Der Autor Volker Schürmann beleuchtet den Unterschied zwischen Verstehen und Erklären und führt in die philosophische Hermeneutik ein, die über die übliche Methodenlehre hinausgeht. Er stützt sich auf Georg Misch und thematisiert die Freiheit im Verständnis. Besonders innovativ ist die Perspektive der Sportphilosophie, die körperliche Bewegungen als Ausgangspunkt für eine praxeologische Hermeneutik nutzt. Schürmann argumentiert, dass das Verstehen sportlicher Bewegungen eine essentielle Rolle spielt, insbesondere in einer Zeit, in der Big Data oft das Verstehen zugunsten bloßer Mustererkennung vernachlässigt.
Volker Schürmann Bücher






Mündige Leiber
Grundlagen von modernem Sport und körperlicher Bildung
Dieser Band will eine Verführungsrede zur Muße sein im Anschluss an die bekannte Unterscheidung von Karl Marx, dass es ein durch Arbeit bestimmtes »Reich der Notwendigkeit« gebe und ein »wahres Reich der Freiheit«, jene »Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gilt«. In dieser Zweiteilung ist die aristotelische Dreiteilung von Arbeit, Spiel und Muße verloren gegangen. Bereits diese theoretische Ungenauigkeit trug vielfach zur Preisgabe der strengen Selbstzweckhaftigkeit von Muße bei. Freiheit ist dann nicht als solche Thema und Anliegen, sondern analog zu Spiel und Freizeit soll sie noch anderem dienen: der Erholung von der Arbeit. Gegen solcherart ›Bastelanleitung‹ für das Reich der Notwendigkeit haben Odo Marquard und Josef Pieper zentrale Einwände formuliert, die sich lohnen, ihrerseits mit Marx gegengelesen zu werden.
In hermeneutischem Sprechen drückt sich ein Sinn aus, der „zwischen den Zeilen“ steht. Einschlägig sind Ironie, Metaphorik, Gedichte sowie Orakelsprüche. Schürmann bestimmt die allgemeine Struktur hermeneutischen Sprechens als vermittelte Unmittelbarkeit. Dieses systematische Anliegen wird mit Interpretationen zu Josef König und Georg Misch verbunden. Entgegen der Auffassung, die Konzeption sei nur eine Variante Diltheyscher Philosophie, stellt Schürmann sie als eine philosophische und nicht bloß methodische Hermeneutik heraus.
Im Rahmen der sich auf Marx beziehenden Theorietradition liegt keine ausgearbeitete Theorie des Absoluten vor. Im Gegenteil - unter Verweis auf eine postulierte Geschichtlichkeit des Wissens wird in der Regel die Vereinbarkeit des Marxismus mit dem Postulat eines Absoluten bestritten. Insbesondere Hegels Redeweise einer absoluten Idee wird als Idealismus kritisiert. In der vorliegenden Studie wird nach den Kosten dieser Grundannahme für den Marxismus selbst gefragt und die These vertreten, daß hier eine Grundlage liegt für mechanistische Auffassungen. Dagegen wird Naturdialektik als Wissenstheorie gedacht, die notwendig eines Absolutums bedarf und vor der Aufgabe steht, dieses Absolutum nicht zu substantialisieren.
Spekulativer Marxismus
Studien zu Hans Heinz Holz. Mit einem Beitrag von Dietmar Dath zur dessen ästhetischer Theorie
Hans Heinz Holz gehörte zu den entschiedensten Verfechtern der Position, dass der Marxismus eine Philosophie ist. Marx und Engels sind ohne Anknüpfung an Hegel nicht zu haben, gerade weil es darauf ankommt, die Welt nicht nur verschieden zu interpretieren. Um politisch eine Stückwerktechnologie zu unterlaufen, st eine Idee von Welt im Ganzen nötig, also ein metaphysisches Modell. Der Marxismus tritt als kämpferische Gegenposition gegen jede alte Metaphysik das Erbe dieser Metaphysik an. Mit Engels sind politische Bewegungen Teil der Philosophiegeschichte. Was das Werk von Holz einzigartig macht, ist ein damit eng verflochtenes Paradox. Nur eine Idee von Welt im Ganzen sichert die unaustauschbare Stellung des Individuellen. Deshalb ist sein Werk ohne Leibniz nicht zu haben. Das Individuelle ist Spiegel des Ganzen der Welt, unaustauschbar durch den Ort, von dem aus es spiegelt.
Diese Grundlagen der Sportphilosophie sind, auch wörtlich, durch Antonio Gramsci und Paolo Freire gerahmt, denn letztlich kommt es der Philosophie, und gerade auch der Sportphilosophie, bekanntlich darauf an, die Welt mit emanzipatorischem Anliegen zu verändern. Innerhalb dieses Rahmens ist davon freilich nur indirekt die Rede. Direktes Thema ist die Frage, was das Sportphilosophische an sportphilosophischen Ansätzen ausmacht und was diese etwa von sportsoziologischen oder sportmotorischen Analysen unterscheidet. Der Vorschlag lautet, dass jede bestimmte wissenschaftliche Erfahrung auf kategorialen Gehalten (»Grundannahmen«) beruht, die diese Erfahrung ermöglicht haben. Diese können ihrerseits, wenn auch in anderer Weise, in Erfahrung gebracht und von einer Sportphilosophie als reflexiver Sportwissenschaft artikuliert werden. Dieser Vorschlag wird an den Standardthemen der Sportphilosophie: Körper, Bewegung, Normativität konkretisiert
Sportsgeist
Bibliothek Mediale Moderne
Kraft ist der Grundbegriff einer asthetischen Anthropologie (Christoph Menke) und ist unter dem Titel Rechtskraft zur Bestimmung von juridischer Gerechtigkeit genutzt worden (Andreas Fischer-Lescano). IM Durchgang durch diesen Begriff der Kraft ist Geist der Grundbegriff einer politischen Anthropologie und wird hier zur Bestimmung von sportlicher Gerechtigkeit ("Fairness") genutzt. Sportsgeist ist dann das Titelwort fur die gesuchte Antwort auf die Frage, ob die Rede vom "Geist des Sports" eine Eigenbedeutsamkeit bekommt, die nicht durch vorbehaltlos notige und in der Regel sogar wichtigere Ideologiekritik an dieser Rede zersetzt werden kann.