Der Schriftsteller Mizuno hat erneut eine Geschichte über einen perfekten Mord geschrieben. Wie auch zuvor in seinem Schaffen ist die Figur des Opfers die Kopie einer realen Person. In diesem Fall ist es ein ihm gut bekannter Schriftstellerkollege. Als Mizuno kurz nach der Abgabe des Manuskripts bemerkt, dass sich auf den letzten Kapiteln der wahre Name seines Kollegen ins Buch geschlichen hat, bemüht er sich darum, das noch zu korrigieren. Doch es ist bereits zu spät. Immer mehr steigert er sich in die Vorstellung hinein, dass ein wirklicher, an seinem Buch modellierter Mord stattfinden könnte, der ihn unausweichlich zum Hauptverdächtigen machen würde. Und so begibt er sich schon vorbeugend auf die verzweifelte Suche nach einem Alibi, lernt eine deutsche Prostituierte kennen, die er so lange verfolgt, bis sie bereit ist, ihn zu sich zu lassen. Doch bald stellt sich die Frage, ob der Jäger nicht das Opfer ist. Zu dubios wirken die Geschehnisse rund um Mizuno, sodass seine Glaubwürdigkeit als Erzähler stark in Mitleidenschaft gezogen wird. Als er in weiterer Folge versucht, dem Schattenmann zu entwischen, der vom Verlag beauftragt zu sein scheint, den Fortschritt des nächsten Romans zu überwachen, und der im Roman ermordete Schriftstellerkollege tatsächlich sein Leben verliert, überschlagen sich die Ereignisse. Während die auf Das Geständnis folgenden Romane Jun’ichirō Tanizakis (Insel der Puppen und Treibsand) zu seinen berühmtesten wurden, wurde Das Geständnis nach dem Erscheinen als Fortsetzungsroman im Jahre 1928 in einer Zeitung, erst 1999 in Japan in Buchform veröffentlicht. Dieser metafiktionale, psychologische Kriminalroman ist ein perfektes Beispiel der großen Erzählkunst Tanizakis, der zu den wichtigsten und meistgelesenen japanischen Schriftstellern des zwanzigsten Jahrhunderts zählt.
Jun'ichirō Tanizaki Bücher







Dieses Buch erzählt die Geschichte des Fürsten von Musashi. Geboren im sechzehnten Jahrhundert, der Zeit der Bürgerkriege, legendär ob seiner List wie seiner Stärke und der kühnste, grausamste Heerführer seiner Zeit. Aber die ihm nahestanden, munkelten über seine masochistischen Begierden. Konnte daran etwas Wahres sein? Ich wusste nicht, ob ich diesen unerhörten Gerüchten Glauben schenken sollte. Falls sie der Wahrheit entsprechen, hätte er Mitleid verdient. Von der offiziellen Geschichtsschreibung werden seine sexuellen Neigungen nicht erwähnt, kaum jemand hat auch nur die geringste Ahnung davon. Kürzlich unterzog ich aber geheime Unterlagen im Besitz des Hauses Kiryū eingehenderer Prüfung und lernte so sein eigentliches Wesen kennen. Was mich dabei in besonderem Maße für ihn einnahm, war die Entdeckung seiner verzehrenden Leidenschaft für eine schöne, raffinierte Frau. Eher bezwingt man, wie Wang Yangming sagte, den Räuber in den Bergen als das Böse in der eigenen Brust. Von seiner Biographie zutiefst beeindruckt, fasste ich den Entschluss, die Verästelungen seines Trieblebens in Form einer historischen Novelle wiederzugeben. Ich habe sie "Die geheime Geschichte des Fürsten von Musashi" genannt. All denen, die sie lesen, wäre ich überaus verbunden für die Freundlichkeit, diese Aufzeichnungen nicht als absurde Hirngespinste abtun zu wollen. (Tanizaki Jun’ichirō im Frühherbst 1935)
Die Fußspur Buddhas
Aus dem Tagebuch eines sonderbaren Greises
Der Protagonist – männlich, behütet aufgewachsen, begütert, gebildet, betagt (77), mit angegriffener Gesundheit (überstandener Gehirnschlag, Herzinfarkt, Angina pectoris etc.), aber uneingeschränktem Egoismus – erkennt seine Sexualität als die eines Greises, die aber „unbeschadet ihrer Impotenz doch noch in gewisser Form als Sexualität vorhanden zu sein scheint“ und versucht mit seinen Mitteln und Möglichkeiten, deren Faszination weiter erlebbar zu machen. Nur seine Schwiegertochter Satsuko sei imstande, so meint er, diese Befindlichkeit „mit dem Anflug einer Ahnung wahrzunehmen“. Er verfällt ihr auf eine Weise, die sie einerseits in die Rolle der „Femme fatale“ drängt, mit den üblichen Konsequenzen, ihm aber, einem totalen Agnostiker, letztlich auf sonderbare Weise zu einer Brücke ins Transpersonale wird: „Falls so etwas wie eine Gottheit oder ein Buddha existieren sollte, dann ist das für mich Satsuko und sonst niemand. Würde ich unter einer Statue von Satsuko beerdigt, ginge mir damit mein innigster Wunsch in Erfüllung.“
