Sie ist uns so selbstverständlich, dass wir sie nicht mehr hinterfragen: die Zeit. Trotz, oder vielmehr weil sie ein solch elementarer Teil unseres Alltags ist, erfreut sich „Zeit“ als Forschungsgegenstand zunehmender Aufmerksamkeit. Denn hinter dem schnellen Blick auf die Uhr verbirgt sich ein komplexes gesellschaftliches und individuelles Ordnungssystem: Kontrolle über die Zeit kann Macht bedeuten, zeitliche Regeln sind Gegenstand von Konflikten, sie können der sozialen Distinktion dienen oder der kollektiven Selbstvergewisserung. Dieser Band leistet einen Beitrag zur Systematisierung der Diskussion um die Analyse von Zeitlichkeit. Anhand konkreter Fallbeispiele erörtern die Autorinnen und Autoren unterschiedliche Ansätze und Themenfelder – von den zeitlichen Bezugspunkten unserer Moderne, über die koloniale Zeitgestaltung im Senegal, bis hin zur betrieblichen Arbeitszeitgestaltung. Welche Akteure gestalten zeitliche Ordnungen und bedingen ihren historischen Wandel? Was kann eine zeitliche Perspektive zur Erklärung gesellschaftlicher Zusammenhänge beitragen? Dieser Band zeigt aus historisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive die Potentiale der Zeit-Analyse auf.
Katja Patzel Mattern Reihenfolge der Bücher



- 2015
- 2010
Ökonomische Effizienz und gesellschaftlicher Ausgleich
Die industrielle Psychotechnik in der Weimarer Republik
- 312 Seiten
- 11 Lesestunden
Wie findet man die richtigen Mitarbeiter? Eine Frage, die bereits nach dem Ersten Weltkrieg die deutsche Wirtschaft unter den Bedingungen wachsender internationaler Konkurrenz und kriegsbedingter Modernisierungsrückstände beschäftigte. Damals trat eine junge Wissenschaft an, diese Frage zu beantworten – die industrielle Psychotechnik. Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit begründen den Erfolg der industriellen Psychotechnik in den Unternehmen der frühen zwanziger Jahre. Die Anwendungsdisziplin bietet Antworten und Handlungsanweisungen in einer Phase gesellschaftlichen und ökonomischen Umbruchs, indem sie den Stellenwert des Menschen im Produktionsprozess beschreibt. Die institutionenökonomisch und kulturwissenschaftlich fundierte Untersuchung der Geschichte der industriellen Psychotechnik gibt daher Einblicke in Organisationsstrukturen der deutschen Großindustrie sowie ihre Umstellung auf die gewandelten gesellschaftlichen Verhältnisse in den Jahren der Weimarer Republik. Zugleich leistet Katja Patzel-Mattern aus der Perspektive des institutionellen Lernens im Verhältnis von Wissenschaft und Praxis einen Beitrag zu zeitlich übergreifenden Fragen des gesellschaftlichen Wandels.
- 2002
Geschichte im Zeichen der Erinnerung
Subjektivität und kulturwissenschaftliche Theoriebildung
- 339 Seiten
- 12 Lesestunden
Individuelle Erinnerung und soziales Gedächtnis sind die Schlagworte der aktuellen kulturwissenschaftlichen Debatte. Doch fehlt bisher eine theoretische Fundierung vor allem des Erinnerungsbegriffs. Angesichts einer zunehmenden Biografisierung unserer Gesellschaft erstaunt diese Forschungslücke, die das vorliegende Buch schließt. Die Autorin arbeitet aus dem historistisch geprägten Forschungsfeld der Geisteswissenschaften zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen alternativen Diskurs heraus, der die Bedeutung subjektiver Lebensvollzüge für die Ordnung der menschlichen Welt diskutiert. Diese älteren Überlegungen erweiternd, entwickelt sie ein geschichtstheoretisches Konzept, dessen erkenntnisleitende Kategorie die Erinnerung ist. Im Rückgriff auf wissenschaftshistorische Traditionen leistet das Werk so einen wichtigen Beitrag zur Selbstverortung der modernen Kulturwissenschaften.