Die »Edition Poeticon« ist ein Forum für poetologische Reflexionen, eine Reihe zum Nach-, Um- und Weiterdenken. In der Lyrik eröffnen sich Erfahrungsmöglichkeiten eigener Art. Wie hängen sie mit den Begriffen zusammen, die unsere Diskurse bestimmen und unsere Lebenswelt prägen? Politik, Tradition, Liebe, Gewalt, Geschichte, Wissenschaft, Geschlecht, Tier, Musik, Gedächtnis, Natur oder Gesellschaft: Dies sind nur einige der Begriffe, die unser Weltverständnis leiten – und deren Bedeutungsumfang Lyrik austrägt, abbaut, erkundet und aufbricht. Sie werden als Themen und kulturelle Hintergründe, als Wirkungsfelder und Formquellen von zeitgenössischer Lyrik in der »Edition Poeticon« kritisch in den Blick genommen. Die Bände in offener Fadenknotenheftung versammeln Essays von Dichter_innen, die sich poetologisch auf die zeitgenössische Lyrik und jeweils ein Thema fokussieren. Mit der Zeit wird so ein Katalog an theoretischen Texten zu wichtigen Begriffen in poetischer Annäherung entstehen. Die »Edition Poeticon« wird herausgegeben von Asmus Trautsch und dem Verlagshaus Berlin.
Monika Rinck Bücher






Was passiert, wenn Leute etwas zusammen machen Was wre das, was nur in der Gruppe gelingen kann Und was hat Glck mit timing zu tun Monika Rincks Versuch einer heutigen ducation sentimentale spinnt so poetisch wie reflektiert die romantische Idee des unendlichen Gesprchs weiter und fragt nach der mglichen Wendung zum auf etwas, auf den und die Anderen zu.
Verzückte Distanzen
Gedichte
'Wenn die Dichterin Monika Rinck den Bewusstseinsraum des Poetischen öffnet, dann geht es meist um eine Neugruppierung unterschiedlichster Reflexions- und Assoziationskräfte, um die Integration disparatester Gedanken und Bilder in eine mobile Form … In ihrer literarischen Arbeit verwickelt sie sich bewußt in ein Spannungsverhältnis von medientechnischen, philosophischen und lyrischen Inspirationen, in dem stets neue, überraschende Lösungen gefunden werden müssen.' Michael Braun, 'Sprache im technischen Zeitalter'
Im ursprünglichen Wortsinn des Protokolls gibt es einen klebrigen Kern: Ein zusammengeleimtes Buch ist gemeint oder, spezieller: das einer Niederschrift vorgeleimte Blatt, mit einer Chronologie zum Schriftstück und Angaben zum Verfasser. Das steht am Anfang des Buches, wird ihm aber zuletzt eingeklebt. Daher auch die Tendenz zum Hohn – in all seiner Nachträglichkeit. Es gibt die Klebrigkeit der inneren Fixierung, die auf immer wieder erneutes Durchdenken dringt, und es gibt den unvergesslichen Honig an den Schuhen, in der Tasche, an den Fingern, der an den unachtsamen Moment seines Verschüttens erinnert. Auch dies kann als ein Protokoll gesehen, wenn auch nicht gelesen werden. Oder nehmen wir den Körper als Protokoll unseres Lebens, für den Verlauf der Zeit, dem wir unterliegen. Nehmen wir den Honig als Protokoll des Bienenflugs und als Auskunft über die von ihnen gerade noch erreichbaren Blüten. Die Honigprotokolle sind beinahe quadratisch und ineinander verfugt wie Kacheln. Sie bilden ein Raster, das ihre Ordnung offenbart. Etwas ist passiert – das Gedicht gibt Auskunft und bittet seinerseits um Deutung. Es behandelt eine längst vergessene Süße. Sinne, Affekte, Materialien oder eine Angst, die gestern noch in die Zukunft ging. Auch davon berichtet das Protokoll. Es wendet sich an Konzepte, die es nicht abstreifen kann: kollektive Erfahrungen, von Einzelnen protokolliert. Die Arbeitsteilung erfolgt via Reizschwellen, die eine Folge der Vielfachpaarung sind. So wird eine hohe Bandbreite von Empfindlichkeiten garantiert. '… Denn alle rechten Dichter … sprechen nicht durch Kunst, sondern als Begeisterte und Besessene alle diese schönen Gedichte … und so wenig die, welche vom tanzenden Wahnsinn befallen sind, mit vernünftigem Bewusstsein tanzen, so dichten auch die Liederdichter nicht bei vernünftigem Bewusstsein diese schönen Lieder, sondern wenn sie von Harmonie und Rhythmus erfüllt sind … Es sagen uns nämlich die Dichter, dass sie aus honigströmenden Quellen aus gewissen Gärten und Hainen der Musen pflückend diese Gesänge uns bringen, wie die Bienen, auch selbst so umherfliegend. Und wahr reden sie.' (Platon: ION) Doch es ist wie beim Bienentanz: Am Ende wird nur noch für die beste Höhle getanzt.
