Paul Virilio Bücher
Paul Virilio war ein Kulturtheoretiker und Urbanist, der vor allem für seine Schriften über Technologie in Bezug auf Geschwindigkeit und Macht bekannt ist. Sein Werk schöpft aus vielfältigen Bezügen zur Architektur, zu den Künsten, zur Stadt und zum Militär, um zu untersuchen, wie diese Elemente unser Weltverständnis prägen. Virilio untersuchte die Auswirkungen der ständigen Beschleunigung auf Gesellschaft und Geist. Seine Analysen bieten tiefe Einblicke in die Dynamik des modernen Lebens.







Klimachaos, Börsenpanik, Wirtschaftskrise, Terrorismus. Die stetig wachsende Zahl der Bedrohungen, denen wir heute ausgesetzt sind, veranlasst Paul Virilio zu Überlegungen über das Phänomen der Angst, ihre mediale Verbreitung und politische Instrumentalisierung in einer globalisierten, unablässig beschleunigten Realität. Im Gespräch mit dem Herausgeber und Journalisten Bertrand Richard zeichnet Virilio das Porträt einer „unbewohnbar gewordenen Welt“. In dieser erscheint die Angst als unvermeidliche Kehrseite der Fortschrittspropaganda, weil die Politik neuerdings von globaler statt von individueller Sicherheit spricht und damit sukzessive die Gesellschaft unterminiert. Paul Virilio liefert eine umfassende Analyse der politischen, medialen, aber auch philosophischen Implikationen der allgegenwärtigen Angst, die von den Mächtigen verbreitet, orchestriert und verwaltet wird. Einmal mehr warnt er davor, schreckensstarr und tatenlos den Ereignissen zuzusehen und ruft zum Bruch mit der „Echtzeit“ auf, damit die Diversität, jene des Lebens, der Orte, aber auch jene der Zeit, fortlebt.
Cyberwelt, die wissentlich schlimmste Politik
Ein Gespräch mit Philippe Petit
Der Gesprächsband von Paul Virilio und Philippe Petit ist nicht nur einVerweilen bei den wichtigen Ideen und Publikationen des französischenArchitekten, Urbanisten und Theoretikers Paul Virilio, sondern offenbart auchbiographische Schnittstellen zwischen seinem Leben und seinen Arbeiten, zwischen seinen Erfahrungen und seinen Warnungen. Petit und Viriliosprechen über Urbanistik, Echtzeitmedien, Finanzkrisen, Biopolitik und Macht. So stellt sich Virilio dem Vorwurf, ein Pessimist zu sein und beharrt dagegenauf der Notwendigkeit, die unterbelichtete Seite der technischen Errungenschaften, die einseitig als Fortschritt gefeiert werden, in den Fokus unsererÜberlegungen zu rücken. Dabei stand die Einlösung einiger Prognosen, die der Seismograph Viriliogibt, Mitte der 90er Jahre überhaupt erst noch aus * sei es in Hinsicht auf dieFinanzkrise oder die Aufstände in den französischen Vororten * bzw. harrenwir ihrer noch ungeduldig, wie bspw. das Ende des Fernsehens, das erschlüssig nahelegt.
Virilio ist der Speedfreak unter den Denkern. Er unterscheidet drei Revolutionen der Geschwindigkeit: - das Transportwesen im 19. Jahrhundert - die Transmissions- oder Übertragungsmedien im 20. Jahrhundert - und die künftige Revolution der Transplantationen.
Ereignislandschaft
- 167 Seiten
- 6 Lesestunden
Am Ende des 20. Jahrhunderts verwischen avancierte elektronische Medien den Unterschied zwischen der Realität und ihrer Darstellung, während die Wirklichkeit immer stärker von winzigen Maschinen und Bauteilen beherrscht wird, die sich dem Blick des menschlichen Auges entziehen. Paul Virilio protokolliert, wie es dazu kam, daß uns die Ereignisse aus dem Blick gerieten, und imaginiert als Gegenmodell die Vorstellung einer Ereignislandschaft.
