Die vergangenen 25 Jahre haben der polnischen Gesellschaft in politischer und kultureller Hinsicht einen radikalen Wandel beschert. Dieser spiegelt sich in Forschungsergebnissen europäischer Ethnologinnen und Ethnologen seit dem Fall des Eisernen Vorhangs in und über Polen wider.Aktuelle Forschungsprojekte beschäftigen sich mit e-Folklore und ars electronica als Elementen einer voranschreitenden Globalisierung, mit Blogs über Ernährung, mit der Bedeutung regionaler Produkte für den modernen Konsumenten, mit dem veränderten Alltag in den Städten und Dörfern entlang der Autostrada Wolnosci (»Autobahn der Freiheit«), die das Land auf einer Länge von 620 km von Ost nach West von Frankfurt/Oder bis zur weißrussischen Grenze durchzieht, mit dem Einfluss der Medien auf gelebte Bräuche oder mit dem Wandel von Stereotypen durch den praktizierten Kulturkontakt zwischen Ost- und Westeuropa. Die kritisch-reflexiv angelegten Projekte der Europäischen Ethnologie in Polen bieten Verfahren, Strategien und Themen, die ein hohes Maß an Anschlussfähigkeit signalisieren.
Heidrun Alzheimer Bücher






Glaubenssache Krieg
Religiöse Motive auf Bildpostkarten des Ersten Weltkriegs
- 392 Seiten
- 14 Lesestunden
Religiöse Motive auf Bildpostkarten. Der Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung ordnet religiöse Motive auf Bildpostkarten aus dem Ersten Weltkrieg (Sammlung Dietrich Heber) in das geistig-politische Umfeld ihrer Entstehungszeit ein.
Handbuch zur narrativen Volksaufklärung
- 960 Seiten
- 34 Lesestunden
„Moralische Geschichten“ sind eine um 1780 aufgekommene Textsorte zur Bildung und Erziehung einfacher Leute, vornehmlich verfasst von Geistlichen, publiziert in Schulbüchern, Zeitungen, Kalendern und Katechismen. Sie erzählen von fortschrittlichen Bauern, treuen Dienstboten, folgsamen Kindern, sparsamen Hausfrauen und unerschrockenen Lebensrettern. Die Autorin erschließt das Textcorpus bibliographisch, stellt die weitgehend unbekannten Verfasser vor und kategorisiert Motive, Ideen und Programme dieser Texte. Die narrative Umsetzung von Aufklärungsideen in die Alltagspraxis führt unmittelbar in die zu gestaltende Lebenswelt der Zeit um 1800 ein. Hier wurde grundgelegt, was spätere Theoretiker gerne für Volkscharakter oder Stammeseigentümlichkeiten gehalten haben. Die Volkskunde vermag dadurch an die Wurzeln moderner Volksbildung vorzustoßen und ihre eigenen Beobachtungs-„Gegenstände“ genauer zu historisieren.
Die Festschrift zum 80. Geburtstag des in Bamberg als Professor für Volkskunde tätigen Klaus Guth versammelt Beiträge zur Geschichte, Religion und Kulturgeschichte mit dem Schwerpunkt Franken.
Das Schweden-Stereotyp der Deutschen ist geprägt von Bullerbü, IKEA, Lucia-Brauch und Mitsommernacht. Die Realität eines Landes, in dem Christ*innen sich in einem mehrheitlich säkularen, von Gleichheitsvorstellungen geprägten Kontext zu behaupten suchen und in dem widersprüchliche Rechtsordnungen zur Leihmutterschaft zu neuen Verwandtschaftsgrammatiken führt, wird weitgehend ausgeblendet. Die hier versammelten Beiträge beleuchten diese gesellschaftlichen Diskurse aus europäisch-ethnologischer Perspektive. Mit Überblicksdarstellungen zur Erzählforschung und aktuellen Museumsdiskussionen vertieft der Band klassische Themen der skandinavischen Fachgeschichte. Der zweite Schwerpunkt dokumentiert die Diskussionen der online-Tagung „Ambiguitäten verhandeln. Tolerieren als soziale und kulturelle Praxis“ der Sektionen Europäische Ethnologie und Soziologie der Görres-Gesellschaft im Herbst 2021. Toleranz wurde dort in unterschiedlichen historischen, ökonomischen, religiösen, weltanschaulichen und wissenschaftlichen Kontexten als Tugend, als Haltung (Respekt), als gesellschaftlicher Maßstab, oder als Schwäche, nicht zuletzt als Machtmittel gewertet.