zum fernbleiben der umarmung. Gedichte
- 78 Seiten
- 3 Lesestunden
Monika Rincks 'zum fernbleiben der umarmung' zeigt die Gleichwertigkeit von Assoziation und Gedankenschärfe in poetischer Präzision. Ihre Gedichte kombinieren sprachliches Raffinement mit Humor und hinterfragen tiefgründig Themen wie den Sinn des Horizonts und die Beziehung zu Tieren. Sie integriert vielfältige Gedanken und Bilder in eine dynamische Form.
Ah, das Love-Ding!
Ein Essay
Was passiert, wenn Leute etwas zusammen machen? Was wäre das, was nur in der Gruppe gelingen kann? Und was hat Glück mit timing zu tun? Monika Rincks Versuch einer heutigen »éducation sentimentale« spinnt so poetisch wie reflektiert die romantische Idee des unendlichen Gesprächs weiter und fragt nach der möglichen Wendung zum Glückenden: auf etwas, auf den und die Anderen zu.
Risiko und Idiotie
Streitschriften
In ihren Streitschriften „Risiko und Idiotie“ erklärt Monika Rinck die Debatten der letzten sieben Jahre für beendet. Sie waren idiotisch und riskant. Das Kirmespony, das jahrelang Nacht für Nacht alles noch einmal durchgemacht hat, ist losgeschirrt. Der Sonntag des Metaphernmenschen dämmert, die Trommel rollt ins Bergwerk zurück. Erfahren Sie, warum Sie wirklich unglücklich sind und woran diese Gesellschaft eigentlich krankt. Lesen Sie Witze, die so unfassbar gut sind, dass der Verlag dazu rät, bei der Lektüre einen Helm zu tragen. Wenn das Salz dumm wird, womit werden wir es salzen? Lesen Sie „Risiko und Idiotie“; nach der Lektüre werden Sie klüger sein, Sie werden schöner sein, sich ausgefallener kleiden, besser schlafen, interessanter träumen und Türen sehen, wo vorher keine waren.
Die Erzählung thematisiert das eindringliche Bedürfnis, sich mit den eigenen Ängsten und der Literatur auseinanderzusetzen. Die Protagonistin sucht verzweifelt nach einem bestimmten Satz, der ihre innere Unruhe entfacht hat. Diese obsessive Rückkehr zu den Worten und Büchern verdeutlicht die Kraft der Literatur, Emotionen zu wecken und das Bewusstsein zu schärfen. Durch das wiederholte Lesen strebt sie danach, die verborgenen Bedeutungen zu entschlüsseln und die schlafenden Gedanken zu erwecken.
Monika Rinck erforscht in ihrem Langgedicht „HÖLLENFAHRT“ automobile Todesfahrten und Unterweltreisen. Die Gedichte reflektieren eine stillgestellte Zeit in einer sich katastrophal entwickelnden Ära des Fortschritts. Begleitet von fremden Stimmen, thematisiert der Band Trost, Orientierung und die Herausforderungen der Gegenwart.