Über den gesellschaftlichen Umgang mit Minderheiten in Deutschland - aus historischer ebenso wie aus zeitgenössisch-aktueller Perspektive. Internationale Wissenschaftler analysieren die Präsenz von Juden und Muslimen in Deutschland und erarbeiten die Parallelen und Unterschiede der beiden Minderheiten in der Vergangenheit und Gegenwart. Erstmals werden sowohl juristische wie auch politische und kulturelle Dimensionen dieses Fragenkomplexes gemeinsam analysiert. Dabei gerät das Verhältnis von Mehrheit und Minderheit und ihrem jeweiligen Selbstverständnis - nicht nur in Deutschland, sondern im modernen Nationalstaat mit der für ihn charakteristischen Spannung zwischen Partikularismus und Universalismus überhaupt - in den Blick.
José Brunner Bücher






Psyche und Macht
- 270 Seiten
- 10 Lesestunden
Brunners Lesart bewegt sich jenseits des alten Dualismus von Hermeneutik und Naturwissenschaft, der eigentlich nur in eine Sackgasse führen kann. Indem der Autor nachweist, daß sich Freuds interdisziplinär angelegtes Werk nicht auf eine Diskursdimension - die jeweils den wahren Freud für sich reklamiert - beschränkt, stößt er zu der Einsicht vor, daß die Verschmelzung von hermeneutischem und szientifischem Diskurs bei Freud ungewollt zu einem neuen Diskurstyp führt, in welchem es zentral um die Erringung, Verteilung und Gestaltung von Macht geht. Die von Freud benutzten Analogien und Metaphern der Seele - Repräsentanzen, Vertretung, Regierung etc. - zeigen, daß sich das Freudsche Denken ganz elementar in politischen Kategorien bewegt, nämlich in Kategorien von Macht und Ohnmacht, von Tradition und Emanzipation, von Freiheit und Unfreiheit, von Machthabern und Unterworfenen.
Die Entstehung eines neuen Menschenrechts aus globaler und interdisziplinärer Perspektive. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts wird um die Durchsetzung eines neuen Menschenrechts gerungen, des »Rechts auf Wahrheit«. UN-Resolutionen geben Angehörigen von Opfern schwerer Menschenrechtsverletzungen, aber auch postdiktatorischen Gesellschaften, ein Recht darauf, die Wahrheit über das Schicksal ihrer Angehörigen zu erfahren, die Opfer staatlich initiierter Verbrechen geworden waren. Opferverbände und internationale Gerichte fordern unter Berufung auf dieses Recht die Freigabe und Offenlegung entsprechender Informationen. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes nähern sich der Genese dieses neuen »Rechts auf Wahrheit« aus unterschiedlichen Perspektiven. Welche Erfahrungen und Interessen liegen dem Bestreben zugrunde, ein neues Menschenrecht zu etablieren? Welche Verbindung wird hier zwischen Wahrheit und Würde etabliert? In welchem gesellschaftlichen, kulturellen und rechtlichen Umfeld entstand dieses Menschenrecht? Und was lehrt der Vergleich früherer Wahrheitsdiskurse zu Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit der Debatte zum »Recht auf Wahrheit« am Ende des 20. und zu Anfang des 21. Jahrhunderts?