Der negative Horizont
- 290 Seiten
- 11 Lesestunden
Es war 1843, als Heinrich Heine den Schock durch die Eisenbahn so beschrieb: „Welche Veränderungen müssen jetzt eintreten in unsrer Anschauungsweise und in unsren Vorstellungen! Sogar die Elementarbegriffe von Zeit und Raum sind schwankend geworden. Durch die Eisenbahn wird der Raum getötet, und es bleibt nur noch die Zeit übrig.“ Paul Virilio zitiert diese berühmte Beobachtung häufig, weil sie eine Schlüsselszene in der modernen Geschichte bezeichnet und weil er die Erfahrung, daß Bewegung, beschleunigter Verkehr, Geschwindigkeit unsere Wahrnehmung und unser Verhalten verändern, zum Zentrum einer faszinierenden, überraschenden Geschichtstheorie macht: die Geschichte der Menschheit, ihrer Politik, ihrer Kultur, ihrer Empfindungen als die Geschichte von Bewegung, von Beschleunigung und von Geschwindigkeit. Das Kind auf dem Rücken der Mutter, Lasttiere, das Reitpferd, Schiffe, das Schießpulver, die Eisenbahn, das Flugzeug, die optische, dann die elektronische Nachrichtenübermittlung und schließlich die Laserwaffe, in der absolute Höchstgeschwindigkeit und Zerstörung zusammenfallen: Stationen auf dem Weg rasender Beschleunigung bis heute, bis zum Triumph der Geschwindigkeit, an der sich der Mensch berauscht und die sich als Gewalt schließlich gegen ihn wendet.
In seinen Essays Krieg und Kino und Der negative Horizont hat Paul Virilio zwei Aspekte seines Generalthemas dargestellt: die Verwandlung der Filmkamera in eine Waffe, die Umformung von Wahrnehmung in einen aggressiven Akt und den Ablauf und die Gesetze der Menschheitsgeschichte als Beschleunigungsprozeß, der heute, im Zeitalter gigantischer Informationsnetzwerke, auf seinen Endpunkt zurast. Der vorliegende Essay beschreibt den drohenden Endzustand dieser gewalttätigen Beschleunigung in der allesbeherrschenden Telekommunikation. Der Wahn, dank elektronischer Telekommunikation überall und jederzeit dabeizusein, die Verführung der simultanen Teilhabe an allem, die Erfahrung der geschichtslosen Augenblicklichkeit im Beobachten: Virilio hat diesen Zustand als mediale Ghettoisierung, als elektronische Apartheid, als Koma diagnostiziert. Der rasende Stillstand einer Gesellschaft, die Zeit und Raum hochtechnologisch beherrscht, aber damit an der Auslöschung ihrer selbst arbeitet.
Geschwindigkeit und Politik
Ein Essay zur Dromologie
Paul Virilio sieht im technischen Fortschritt der Medizin, in dieser Eroberung des Körpers, eine Entwicklung heraufziehen, die nun auch den letzten Schonraum der menschlichen Individualität bedroht. Herzschrittmacher, Organtransplantationen, prothetische Chirurgie - wird der Mensch zum Ersatzteillager? Der Autor protokolliert die Gefahren dieser Revolution und kommentiert sie radikal.
Film und militärische Luftfahrt traten gegen Ende des 19. Jahrhunderts etwa gleichzeitig in Erscheinung, und beide haben - das ist die These von Paul Virilio - in den folgenden Kriegen und bis heute mehr miteinander zu tun, als es auf den ersten Blick den Anschein hat: Mit der Luftaufnahme hat sich die Qualität des Krieges entscheidend verändert. Das bewaffnete Auge (Dziga Vertov) und die Verfeinerung des (Kamera-)Auges der Waffen sind Teil einer parallelen Entwicklung. Virilio untersucht diese Parallelisierung der Wahrnehmungsweisen von (Film-)Kamera und Waffensystem als Werkzeuge der Perzeption, und er beschreibt die sonderbare Osmose von Kriegs- und Kameratechniken, den historisch bedeutsamen Wandel, der mit der Anwendung von Wahrnehmungsgeräten zu kriegerischen Zwecken in den menschlichen Wahrnehmungsgewohnheiten eingetreten ist.