Der Roman 'Gold und Silber' gehört zu den frühen Werken Tanizakis. Erzählt wird die Geschichte zweier junger Maler, die sich einst auf der Kunstakademie kennen lernten. Der eine: Okawa, erfolgreich, beliebt und talentiert. Der andere: Aono, amoralisch, unsozial aber ein wahres Genie. Wegen seiner Unmäßigkeit wird Aono jedoch von anderen Künstlern und der Kritik verachtet; einzig Okawa hält zu ihm, ist sein Gönner. Trotz des großen Erfolges von Okawa ist sich dieser darüber im Klaren, dass Aono das größere Genie ist und nur im Augenblick verkannt wird. Heimlich schmiedet Okawa den Plan, Aono auszuspionieren, um bei einer bevorstehenden Ausstellung den Konkurrenten auszustechen. Die schöne Eiko ist das Modell, gleichzeitig aber auch Spionin für Okawa. Aono ist sexuell von Eiko abhängig, sieht in ihr eine indische Göttin und malt wie in Trance das große Werk 'Matangis Schlafgemach'. Eiko nutzt diese Abhängigkeit finanziell aus. Außerdem erstattet sie Aonos Widersacher regelmäßig Bericht über die fortschreitende Arbeit. Okawa, von Eifersucht getrieben, sucht das Atelier Aonos auf, und ist 'entsetzt' von der Schönheit des Bildes. Wieder erkennt er, wieviel mehr Begabung in seinem Konkurrenten steckt. Okawa erwägt Selbstmord zu begehen, da er diese Schmach nicht ertragen kann. Schnell aber wechselt er den Plan: Okawa will statt dessen Aono umbringen. Der Mord, penibel geplant und arrangiert, misslingt. Aono bleibt am Leben, wurde aber durch einen Schlag auf den Kopf so schwer verletzt, dass er sein wahres Ich verloren hat, also als Idiot in einer Anstalt weiterleben muss. Während Okawa seinen Triumph, nun der Größte zu sein, voll auskosten kann, lebt Aono in einer Traumwelt im Palast der schönen Königin Eiko. Der Leser sympathisiert eher mit Aono, der zwar ein Schmarotzer ist, sich aber durch und durch der Kunst verschrieben hat. Okawa, der Mörder und Verräter, ist wie in der Geschichte selbst der ewige Zweite. Vielleicht lässt sich das Verhältnis der beiden Künstler mit dem von Mozart und Salieri beschrieben. Aono verändert sich im Laufe der Erzählung nicht in seinem Wesen, Okawa allerdings schon. Er überschreitet Grenzen, ist bereit für seine Kunst alles zu geben. Er löst sein Martyrium, indem er einen Mord begeht. Die Konfliktlösung ist nachvollziehbar, jedoch nicht vorhersehbar. Am Ende siegt scheinbar Okawa, doch Aono lebt noch – zwar abgeschoben in einer Anstalt, aber in seiner Phantasiewelt, von der er immer geträumt, sie jedoch nie ereicht hat. Wieder ist Aono Okawa einen Schritt voraus, ohne sich menschlich aufgegeben zu haben.
«Wie ein phosphoreszierender Stein, der im Dunkel glänzt, aber bei Tageshelle jeglichen Reiz als Juwel verliert, so gibt es ohne Schattenwirkung keine Schönheit.» Tanizaki Jun’ichiro entwirft in seinem Essay eine faszinierende japanische Ästhetik, die den Umgang mit Licht und Schatten thematisiert. Er untersucht die Wurzeln fernöstlicher Schönheit und zeigt, dass der Schlüssel zum Verständnis dieser Ästhetik im Spiel von Licht und Schatten liegt. Gärten, Häuser und Alltagsgegenstände entfalten ihre Eleganz und ihren Glanz erst im Halbdunkel, wo die Lackoberflächen und das Glitzern von Gold- und Silberfäden zur Geltung kommen. Die besondere Beschaffenheit japanischen Papiers wird erst durch das dämmrige Licht sichtbar. Tanizaki betont, dass Schönheit oft aus der Praxis des täglichen Lebens entsteht und dass die Menschen in dunklen Räumen die Schönheit des Schattens entdeckten und ihm einen ästhetischen Zweck gaben. Mit einem besorgten Blick auf den Westen fragt er sich, welche Auswirkungen der Siegeszug elektrischer Beleuchtung und greller Helligkeit auf die jahrtausendealten Schönheitsvorstellungen Japans haben wird. Sein Essay, an der Wende zur Moderne verfasst, gilt als «ästhetisches Testament Japans» (Neue Zürcher Zeitung).