Der in Bulgarien nach dem Ende der sozialistischen Ära und dem EU-Beitritt einsetzende umfassende Modernisierungsprozess hat zu einem neuen kulturellen Selbstverständnis und zu tiefgreifenden Veränderungen im Alltagsleben der breiten Bevölkerung geführt. Begleitet war dieser Wandel von einer intensiven Reflexion der eigenen Geschichte und Kultur. Das Jahrbuch gewährt einen umfassenden Einblick in aktuelle Themenfelder der bulgarischen Alltagskulturforschung. Dazu gehören Aspekte wie die Wiederentdeckung von Tradition, die Probleme einer sozialistischen Wettbewerbsrhetorik und der Übergang von der sozialistischen Planwirtschaft zur globalen Ökonomie, das religiöse Leben der Muslime, die Situation der Türken und der Arbeitsmigranten, aber auch der Wandel in der Einstellung zu Jugend und Gender sowie aktuelle Europäisierungsdiskurse. Eine Auseinandersetzung mit diesen Themen trägt zu einem reflektierten Verständnis der gegenwärtigen Alltagssituation in Bulgarien und den Veränderungen im östlichen Europa bei.
Es ist vor allem Kroatiens Küstenlandschaft mit ihren über 1.000 vorgelagerten Inseln, die sich bei Reisenden seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einer hohen Beliebtheit erfreut. Aber jenseits aller stereotypisierten Urlaubs- und Werbebilder, die meist auf einen schmalen Küstenstreifen in den Sommermonaten fokussieren, wohingegen das Landesinnere - vor allem Mittelkroatien - weitgehend ausgeblendet bleiben, hat das Land mit seinen gegenwärtig rund 4,2 Millionen Einwohnern seit seiner staatlichen Souveränität im Jahre 1991 ein tiefgreifender soziokultureller Wandel erfasst. In diesem Zusammenhang spielt das für die Identität Kroatiens bedeutsame materielle und immaterielle Kulturerbe, das es in seiner sowohl historischen als auch gegenwartsbezogenen Perspektive zu bewahren und kritisch reflexiv zu erforschen gilt, eine große Herausforderung dar. Das vorliegende Jahrbuch legt beredtes Zeugnis von der kroatischen Alltagskulturforschung in den letzten Jahrzehnten ab.
Das vorliegende Werk bietet einen umfassenden Überblick über die aktuelle Situation der ungarischen Ethnologie, einschließlich ihrer Forschungsschwerpunkte, Institutionen und internen Beziehungen. Es beleuchtet den Kulturraum Ungarn und analysiert den Volkskunde-Atlas unter Verwendung der Clusteranalyse. Zudem wird die Erforschung sakraler Kleindenkmäler thematisiert, wobei Ergebnisse und Perspektiven vorgestellt werden. Ein weiterer Beitrag widmet sich Pater Rochus, einem Exorzisten des 18. Jahrhunderts, und beleuchtet den Einfluss von Volksfrömmigkeit und katholischer Aufklärung in Südungarn. Die Heiligsprechung der hl. Margarete wird im Kontext des frühen 20. Jahrhunderts untersucht, während die Arbeiten von Kelemen Mikes, einem bedeutenden Schriftsteller, neue Quellen zu seinen Erzählungen präsentieren. Die Geschichte der ungarischen Schwaben wird durch zentrale Aspekte beleuchtet, und die Forschung zu den Donauschwaben behandelt grundlegende Probleme. Darüber hinaus wird auf die neuen Vertriebenendenkmäler in Ungarn eingegangen. Ungarische Migranten in den USA und die Rolle der Familie in der Traditionspflege werden ebenfalls thematisiert. Schließlich wird die urbane Fahrradkultur in Budapest kritisch betrachtet, wobei Fragen zu Stil und Identität aufgeworfen werden.
Der Band versammelt Analysen zur Alltagkultur sowie zu transnationalen Kultur- und Wissenstransfers. Er gewährt Einblicke in aktuelle Fachpositionen und Forschungsorientierungen zur »cultura popolare« im Spektrum der »demo-ethno-anthropologischen Disziplinen« (DEA) Italiens. Mit Beiträgen von: Klaus Beitl (Wien), Stefano Cavazza (Bologna), Fabio Dei (Pisa), Diane Dingeldein (Mainz), Francesco Faeta (Messina/ Roma), Annemarie Gronover (Tübingen) Burkhart Lauterbach (München), Stefania Massari (Roma), Luigina Rubini Messerli (Lausanne), Emanuella Rossi (Firenze), Daniella Seidl (München), Alessandro Simonicca (Roma) Angela Treiber (Eichstätt)