Alexandre Dumas der Ältere
24. Juli 1802 – 5. Dezember 1870
Alexandre Dumas [alɛksɑ̃dʁ dymɑ] im Deutschen auch bekannt als Alexandre Dumas der Ältere, war ein französischer Schriftsteller. Heute ist er vor allem durch seine zu Klassikern gewordenen historischen Romane bekannt, etwa Die drei Musketiere und Der Graf von Monte Christo.
Eine gute Schulbildung erhielt Dumas nicht, vielmehr musste er mit 14 Jahren die Stelle eines Schreibers bei einem Notar annehmen. Er entdeckte jedoch früh sein schriftstellerisches Talent und versuchte sich zusammen mit einem Freund als Stückeschreiber. 1822 ging er nach Paris, wo ihm seine schöne Handschrift (was damals ein Kapital war) und die Vermittlung eines Generalskollegen seines Vaters einen Posten im Büro des Duc d’Orléans verschaffte, des späteren „Bürgerkönigs“ Louis-Philippe I. 1824 wurde er Vater eines unehelichen Sohnes: des späteren Autors Alexandre Dumas des Jüngeren. 1825 verdiente er sein erstes Honorar als Co-Autor eines Stücks, 1826 beteiligte er sich an der Abfassung eines ebenfalls aufgeführten Vaudevilles. Daneben betätigte er sich als Lyriker sowie als Journalist. Spätestens seit 1828 hatte er Zugang zum Salon des Autors Charles Nodier, wo er die erste Generation der Romantiker kennenlernte, darunter Victor Hugo. Ein erstes historisches Stück um Königin Christina von Schweden wurde 1828 zwar angenommen, aber nicht aufgeführt. Schlagartig bekannt wurde Dumas dann 1829 durch sein romantisches Drama Henri III et sa cour (Heinrich III. und sein Hof). Diesem ließ er zahlreiche weitere Stücke folgen, die er mehr und mehr wieder in Zusammenarbeit mit anderen verfasste, zum Beispiel 1837 und 1839 mit Gérard de Nerval. Eher autobiografisch waren die Stücke Antony (1831), das um das ihm vertraute Skandalthema Ehebruch kreist, und das erfolgreiche Kean, ou Désordre et génie (Kean oder Unordnung und Genie, 1836), wo sich Dumas in die Figur des berühmten englischen Schauspielers Edmund Kean projiziert (von Jean-Paul Sartre 1953 neu bearbeitet). Sein größter Bühnenerfolg wurde 1839 Mademoiselle de Belle-Isle, das bis 1844 über 400-mal aufgeführt wurde. 1830 war Dumas aktiv an der Julirevolution beteiligt. Schon 1832 jedoch ging er auf Distanz zu seinem ehemaligen Protektor König Louis-Philippe. Dies hinderte ihn nicht, 1833 seinen neuen Status als Erfolgsautor mit einem Fest für die Pariser Literatenkollegen zu demonstrieren. Am 17. Oktober 1834 lieferte sich Dumas ein Pistolenduell mit dem jungen Schriftsteller Frédéric Gaillardet. Dumas hatte ein Drama Gaillardets für das Theater bearbeitet, was Streitigkeiten um die alleinige Urheberschaft des Stückes nach sich zog. Nach einem gescheiterten Vermittlungsversuch hatte Gaillardet Dumas schließlich auf Pistole gefordert. Beide Kugeln verfehlten bei der Austragung ihr Ziel.1835 hatte er begonnen, sich im modischen Genre der Novelle als Erzähler zu versuchen. 1838 begegnete er dem jungen, heute weniger bekannten Autor Auguste Maquet (1813–1888), mit dem zusammen er sich auf Romane verlegte. Wirklich populär wurde er nach 1840, als er zunächst mit Maquet sowie mehr und mehr in Serienproduktion mit zusätzlichen Angestellten begann, spannende Abenteuerromane zu verfertigen (insgesamt ca. 600 Bände), die in der Regel zuerst als Feuilletonromane erschienen, bevor sie als Bücher gedruckt und zum Teil anschließend für die Bühne adaptiert (und im 20. Jahrhundert verfilmt) wurden. Daneben verfolgte Dumas vielfältige politische, unternehmerische und private Aktivitäten, so dass er trotz seiner beachtlichen Einkünfte oftmals in Schulden geriet, denen er sich zum Teil durch längere Auslandsaufenthalte zu entziehen versuchte, darunter 1846 in Spanien und im Maghreb, von 1851 bis 1853 in Belgien, 1858 und 1859 in Russland und von 1860 bis 1864 in Italien, wo er sich im Umkreis von Giuseppe Garibaldi bewegte. Er unterstütze die italienischen Revolutionäre in schriftlicher Form wie durch den Erwerb von Waffen auf seine persönlichen Kosten. Zum Dank machte Garibaldi Dumas am 5. September 1860 zum Direktor ehrenhalber der Ausgrabungen von Pompeji, ohne jedoch den hauptamtlichen Leiter Domenico Spinelli wirklich zu ersetzen. Dennoch regte Dumas verschiedentliche Grabungs- und Restaurationsprojekte an und führte erstmals ein Eintrittsgeld für die Besichtigung der Grabungen ein. Nachdem im Zuge der Einigung Italiens ein Königreich entstand und in diesem Zuge mit Giuseppe Fiorelli ein neuer Grabungsdirektor für Pompeji berufen wurde, endete zum 7. Dezember 1860 auch Dumas’ Zeit als Grabungsleiter ehrenhalber. Seine Reisen wiederum pflegte er in damals bei Presse und Verlagen begehrten Reisereportagen zu verarbeiten, die er anschließend zusätzlich in Buchform herausgab. Sein bewegtes Leben vermarktete er ebenfalls, nämlich in den vielbändigen Mémoires (1852–1854 in Brüssel publiziert). Zur zweihundertsten Wiederkehr seines Geburtsjahres wurden seine Gebeine ins Pariser Pantheon überführt und dort am 30. November 2002 beigesetzt. Die Ehrung wurde als politisches Signal gegen Rassismus verstanden, denn zu Lebzeiten wurde Dumas wegen seiner dunklen Hautfarbe und seiner Abstammung häufig geschmäht. Ein Markenzeichen von Dumas’ Romanen sind fiktive oder pseudohistorische Protagonisten (zum Beispiel der Musketier d’Artagnan), deren Abenteuer in einen Kontext historischer Ereignisse (zum Beispiel die Belagerung von La Rochelle (1627–1628)) und historischer Persönlichkeiten (zum Beispiel Kardinal-Minister Richelieu) gestellt werden. Die bekanntesten, immer wieder aufgelegten und nicht nur von Jugendlichen gelesenen Romane sind: Les trois mousquetaires (Die drei Musketiere, 1844), Vingt ans après (Zwanzig Jahre danach, 1845), La reine Margot (Königin Margot, 1845), Le comte de Monte-Cristo (Der Graf von Monte Christo, 1845–46), Le Vicomte de Bragelonne ou L’homme au masque de fer (Der Mann mit der eisernen Maske) und Le collier de la reine (Das Halsband der Königin, 1848–50). Viele wesentliche Episoden und Persönlichkeiten in seinen Werken sind durch das Leben und die militärische Laufbahn seines Vaters inspiriert worden. „Der am meisten von seinem Vater inspirierte Roman Dumas’ ist sicherlich ‚Georges‘“ (Tom Reiss), „der politischste“ seiner Romane, in dem er außerdem zum ersten und letzten Mal Rassismus, Sklaverei und Kolonialismus zum Thema machte.