
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