Wir verabscheuen all das, was ungeordnet, regellos, zufällig ist, und versuchen uns - auch im Stofflichen - zu beschränken, uns einen Rahmen zu geben, in einem abgeschlossenen Daseinsraum zu bleiben. Wir sind überzeugt, daß eine große Offenbarung nur aus dem hartnäckigen Beharren auf einer ebensolchen Schwierigkeit hervorgehen kann. Wir haben nichts gemein mit den Reisenden, den Experimentierern, den Abenteurern. Wir wissen, der sicherste - und rascheste - Weg zum Staunen ist der: unerschrocken immer den gleichen Gegenstand fest im Auge behalten. Auf einmal erscheint uns dann dieser Gegenstand wunderbar - so, als hätten wir ihn niemals gesehen. Cesare Pavese
Cesare Pavese Bücher
Cesare Paveses Werk, hauptsächlich Kurzgeschichten und Novellen, ist tief in der Erforschung der heiligen Orte der Kindheit und der Suche nach dem Selbst verwurzelt. Unter der faschistischen Herrschaft, die ihm eine unmittelbare Veröffentlichung verwehrte, wurde er durch seine bedeutenden Übersetzungen amerikanischer Literatur zu einer Schlüsselfigur, die diese in Italien bekannt machte. Paveses Schreiben ist von einer tiefen Auseinandersetzung mit Mythos, Symbol und Archetyp durchdrungen, die sich oft in poetisch gestalteten Dialogen manifestiert, die sich mit der menschlichen Verfassung befassen. Seine Erzählungen, die sich durch eine Mischung aus Trostlosigkeit und Mitgefühl auszeichnen, stellen überzeugend Individuen dar, die mit ihrer Vergangenheit und ihrem Platz in der Welt ringen, was seinen Status als bedeutende Stimme der italienischen Literatur festigt.







Die Turiner Romane
- 367 Seiten
- 13 Lesestunden
Nur wenige Monate vor seinem Freitod wurde Cesare Pavese mit dem Premio Strega ausgezeichnet für die Trilogie Turiner Romane. In ihnen beschreibt er seine Heimat, das Piemont, und das Leben in den vierziger Jahren in und um Turin. Der erste der drei Romane, »Der schöne Sommer«, dokumentiert gerade in der Neuübersetzung durch Maja Pflug besonders eindrücklich die moderne Sprachgewalt Paveses, der ein altes Topos aufgreift: die emotionale Verstrickung zwischen einem Modell, der jungen Gina, und dem Maler, in den sie sich verliebt. Pavese hat sich in diesem Roman - wie auch in »Die einsamen Frauen« - mit ungeheurer poetischer Eindringlichkeit in eine Frau versetzt. In »Der Teufel auf den Hügeln« hingegen steht ein junger Mann im Mittelpunkt: In archaischer Landschaft gewinnt seine Sinnsuche durch den Selbstmord einer jungen Frau eine tragische Wendung.
'Wir waren noch sehr jung', beginnt dieser Roman, der die Erlebnisse dreier junger Männer während eines heißen Sommers in Turin und auf dem Land schildert. Oreste, Pieretto und der Ich-Erzähler treffen bei einem nächtlichen Spaziergang auf den reichen, melancholischen Poli, der kurz darauf von seiner Geliebten angeschossen wird. Er reist zur Erholung ans Meer, wo ihn die drei Freunde besuchen. Dort verliebt Oreste sich in Gabriella, Polis Frau. Nach Der schöne Sommer der zweite Roman aus Paveses Turiner Trilogie.
Die Erzählungen des großen italienischen Schriftstellers aus den Jahren 1940 bis 1946.
Der 1942 erschienene Roman La spiaggia ist ein noch heute zeitlos erscheinendes Porträt des italienischen Sommers am Meer. Schwimmen, Plaudern, Rauchen, Spazierengehen, Autofahren, Tanzen sind virtuos gestaltete Motive, die schließlich in den leicht melancholisch grundierten Abschied von der Unverbindlichkeit der Jugend münden. Paveses Ich-Erzähler beobachtet aus der Distanz und lässt nebenbei die Kindheitsmythen von ligurischem Meer und piemontesischer Hügellandschaft anklingen. Vor dem Hintergrund der schwankenden Stimmungen einer Clique junger Frauen und Männer entsteht so ein wunderbar vitaler Reigen von Emotionen, wie sie für das italienische Strandleben charakteristisch sind.
Der Genosse
Roman
Der Roman 'Der Genosse' spielt in Turin und Rom und thematisiert den Kontrast zwischen der Halbwelt junger Männer und der Arbeiterklasse im Kampf gegen den Faschismus. Protagonist Pablo, ein Gitarre spielender Nichtstuer, wandelt nach einer enttäuschenden Liebe zu Linda und engagiert sich schließlich im Widerstand.
Der Roman führt ins Piemont, Ende der Vierzigerjahre. Der Erzähler, gut zwanzig Jahre zuvor aufgebrochen, sein Glück in Amerika zu machen, kehrt in sein Dorf zurück. Die Landschaft der Kindheit liegt vor ihm, die Rebhügel, der Fluss mit dem abschüssigen Ufer, die Eisenbahnlinie. Hier ist er, als angenommenes Kind, in einer Kleinbauernfamilie aufgewachsen, hier geschah die Entdeckung der Welt. Aber viel ist seither passiert. Von Nuto, seinem einzigen verbliebenen Freund, erfährt er, wie der Faschismus das Dorf gespalten hat, dass der Kampf auf der Seite der Partisanen den Weggefährten das Leben gekostet hat und nicht Freudenfeuer, sondern Feuer der Wut und Verzweifl ung auf den Höhen entfacht wurden. In Der Mond und die Feuer, Paveses letztem Roman, leuchtet mit der mythischen Hügellandschaft der Langhe auch die Schönheit des Erzählens auf. Urbilder menschlicher Erfahrung – der Baum, das Haus, die Reben, der Abend, das Brot, die Frucht – erzeugen eine magische Melancholie. Virtuos verdichtet verhandelt Pavese die großen, auch in unserem Jahrhundert relevanten Themen der Weltliteratur: Auswanderung und Heimkehr, Verwurzelung und Entwurzelung, Widerstand.
Am Strand
- 93 Seiten
- 4 Lesestunden
Der Roman spielt in der Schickeria-Welt bürgerlicher Intellektueller. Vier Männer umkreisen die reizvolle Celia, die sich in ihrer Indifferenz als Projektionsobjekt für halbbewußte oder nur halb eingestandene Wünsche darbietet. Alles, was geschehen könnte geschieht nicht, wird nicht geschehen, ist auswechselbar, beliebig, sinnlos. Celia und die vier Männer verbringen ein paar Ferienwochen an der ligurischen Küste. Am Urlaubsende gehen sie wieder auseinander, ohne daß etwas Entscheidendes geschehen wäre - doch keiner kehrt unberührt in sein bis dahin gewohntes Leben zurück. Alle sind in Nuancen verändert. Präzis beschreibt Pavese die unterschiedlichen Reaktionen der verschiedenen Charaktere.