Manuel Gluckstein wurde 1947 in Österreich geboren. Sein erstes Zuhause war ein Flüchtlingslager: das DP-Camp Bindermichl in Linz. Seine Eltern hatten sich dort nach ihrer Befreiung aus dem Konzentrationslager Mauthausen im Mai 1945 wiedergetroffen. Als er drei Jahre alt war, emigrierten sie nach Argentinien. In Buenos Aires versuchten sich die Eltern ein neues Leben aufzubauen. Die 1970er Jahre in Argentinien waren eine Zeit des Aufruhrs. Manuel Gluckstein schloss sich einer Studentengruppe an und wurde politisch aktiv. Er verliebte sich in Marta, die Revolutionärin, und begann doch eine Beziehung mit Ana. Und während er noch an die Möglichkeit einer besseren Welt glaubte, brach diese zusammen. Am 24. März 1976 putschte das Militär. Seine Gruppe flog auf. Er und Ana landeten im «Pozo». Kurz danach wurde sie einfach «weggebracht». Danach sollte nichts mehr je so sein wie davor. Als sich mehr als drei Jahrzehnte später plötzlich die Möglichkeit auftut, seinen Folterer zur Rechenschaft zu ziehen, steht er vor der Entscheidung seines Lebens. Was muss er tun, um der Erinnerung gerecht zu werden und dennoch endlich vergessen zu können?
Christian Dürr Bücher






"Verschwunden"
Verfolgung und Folter unter der argentinischen Militärdiktatur (1976–1983)
Zehntausende Menschen wurden während der argentinischen Militärdiktatur 1976 bis 1983 aus politischen Gründen entführt und in geheimen Internierungszentren gefoltert und ermordet. Nur eine Minderheit kam frei. 30 000 sind bis heute „verschwunden“. Die Botschaft der Überlebenden war ambivalent: Zum einen sahen sie es als ihre Pflicht an, die Gräuel der Lager zu bezeugen. Zum anderen trugen ihre Berichte zur weiteren Traumatisierung einer terrorisierten Gesellschaft bei. Stimmen von Überlebenden bilden die Grundlage der Untersuchung. Um ihre Erfahrung historisch und soziologisch zu verorten, geht die Studie aber einen Schritt weiter. Sie stellt die argentinischen Internierungszentren in analytischen Bezug zu dem wohl mörderischsten staatlichen Terrorapparat des 20. Jahrhunderts: das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Christian Dürr, Dr. phil., ist Leiter des Archivs der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Ausstellungskurator und freier Autor.
Jenseits der Disziplin
Eine Analyse der Machtordnung in nationalsozialistischen Konzentrationslagern
„Jenseits der Disziplin“ wirft die Frage auf, inwieweit die nationalsozialistischen Konzentrationslager mit Rückgriff auf die Konzeption der modernen Disziplinargesellschaft, wie sie Michel Foucault in Auseinandersetzung mit der Genealogie des modernen Gefängnisses entwickelt hat, analysiert werden können. Neben theoretischen Überlegungen lassen sich daraus auch Implikationen für das allgemeine Verhältnis von Disziplin und Barbarei, westlicher Moderne und nationalsozialistischem Terror ableiten. Der Text versucht sich der Frage nach dem inneren Zusammenhang zweier scheinbar widersprüchlicher gesellschaftlicher Institutionen auf verschiedenen theoretischen Ebenen zu nähern. Dabei greift er zur Interpretation konkreter Zeitzeugenberichte auf die Analysen des faschistischen Imaginären bei Klaus Theweleit ebenso zurück wie auf die post-strukturalistische Gesellschaftstheorie eines Ernesto Laclau.