Lob der Meisterschaft
Übersetzt von Eduard Klopfenstein
«Meisterschaft, das ist jene Patina, die sich beim langjährigen, unermüdlichen Polieren ergibt.» Tanizaki Jun'ichiros Essay ist ein Schlüsseltext zum Verständnis der japanischen Kultur und beleuchtet den Unterschied zwischen östlichem Streben nach Meisterschaft und westlichem Kunstverständnis. Er untersucht, wie Meisterwerke entstehen und bietet eine Entdeckung für Freunde fernöstlicher Lebensart. Durch das Verständnis des Fremden eröffnet er auch einen neuen Blick auf die eigene Kultur. Tanizaki zieht einprägsame Vergleiche, wenn er Schauspielkunst, Tanz, Literatur und Malerei seiner Heimat analysiert. Bei der Diskussion über «Meisterschaft» vergleicht er stets mit dem Westen, was zu verblüffenden Fragen führt: Warum entspricht Arthur Schnitzlers Schreiben dem japanischen Gemüt, nicht aber das von August Strindberg? Was verbindet den deutschen Stummfilmstar Werner Krauß mit dem Kabuki-Theater? Was ist das typisch Amerikanische an Charlie Chaplins Filmen? Geschrieben in den 1930er-Jahren, hält Tanizaki in diesem Essay fest, was die Identität Japans über Jahrtausende prägte. Erstmals auf Deutsch in bibliophiler Ausstattung mit Schutzumschlag aus Naturpapier, gebunden in schwarzes, geprägtes Strukturpapier, mit Original-Kalligrafie, 9 s/w-Abbildungen und 1 Kalligrafie.
Junichiro Tanizaki ist einer der bedeutendsten Autoren Japans, und sein raffinierter Skandalroman gilt als Meilenstein in seinem literarischen Werk. Darin schildert er die Geschichte einer langjährigen Ehe, die von Frust und mangelnder Leidenschaft geprägt ist. Erst als ein Schlüssel zu einem geheimen Tagebuch auftaucht, kommen die unterdrückten Obsessionen und Sehnsüchte zutage mit fatalen Folgen. Ich schreibe dies nieder, weil ich es nicht mehr ertrage, nicht direkt mit ihr über die Intimitäten unseres Schlafzimmers sprechen zu können. Von nun an werde ich ohne Rücksicht darauf, ob sie es heimlich lesen wird, so schreiben, als spräche ich zu ihr.
Naomi oder eine unersättliche Liebe
- 134 Seiten
- 5 Lesestunden
Zwei Frauen lieben einen Mann. Doch der vergöttert eine dritte: seine geliebte Schildpattkatze Lily. Und so bleibt es dem klugen Tier überlassen, den verworrenen Liebesknoten zu lösen und zu beweisen, daß Männer gegen ein entschiedenes weibliches Wesen keine Chance haben, selbst wenn es sich dabei um eine Katze handelt.§Junichiro Tanizakis bezaubernde Liebesgeschichte ist ein Meisterstück subtiler Komik.
Das Ehepaar Kaname und Misako hat sich auseinandergelebt. Sie verzögern die Scheidung-aus Rücksicht auf ihr Kind, aus Furcht vor der gesellschaftlichen Konvention, aus Unentschlossenheit. Um ihrem frostigen Eheleben zu entfliehen, knüpftMisako mit Kanames Einverständnis eine neue Liebesbeziehung an, fühlt sich aber in ihrer neuerworbenen Freiheit nicht wohl. Kaname seinerseits schwankt zwischem dem modernen Frauentyp und dem überliefertem Frauenideal, das er in den Aufführungen des klassischen japanischen Puppentheaters wiederentdeckt. J. Tanizaki hat in "Insel der Puppen", in dem die Einfachheit des Stils wirkungsvoll mit der komplizierten Problematik kontrastiert, den kulturellen Zwiespalt zwischen japanischer Tradition und Moderne meisterhaft mit einer psychologisch einfühlsam geschilderten Ehegeschichte verknüpft. Ein Höhepunkt im Werk des weltberühmten Erzählers, der lange ein favorisierter Kandidat für den Nobelpreis war.