Er war noch ein Kind, wenigstens hielten ihn alle dafür, die sein lachendes, offenes Knabengesicht kannten. Und er lachte oft und viel, aber dann konnten seine Augen plötzlich mit einem so seltsam leeren, toten Blick vor sich hinstarren, als ob sie etwas suchten, das sie doch nicht finden konnten, oder als ob das Lachen ihnen weh täte. Niemand hatte ihm eine solche Handlung oder einen so jähen Entschluß zugetraut, niemand erraten, daß er einen schweren Kummer, eine innere Zerstörung in sich trug. Am letzten Nachmittag hatte er eine Verabredung mit einem Freunde, aber er kam nicht hin. Er saß in seinem Zimmer und ordnete seinen kleinen Besitz und seine Briefschaften. Dann machte er seine Schularbeiten für den nächsten Tag und ging aus. Seinem Stubengenossen, der ihn begleiten wollte, sagte er, daß er einen Bekannten besuchen wolle. Als er sich von ihm befreit hatte, ging er zu einem Waffenhändler und suchte sich zwei Pistolen aus. Er wolle sie zur Auswahl, sagte er, und er würde Bescheid schicken, ob er sie behielte. Am Abend scherzte und sprach er wie gewöhnlich, und als sie nach Tisch um die Lampe herumsaßen, las er einen Roman zu Ende, den er am vorigen Abend angefangen hatte. Als die Uhr zehn schlug, gingen die Knaben zu Bett. Als sie die Treppe hinaufstiegen, tönte sein helles Lachen noch einmal durch das abendstille Haus, und niemand wußte, daß er zum letztenmal hinaufgestiegen sei und daß man nur sein zerstörtes Leben wieder herabtragen würde.
Bei einer Mittelmeerfahrt kommt einer Reisegruppe auf skurrile Weise immer mehr Gepäck abhanden. Kein Wunder, wenn man mit einem Archäologen als »Reisemarschall« verreist! – Der Urlaub auf einer spanischen Insel wiederum kann gründlich missglücken, wenn man die falsche Unterkunft hat, in die Hände eines Verrückten gerät und sich zu allem Überfluss noch in Quarantäne begeben muss. – Und es gibt Urlaubsbekanntschaften, die Rätsel aufgeben, wie der seltsame Rechtsanwalt Herr Berger, der beim Anblick eines erschossenen Fischotters völlig außer sich gerät. Drei rasant-komische Geschichten über das Reisen von der »Skandalgräfin« Franziska zu Reventlow (1871–1918). Mit einer Nachbemerkung.
In ihrem autobiografischen Roman "Ellen Olestjerne" beschreibt Fanny Gräfin zu Reventlow ihre strenge Erziehung und die Erfahrungen im Magdalenenstift. Der Roman, inspiriert von Ludwig Klages, dient als Bekenntnis- und Selbstfindungsbuch und nutzt authentische Tagebucheinträge sowie Liebesbriefe aus ihrer Jugend.
Franziska Gräfin zu Reventlow: Der Geldkomplex. Meinen Gläubigern zugeeignet Lesefreundlicher Großdruck in 16-pt-Schrift Großformat, 210 x 297 mm Berliner Ausgabe, 2021 Durchgesehener Neusatz mit einer Biografie der Autorin bearbeitet und eingerichtet von Theodor Borken Erstdruck: München (Albert Langen) 1916. Textgrundlage ist die Ausgabe: Franziska Gräfin zu Reventlow: Romane. Von Paul zu Pedro. Herrn Dames Aufzeichnungen. Der Geldkomplex. Der Selbstmordverein. Herausgegeben von Else Reventlow, München: Langen Müller, 1976. Umschlaggestaltung von Thomas Schultz-Overhage unter Verwendung des Bildes: Quentin Massys, Der Goldwäger und seine Frau, 1514. Gesetzt aus der Minion Pro, 16 pt. Henricus - Edition Deutsche Klassik GmbH Über die Autorin: 1871 in Husum geboren, bricht Franziska »Fanny« Sophie Auguste Liane Adrienne Wilhelmine Gräfin zu Reventlow 1893 mit ihrer Familie und zieht als ausgebildete Lehrerin nach München, wo ihr Verlobter ihr das Studium der Malerei finanziert. Sie wird prominentes Mitglied der Münchner »Bohème« und übersetzt umfangreich aus dem Französischen. Gemeinsam mit ihrem zeitweiligen Lebensgefährten, Bohdan von Suchocki, Franz Hessel und ihrem kleinen Sohn Rolf bezieht sie eine Wohngemeinschaft in der Kaulbachstraße 63, das sogenannte »Eckhaus«. Nach dem Scheitern des WG-Projektes, der Totgeburt zweier Mädchen und Suchockis Emigration in die USA verlässt Reventlow München und zieht ins Tessin, wo sie eine Scheinehe mit einem baltischen Baron eingeht, um ihm eine Erbschaft zu ermöglichen, an der sie teilnimmt. 1918 stirbt Fanny Gräfin zu Reventlow im Alter von 47 Jahren in Locarno an Herzversagen während einer Operation.
Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil (Band 145, Klassiker in neuer Rechtschreibung)
112 Seiten
4 Lesestunden
In der Reihe »Klassiker in neuer Rechtschreibung« gibt Klara Neuhaus-Richter die wichtigsten Bücher der Weltliteratur in der empfohlenen Schreibweise nach Duden heraus. Franziska Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil 1913 schreibt Fanny zu Reventlow den Schlüsselroman »Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begegnungen in einem merkwürdigen Stadtteil«, in dem sie die Schwabinger von ihr »Wahnmoching« genannt Künstler und Intellektuellenszene der Jahrhundertwende persifliert. Der Roman bringt ihr zweifelhaften Ruhm als »Skandalgräfin« ein. Erstdruck: München (Albert Langen) 1913. In den Figuren des Romans hat Franziska zu Reventlow folgende Personen ihres Freundes- und Bekanntenkreises porträtiert: den Schriftsteller Franz Düllberg (»Dr. Gerhard«), den Privatgelehrten und Philosophen Paul Stern (»Dr. Sendt«), den Dichter Karl Wolfskehl (»Professor Hofmann«) und seine Frau Hanna Wolfskehl (»Lotte Hofmann«), den Schriftsteller Friedrich Huch (»Heinz Kellermann«), den Mysterienforscher Alfred Schuler (»Delius« bzw. der Mann mit der Toga), den Kunstgewerbler und Glasmaler Bohdan von Suchocki (»Orlonsky«), den Schriftsteller Franz Hessel (»Willy«), den Schriftsteller O. A. H. Schmitz (»Adrian«), den Dichter Stefan George (»der Meister«), den Grafologen und Philosophen Ludwig Klages (»Hallwig«), einen Neffen der Dichterin Ricarda Huch (»Konstantin, der Sonnenknabe«), den Rechtsanwalt Dr. Alfred Fries (»Georg, der standhafte Zinnsoldat«), den Vetter Franziskas zu Reventlow, Victor von Levetzow (»Gardeleutnant«), den Privatgelehrten und Paläontologen Albrecht Hentschel (»blonder Gutsbesitzer mit Pantherfell«) sowie sich selbst (»Susanna«). Textgrundlage ist die Ausgabe: Franziska Gräfin zu Reventlow: Romane. Von Paul zu Pedro. Herrn Dames Aufzeichnungen. Der Geldkomplex. Der Selbstmordverein. Herausgegeben von Else Reventlow, München: Langen Müller, 1976. Die Paginierung obiger Ausgabe wird in dieser Neuausgabe als Marginalie zeilengenau mitgeführt. Neu herausgegeben und mit einer Biografie der Autorin versehen von Klara Neuhaus-Richter, Berlin 2021. Umschlaggestaltung von Rainer Richter unter Verwendung einer Porträtzeichnung von Josefine Weinschrott. Gesetzt aus der Minion Pro, 11 pt. Henricus - Edition Deutsche Klassik GmbH Über die Autorin: 1871 in Husum geboren, bricht Franziska »Fanny« Sophie Auguste Liane Adrienne Wilhelmine Gräfin zu Reventlow 1893 mit ihrer Familie und zieht als ausgebildete Lehrerin nach München, wo ihr Verlobter ihr das Studium der Malerei finanziert. Sie wird prominentes Mitglied der Münchner »Bohème« und übersetzt umfangreich aus dem Französischen. Gemeinsam mit ihrem zeitweiligen Lebensgefährten, Bohdan von Suchocki, Franz Hessel und ihrem kleinen Sohn Rolf bezieht sie eine Wohngemeinschaft in der Kaulbachstraße 63, das sogenannte »Eckhaus«. Nach dem Scheitern des WG-Projektes, der Totgeburt zweier Mädchen und Suchockis Emigration in die USA verlässt Reventlow München und zieht ins Tessin, wo sie eine Scheinehe mit einem baltischen Baron eingeht, um ihm eine Erbschaft zu ermöglichen, an der sie teilnimmt. 1918 stirbt Fanny Gräfin zu Reventlow im Alter von 47 Jahren in Locarno an Herzversagen während einer Operation.
