Einen unbegreiflichen Umschwung gilt es zu verstehen: von der fröhlichen Erotik des helllichten Tages, die im alten Griechenland gefeiert wurde, zur Verbannung des sexuellen Akts ins Dunkle, Angsterfüllte, Verborgene bei den Römern. Wo ließe sich dem besser nachspüren als in Pompeji – dort, wo der Schrecken von Erdstößen und glühender Lava uns im Augenblick des Todes das faszinierende Bild des Zusammenstoßes dieser beiden Zivilisationen erhalten hat? Ausgehend von den verstörenden Fresken in Pompeji erzählt Pascal Quignard eine Geschichte über den Tod, die antike Malerei und den abendländischen Sex, die zu einer ganz neuen Sichtweise auf die römische Welt gelangt: als Ursprung des Ekels, des Grauens, der Melancholie und des Puritanismus.
Pascal Quignard Bücher
Pascal Quignard ist ein französischer Autor, dessen Werk mit feiner Eleganz die Tiefen der menschlichen Existenz ergründet. Sein Schreiben, das oft die Grenzen zwischen Roman, Poesie und Essay verwischt, zeichnet sich durch eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Themen wie Erinnerung, Verlangen und Stille aus. Quignards Schaffen untersucht die komplexen Verbindungen zwischen Geschichte, Kunst und persönlicher Erfahrung und verwendet eine reiche und poetische Sprache. Seine einzigartige Stimme lädt die Leser ein, über die Vergänglichkeit des Lebens und die beständige Kraft des künstlerischen Ausdrucks nachzudenken.







Die wandernden Schatten
Letztes Königreich, I
Georges de LaTour & Pascal Quignard
- 80 Seiten
- 3 Lesestunden
Frankreich Ende der fünfziger Jahre. Überall im Land sind amerikanische Truppen. Marie-José und Patrick sind ein Liebespaar seit ihrer Kindheit. Auch in dem Dorf, in dem die beiden aufwachsen, ist eine Base der "Amerikanischen Besatzung". Faszination für die Amerikaner und Abscheu für die Besatzer teilen nicht nur das Dorf, der Gegensatz greift auch in die Pubertät von Marie-José und Patrick ein und beginnt, eine Jugendliebe zu zerstören.§
»Im Jahr 53 wurden einhundertvierundvierzig römische Legionäre von den Parthern gefangengenommen. Dann wurden sie von den Hunnen gefangengenommen. Dann wurden sie von den Chinesen gefangengenommen. Alle waren sie Männer von Licinius Crassus. Einhundertvierundvierzig Römer machen Bekanntschaft mit China. Drei kehrten zurück. Sie waren sehr alt. Sie sprachen von einer Vergangenheit, die nicht die Vergangenheit war, sondern eine andere Welt. Man hörte ihnen zu. Man lächelte. Man verstand nichts von alldem, was sie sagten. Da man ihnen nicht glaubte, nahmen sie sich das Leben.«
Eine Legende aus grauer Vorzeit. Eine junge Stickerin verspricht einem Unbekannten, seinen Namen im Gedächtnis zu behalten. In Jahresfrist wird er wiederkehren und sie nach seinem Namen fragen. Im Gegenzug erhält die Stickerin jene wundersame Hilfe, auf die sie schon nicht mehr gehofft hat. Und kann deshalb ihren Geliebten heiraten. Aber irgendwann im Verlauf des Jahres fällt ihr der Name nicht mehr ein. Er liegt ihr auf der Zunge. Doch es droht der Tod, sollte der Name nicht wieder zum Vorschein kommen… Lakonisch und makellos wie ein Kristall, dient dieses Märchen für Erwachsene (wie für Kinder) als Dreh- und Angelpunkt für einen erhellenden Essay über die Sprachlosigkeit, das Schreiben und um das Paradox, dass die Unzulänglichkeit der Sprache selbst zum Handeln treibt, zur Handlung wird. Durchwirkt sind diese Reflexionen von der sehr persönlichen Erinnerung eines Ausnahmeschriftstellers an das Kind, das er einmal war – das Kind, das um die stets anwesend-abwesende Mutter kreist, die Nahrung verweigert, von Stummheit befallen ist.
A captivating and wide-ranging interpretation of accidental dismounting. In Pascal Quignard’s writing, philology hunts for wild game in a dark forest. The Unsaddled , which features horses as its central figure, is no exception. Taking off from puns, multifarious imagery, and metaphorical meanings—“to be baffled,” “to be thrown”—that the book’s title provides, Quignard focuses on life-changing moments. We meet George Sand (whose father died after being thrown from his horse), Saint Paul, Abelard, Agrippa d’Aubigné, and countless other writers, philosophers, theologians, or kings who fell off their horses—not to forget Jean-Jacques Rousseau, who was knocked over by a dog. Being “unsaddled” can also be associated, as Quignard shows in regard to Nietzsche, with an “overturning” of values. Scenes of war, hunting, “fleeing” or sexuality—“When lovers have a horse ride, they gallop in another world”—come before our eyes, each time from those unsettling vantage points that Quignard knows how to find. As ever, he ranges far and wide in his intense quest, taking examples from across human history, from the neolithic age to his own childhood memories of postwar Le Havre in northern France.
“ Last Kingdom is a set of books that . . . is neither philosophical argumentation nor little disparate, scholarly essays, nor novelistic narrative; gradually, for me, all genres have fallen away.” So writes Pascal Quignard of his monumental book series, Last Kingdom . In the latest volume, The Fount of Time , he focuses on the paradoxically immediate presence in our lives of the deepest, most distant past. He explores this subject through a multitude of fragments of autobiography; curious folktales; literary snippets; historical anecdotes both classical and modern; ruminations on biology, archaeology, and linguistics. Using all of these forms, he confronts dimensions of human experience which, though customarily conveyed in legend, myth, and dreams, run somehow beneath the everyday world and yet are part of our most tangible reality. To enter Quignard’s horizonless time-space is to embrace a rich vision in which the totality of human history and culture is placed disconcertingly on a single footing. In The Fount of Time we are able to glimpse—whether through obscure cultural detail or unusual anecdote—“another world beneath the world.”
Abysses
- 256 Seiten
- 9 Lesestunden
Bringing his troubling, questing characters - souls who are fascinated by what preceded and conceived them, the author writes with a rich mix of anecdote and reflection, aphorism and quotation, offering enigmatic glimpses of the present, and confident, pointed borrowings from the past.