Erzählte Dinge
- 224 Seiten
- 8 Lesestunden
Über die literarische Schöpfung von Dingen und das Infragestellen der vorherrschenden Objekt-Ordnung. Die literarische Schöpfung von Dingen stellt die in der Wirklichkeit vorherrschende Objekt-Ordnung in Frage. Da es sich bei der Präsenz von Dingen in der deutschen Dichtung und Prosa um Gegenstände handelt, deren Materialität imaginiert ist, entfalten sie mitunter ein eigentümliches Eigenleben, üben eine geheimnisvolle Kraft auf Menschen aus, manchmal treten sie ihnen sogar als eigensinnige Akteure gegenüber. So liefern erzählte Dinge nicht nur neue Denkanstöße zur Welt der Objekte, sondern auch zu den Beziehungen von Menschlichem und Dinglichem. Aus dem Inhalt: Galili Shahar, Tel Aviv: Ring/Ding - Objekt, Kunstwerk und Machtrepräsentanz bei Lessing und Wagner Dörte Bischoff, Hamburg: Beutestücke - Stückwerk - Dingpoetik und Geschichtsphilosophie bei Heine Uwe Steiner, Mannheim: Die Verrückung der anthropologischen Matrix. Dinge bei Franz Kafka Paola Bozzi, Mailand: Einmal anfassen, zweimal loslassen. Zu Herta Müllers Unterminierung der Ordnung
Die Globalisierung der Wiedergutmachung
- 355 Seiten
- 13 Lesestunden
Die Entschädigung für NS-Verfolgte als globales Phänomen. Schlagworte der seit den neunziger Jahren geführten globalen Diskussion über »Wiedergutmachung« sind Historical Justice und Transitional Justice. Von diesem Diskurs wurden Politik und Praxis der deutschen Entschädigung für NS-Verfolgte beeinflusst. In eingängigen Fallstudien zeigen deutsche und israelische Zeithistoriker, wie sich neue Akteure und Experten - z. B. große Unternehmen, der Kunsthandel, Vertriebenenverbände, aber auch die Historiker selbst - im Lauf der letzten zwei Jahrzehnte in diesem Feld verhalten haben, wie die Dominanz eines »amerikanisierten« Rechtsdiskurses die Wiedergutmachung verändert hat und welche Rolle internationale Konferenzen dabei spielten. Der Band schließt mit einem Gespräch über die »Moral« von sechs Jahrzehnten Wiedergutmachungspolitik, an dem sich prominente Denker aus den USA, Israel, Österreich und Deutschland beteiligten. Dabei werden provokante Positionen zu Schuld und Schulden, Pflichten und Verantwortung und zu den Aufgaben von Staat und Gesellschaft deutlich. Mit Beiträgen und Kommentaren von: Leora Bilsky, Henning Borggräfe, Lukas Meyer, Gabriel Motzkin, Iris Nachum, Susan Neiman, Benno Nietzel, Tim Schanetzky und Bernhard Schlink.
Die Politik des Traumas
Gewalterfahrungen und psychisches Leid in den USA, in Deutschland und im Israel/Palästina-Konflikt
- 289 Seiten
- 11 Lesestunden
Wo von seelischen Wunden und Verwundbarkeit die Rede ist, kommen immer auch Gewalt, Ungerechtigkeit und Hilflosigkeit zur Sprache, ebenso wie gesellschaftliche und staatliche Verantwortlichkeit. Deshalb sind Trauma-Diskurse immer auch politisch – lassen sich jedoch nie auf den Faktor Politik reduzieren. José Brunner geht diesen faszinierenden Zusammenhängen sowohl theoretisch als auch historisch nach. Er veranschaulicht die Vielfalt, die die Politik des Traumas auszeichnet, anhand einer Reihe von Fallstudien zum psychischen Leiden von Opfern von Sexualgewalt, US-amerikanischen Vietnam-Veteranen, Afghanistan-Heimkehrern der Bundeswehr, deutschen Kriegskindern, ehemaligen politischen Inhaftierten der DDR sowie im Nahost-Konflikt traumatisierten Palästinensern und Israelis. Sie dienen dazu aufzuzeigen, wie Trauma-Diskurse und ihre politischen Dimensionen grundsätzlich neu gedacht werden können. Brunners brillantes Buch entwickelt auf diesem Weg einen innovativen analytischen Rahmens, der die Wissensbilder der Seele weder als Entdeckungen noch als Erfindungen, sondern als Übersetzungen versteht.