Amouresken (Band 79, Klassiker in neuer Rechtschreibung)
68 Seiten
3 Lesestunden
In der Reihe »Klassiker in neuer Rechtschreibung« gibt Klara Neuhaus-Richter die wichtigsten Bücher der Weltliteratur in der empfohlenen Schreibweise nach Duden heraus. Franziska Gräfin zu Reventlow: Von Paul zu Pedro. Amouresken Die »wurzellose Existenz«, für die die Schreiberin dieser Briefe sich hält, propagiert ein ungebundenes und selbstbestimmtes Leben mit einer frei ausgelebten Sexualität, unbeschwert von bürgerlicher Ehe, Monogamie und Bigotterie. Dazu kategorisiert sie die Objekte weiblichen Begehrens in ein Typentableau, von »Paul«, dem leichten Urlaubsflirt zu »Pedro«, dem leidenschaftlichen Mann. Erstdruck: München (Albert Langen) 1912. Textgrundlage ist die Ausgabe: Franziska Gräfin zu Reventlow: Romane. Von Paul zu Pedro. Herrn Dames Aufzeichnungen. Der Geldkomplex. Der Selbstmordverein. Herausgegeben von Else Reventlow, München: Langen Müller, 1976. Die Paginierung obiger Ausgabe wird in dieser Neuausgabe als Marginalie zeilengenau mitgeführt. Neu herausgegeben und mit einer Biografie der Autorin versehen von Klara Neuhaus-Richter, Berlin 2021. Umschlaggestaltung von Rainer Richter unter Verwendung einer Porträtzeichnung von Josefine Weinschrott. Gesetzt aus der Minion Pro, 11 pt. Henricus - Edition Deutsche Klassik GmbH Über die Autorin: 1871 in Husum geboren, bricht Franziska »Fanny« Sophie Auguste Liane Adrienne Wilhelmine Gräfin zu Reventlow 1893 mit ihrer Familie und zieht als ausgebildete Lehrerin nach München, wo ihr Verlobter ihr das Studium der Malerei finanziert. Sie wird prominentes Mitglied der Münchner »Bohème« und übersetzt umfangreich aus dem Französischen. Gemeinsam mit ihrem zeitweiligen Lebensgefährten, Bohdan von Suchocki, Franz Hessel und ihrem kleinen Sohn Rolf bezieht sie eine Wohngemeinschaft in der Kaulbachstraße 63, das sogenannte »Eckhaus«. Nach dem Scheitern des WG-Projektes, der Totgeburt zweier Mädchen und Suchockis Emigration in die USA verlässt Reventlow München und zieht ins Tessin, wo sie eine Scheinehe mit einem baltischen Baron eingeht, um ihm eine Erbschaft zu ermöglichen, an der sie teilnimmt. 1913 schreibt sie den Schlüsselroman »Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begegnungen in einem merkwürdigen Stadtteil«, in dem sie die Schwabinger - von ihr »Wahnmoching« genannt - Künstler und Intellektuellenszene der Jahrhundertwende persifliert. 1918 stirbt Fanny Gräfin zu Reventlow im Alter von 47 Jahren in Locarno an Herzversagen während einer Operation.
