Die Bände 9, 19 und 11 der ›Gesammelten Schriften‹ Horkheimers enthalten Nachlassmaterialien aus der Zeit vor der Gründung der Zeitschrift für Sozialforschung, die in sieben Abschnitte unterteilt sind. Band 11 umfasst die letzten vier: Aufzeichnungen und Vorträge, Notizen, poetische Versuche und ein Diskussionsprotokoll. Diese vielfältigen Materialien bieten faszinierende Einblicke in Horkheimers Denken während seiner Lehrjahre und in die Entwicklung seiner Persönlichkeit. Sie reichen von frühen, unveröffentlichten literarischen Versuchen bis hin zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichtsauffassung des Marxismus. Ein starker moralischer Impuls prägt Horkheimers intellektuelle Anstrengungen und macht ihn immun gegen Idealismus und Dogmatismus. Dieser Impuls bewahrt ihn vor einer schulphilosophischen Spezialisierung und führt zu einer breiten Verzweigung seiner theoretischen Interessen. In seinen Reden und Vorträgen behandelt er Probleme der Gegenwartsphilosophie (Husserl, Scheler, Heidegger) sowie die Systeme Kants und Hegels. Zudem widmet er sich Fragen der Soziologie und ihrer Geschichte. Ein kritischer Essay zu Lenins ›Empiriokritizismus‹ markiert seinen philosophischen Standort Ende der zwanziger Jahre. Texte zur Selbstverständigung, ein umfangreiches Diskussionsprotokoll zum Protestantismus und ein Philosophisches Tagebuch (1925-28) vervollständigen den Eindruck eines dynamischen intellektuellen Prozesses.
Max Horkheimer Bücher
Max Horkheimer war eine Schlüsselfigur der Frankfurter Schule, einer Gruppe von Denkern, die sich der Kritik der modernen Gesellschaft widmeten. Seine Arbeit, insbesondere im gemeinsamen Werk mit Theodor Adorno, befasst sich mit den dunkleren Seiten der Aufklärung und der Vernunft. Horkheimer untersuchte, wie die Werkzeuge der Moderne sich gegen die Menschheit wenden können, und hinterließ ein bleibendes Erbe für die kritische Theorie. Sein Ansatz betont die Notwendigkeit, Machtstrukturen und Ideologien, die unsere Welt prägen, ständig zu hinterfragen.

![Notizen 1950 [neunzehnhundertfünfzig] bis 1969 [neunzehnhundertneunundsechzig] und Dämmerung](https://rezised-images.knhbt.cz/1920x1920/50848633.jpg)





Anfänge der bürgerlichen Geschichtsphilosophie
- 143 Seiten
- 6 Lesestunden
Dieses Buch ist ein Schlüsselwerk der philosophischen Zeitdiagnostik und bietet eine eindringliche Analyse der Selbstzerstörungskräfte der modernen Gesellschaft. Besonders im ersten Teil, der die 1947 unter dem Titel Eclipse of Reason veröffentlichten Vorlesungen an der Columbia University zugrunde liegt, wird die verhängnisvolle Eigendynamik des wissenschaftlich-technischen Fortschritts untersucht. Horkheimer zeigt auf, wie die extremen Mittel des Fortschritts beginnen, den ursprünglichen Zweck – die Selbstverwirklichung des Menschen – zu untergraben. Er analysiert den dominierenden Begriff von Vernunft in unserem Zeitalter und verfolgt die geschichtlichen Phasen, in denen die subjektive, instrumentelle Auffassung der Vernunft die objektive überlagert. Während die große europäische Philosophie Vernunft als eine Kraft betrachtet, die Realität prägt und menschliches Handeln bestimmt, verliert das moderne Denken zunehmend die Fähigkeit, die Vernünftigkeit der Zwecke neben der Effektivität der Mittel zu beurteilen. Der zweite Teil des Buches umfasst Vorträge und Aufzeichnungen, die nach Horkheimers Rückkehr nach Deutschland entstanden sind. Diese Reflexionen zu aktuellen philosophischen und gesellschaftlichen Problemen zeugen von einer wachsenden Beunruhigung über die Gefahr, dass die perfektionierte technisch-wissenschaftliche Zivilisation in überrationalisiertem Irrationalismus verloren gehen könnte.
Im Zeitalter der Massenmedien und Konsumorientierung gewinnen philosophische Überlegungen zur Massenkultur neues Gewicht. Theodor W. Adorno und Max Horkheimer sprachen in ihrer »Dialektik der Aufklärung« bereits 1940 von einer ›Kulturindustrie‹. Diese deformiere Kultur zu einer weicheren Form totaler Unterdrückung. Es lohnt sich, »Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug«, ein zentrales Kapitel der »Dialektik der Aufklärung«, in diesem Licht neu zu lesen.
Dialektik der Aufklärung
- 275 Seiten
- 10 Lesestunden
Noch während des Zweiten Weltkriegs in den Vereinigten Staaten entstanden, 1947 als Buch erschienen, mit der Neuausgabe von 1969 endgültig zum einflussreichsten Werk der »Frankfurter Schule« geworden: eine Sonderausgabe zum hundertsten Geburtstag Theodor W. Adornos am 11. September 2003.
In den dreißiger und frühen vierziger Jahren erlebte Horkheimer eine Phase außergewöhnlicher Produktivität, in der er zentrale Texte der Kritischen Theorie verfasste. Der lebendige intellektuelle Austausch, gefördert durch die Zeitschrift für Sozialforschung und das aktive Institut für Sozialforschung, spielte eine entscheidende Rolle. Diese Umgebung ermöglichte ihm, sein Konzept einer „kritischen“ Theorie zu entwickeln, die über Fachgrenzen hinausging und sich an den realen Bedürfnissen der Menschen orientierte. Die fünf ausgewählten Aufsätze gehören zu den bedeutendsten Arbeiten dieser Zeit. Besonders der Titelessay Traditionelle und kritische Theorie gilt als zentraler Text der Kritischen Theorie und als deren Programm. Horkheimers Fähigkeit, materialistische Geschichtstheorie in konkrete historische und soziologische Analysen umzusetzen, wird im Aufsatz Egoismus und Freiheitsbewegung sowie in seinem Beitrag zu den Studien über Autorität und Familie deutlich. Der 1942 entstandene Essay Vernunft und Selbsterhaltung markiert den Übergang zu der in der Dialektik der Aufklärung vertretenen vernunftkritischen Position. Grundlage dieser Auswahl sind die von Alfred Schmidt und Gunzelin Schmid Noerr herausgegebenen Gesammelten Schriften, die auch inhaltlich bedeutsame Varianten enthalten.