Freud and the Politics of Psychoanalysis offers a sympathetic critique of Freud's work, highlighting its political dimensions from his early writings on hysteria to his later essays on civilization and religion. Brunner argues that politics is a fundamental aspect of Freud's discourse, as he perceived both the psyche and society as systems of power and domination. By examining Freud's work through a political lens, Brunner reveals a cohesive theory of the mind, therapy, family, and society. The first part addresses the medical and political context of Freud's ideas, noting his belief in universal mental principles across races and nations. The second part delves into the logic and language of Freud's theories, emphasizing the dynamics of dominance ingrained in the psyche. The third part discusses power dynamics in clinical settings, where Freud combined authoritarian and liberal elements, creating a space for verbal politics. Brunner also considers social factors like class, gender, and education that shaped psychoanalytic practice. The final part explores Freud's views on family and social institutions, critiquing the authoritarian bias in his social theory while acknowledging its potential to reveal hidden aspects of domination. This work is vital for those interested in the history of ideas and psychoanalysis. Jos Brunner is a Senior Lecturer at Tel Aviv University and has authored numerous works on psychoanalysis and polit
Staatliche und gesellschaftliche Formen der Gewalt in Deutschland in den letzten beiden Jahrhunderten. Die Beiträge dieses Bandes setzen sich mit Formen politischer Gewalt in den letzten 200 Jahren deutscher Geschichte auseinander. Dabei wird sowohl die staatliche Gewalt beleuchtet als auch jene, die aus dem Inneren der Gesellschaft selbst herauswuchs. Eines der Ziele des Bandes ist es, aus verschiedenen Perspektiven die Sprachmuster, die der Legitimierung von politischer Gewalt dienen, zu überdenken. In der Akzentuierung ihrer kulturellen Verankerung wird deutlich, dass politische Gewalt als integraler Teil innerhalb der Kultur angesiedelt ist, in der sie ausgeübt wird und die sie zugleich auch bedroht. Aus dem Inhalt: Doron Avraham, Ramat Gan: Gewalt und militärische Praxis in der deutschen Zivilgesellschaft des 19. Jahrhunderts Shulamit Volkov, Tel Aviv: The Weimar Republic: On the Primacy of Political Assassination Joana Seiffert, Bochum: »… die letzten Schlacken marxistischer Verhetzung zu lösen« - Der Ruhrkampf und die Rote Ruhrarmee in der nationalsozialistischen Erinnerungskultur Sven Reichardt, Konstanz: Konsens und Gewalt im Nationalsozialismus Thomas Ebbrecht, Potsdam: Kampfplatz Kino - Filme als Gegenstand politischer Gewalt
Deutsches, Jüdisches und Israelisches – neue Perspektiven auf nur scheinbar wohlbekannte Beziehungen. Auf Basis jüngster Forschungen untersucht das neue Tel Aviver Jahrbuch die Kontexte und Beweggründe, die unterschiedliche Gruppen von Deutschen zu verschiedenen Zeiten nach Palästina und Israel brachten. Die Autoren analysieren zu diesem Zweck die vielfältigen Wege, durch die deutsches Kulturgut in die hebräische Kultur aufgenommen wurde: von den Kochbüchern für Jeckes bis hin zu ihren religiösen Ritualen. Zudem wird das gegenwärtige Deutschlandbild der Israelis mit dem Israelbild der Deutschen verglichen. Aus dem Inhalt: Moshe Zimmermann: Facelift – Das Image der Deutschen in Israel seit der Wiedervereinigung Robin Streppelhoff: »Zur Verbesserung der Beziehungen« – Deutsche Sportler in Israel 1966–1971 Simone Evelyn Heil: Der Beitrag des Jugendaustauschs zu den deutsch- israelischen Beziehungen – Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung Nitsa Ben-Ari: Hebrew Translations of German Classics – The Ups and the Downs Viola Rautenberg: Schlagsahne oder »Shemen«-Öl? Deutsch-jüdische Hausfrauen und ihre Küche in Palästina (1936–1940) In der Reihe zuletzt erschienen »Die Deutschen« als die anderen – Deutschland in der Imagination seiner Nachbarn, hg. von José Brunner und Iris Nachum (2012)
Nationenbildung im Umfeld Deutschlands und der Einfluss der Nachbarschaft. Im aktuellen Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte wird gefragt, wie sich Deutschlands Nachbarn »die Deutschen« vorstellen, sich von ihnen politisch und kulturell abgrenzen oder mit ihnen identifizieren. Auch wie sie sich selbst die Geschichte dieser Abgrenzungen, Identifikationen und Ambivalenzen erzählen, wird in den Beiträgen untersucht. Darüber hinaus dokumentiert der Band ein Podiumsgespräch anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Instituts für deutsche Geschichte und des Jahrbuchs. Dabei diskutierten prominente israelische Historikerinnen und Historiker unterschiedlicher Generationen deutsche Geschichtsschreibung in Israel. Abgerundet wird dieser Rückblick durch eine eingehende Rekonstruktion der Institutsanfänge und der Rolle Walter Grabs als seines Gründers. Aus dem Inhalt: Zef Segal, Tel Aviv: Real, Actual and Imagined Borders - State Construction in the »Third Germany« Christiane Brenner, München: »Die deutsche Wolke über uns« - Deutschland und die Deutschen im tschechischen nationalen Diskurs nach dem Zweiten Weltkrieg Thomas Ernst, Duisburg/Essen: Sprachen und Identitäten - Konnotationen des Deutschen in den multilingualen Nachbarländern Belgien und Luxemburg