Die aus einem alten holsteinischen Adelsgeschlecht stammende Fanny zu Reventlow (1871-1918) war um die vorletzte Jahrhundertwende eine der aufregendsten Figuren der Münchener Bohème. Berühmtheit erlangte sie vor allem durch ihre unangepasste und ausschweifende Lebensweise. Wechselnde Liebesbeziehungen, die Geburt eines unehelichen Sohnes und ihre Wohngemeinschaft mit verschiedenen Künstlern brachten ihr den Namen der „Skandalgräfin“ ein. Angesichts ihrer schillernden Biografie geraten Fanny zu Reventlows schriftstellerische Erfolge häufig in den Hintergrund. Die Autorin und Übersetzerin verfasste mehrere Romane, Novellen und Essays, die nicht nur kulturgeschichtlich relevante Einblicke in die Schwabinger Künstlerzirkel erlauben, sondern auch ein überzeugendes Beispiel satirisch-komischer Erzählkunst darstellen. Der vorliegende Band versammelt insgesamt 12 Kurzgeschichten, darunter „Das Logierhaus zur schwankenden Weltkugel“, „Der Herr Fischötter“ und „Das gräfliche Milchgeschäft“.
Zwischen der weiblichen Emanzipation und weiblicher Erotik lagen Ende des 19. Jahrhunderts tiefe Gräben. Die Frauenbewegung, die zum damaligen Zeitpunkt ihren ersten Höhepunkt erreichte, stieß sich weit mehr an der Vorstellung, d die Frau eben auch ein Wesen mit erotischen Gefühlen sei, als sich mit diesem Gedanken zu versöhnen oder ihm gar Raum zu gewähren. Im Mann manifestierte sich der Feind, etwas, das es vollends zu überwinden galt. Weibliche Erotik pte hier ganz und gar nicht in die Lücke, die man oft mit Entsagung ausfüllte. Eine Frau, die es verstand, neben einem selbstbestimmten Leben auch ihre eigene Sexualität auszuleben und in gesellschaftlicher Hinsicht das Zusammenwirken weiblicher und männlicher Kräfte zu propagieren, war Franziska Gräfin zu Reventlow. Sie avancierte zu einer zentralen Figur der Schwabinger Boheme- und Künstlerszene der Jahrhundertwende. Der sozialen wie gleichzeitig geschlechtlichen Sklaverei zu entkommen, davon spricht sie in ihren zeitkritischen Schriften, von denen zwei Essays und eine Erzählung in diesem Band versammelt sind.
Franziska Gräfin zu Reventlow: Von Paul zu Pedro. Amouresken Lesefreundlicher Großdruck in 16-pt-Schrift Großformat, 210 x 297 mm Berliner Ausgabe, 2020 Durchgesehener Neusatz mit einer Biographie der Autorin bearbeitet und eingerichtet von Theodor Borken Erstdruck: München (Albert Langen) 1912. Textgrundlage ist die Ausgabe: Franziska Gräfin zu Reventlow: Romane. Von Paul zu Pedro. Herrn Dames Aufzeichnungen. Der Geldkomplex. Der Selbstmordverein. Herausgegeben von Else Reventlow, München: Langen Müller, 1976. Umschlaggestaltung von Thomas Schultz-Overhage unter Verwendung des Bildes: Alphonse Mucha, Der Flirt, 1899. Gesetzt aus der Minion Pro, 16 pt. Henricus Edition Deutsche Klassik UG (haftungsbeschränkt) Über die Autorin: 1871 in Husum geboren, bricht Franziska »Fanny« Sophie Auguste Liane Adrienne Wilhelmine Gräfin zu Reventlow 1893 mit ihrer Familie und zieht als ausgebildete Lehrerin nach München, wo ihr Verlobter ihr das Studium der Malerei finanziert. Sie wird prominentes Mitglied der Münchner »Bohème« und übersetzt umfangreich aus dem Französischen. Gemeinsam mit ihrem zeitweiligen Lebensgefährten, Bohdan von Suchocki, Franz Hessel und ihrem kleinen Sohn Rolf bezieht sie eine Wohngemeinschaft in der Kaulbachstraße 63, das sogenannte »Eckhaus«. Nach dem Scheitern des WG-Projektes, der Totgeburt zweier Mädchen und Suchockis Emigration in die USA verlässt Reventlow München und zieht ins Tessin, wo sie eine Scheinehe mit einem baltischen Baron eingeht, um ihm eine Erbschaft zu ermöglichen, an der sie teilnimmt. 1913 schreibt sie den Schlüsselroman »Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begegnungen in einem merkwürdigen Stadtteil«, in dem sie die Schwabinger - von ihr »Wahnmoching« genannt - Künstler und Intellektuellenszene der Jahrhundertwende persifliert. 1918 stirbt Fanny Gräfin zu Reventlow im Alter von 47 Jahren in Locarno an Herzversagen während einer Operation.