Ursula K. Le Guin
21. Oktober 1929 – 22. Jänner 2018
Ursula Kroeber Le Guin [ˈɝsələ ˈkʁø:bɐ ləˈgwɪn] (* 21. Oktober 1929 in Berkeley, Kalifornien als Ursula Kroeber; † 22. Januar 2018 in Portland, Oregon) war eine amerikanische Autorin hauptsächlich phantastischer Literatur, aber auch politischer Utopien. Bekannt ist sie vor allem durch die Science-Fiction-Romane des Hainish-Zyklus und die Fantasy-Romane der Erdsee-Welt.
Ursula Kroeber war die Tochter der Schriftstellerin und Anthropologin Theodora Kroeber, Autorin von Ishi in Two Worlds, der Biografie des letzten Überlebenden der Yahi-Indianer, und des Professors für Anthropologie Alfred Louis Kroeber. Väterlicherseits stammte die Familie aus Kröbern in Thüringen. Die Vorfahren der Mutter, deren Geburtsname Kracaw war, waren Anfang des 19. Jahrhunderts eingewandert. Während der Schulzeit wohnte die Familie in der Nähe des Campus der University of California in Berkeley, wo Kroeber die Berkeley High School besuchte. In den Sommermonaten aber wohnte man in Kishamish, einem Besitz der Familie im Napa Valley.Sie begann schon früh zu schreiben. In einem ihrer wenigen autobiographischen Essays schreibt sie über den Eindruck, den Lord Dunsanys A Dreamer’s Tale auf die kindliche Leserin machte, wie sie mit acht Jahren ihre erste Geschichte schrieb von einem Mann, der von übelwollenden Elfen verfolgt wird, und wie sie mit 11 Jahren eine erste Zeitreisegeschichte an Amazing Stories sandte, die abgelehnt wurde. Sie las viel, es gab ein Haus voller Bücher und eine gute öffentliche Bibliothek, Science-Fiction las sie aber für lange Zeit nicht mehr – „I was busy with Tolstoy and things“, außerdem gab es immer nur die Geschichten von den Raumschiffkapitänen mit kantigen Gesichtern und seltsamen Waffen, es war die goldene Zeit der Space Operas – erst 1960 oder 1961 auf Anregung eines Freundes eine Erzählung von Cordwainer Smith, die sie davon überzeugte, dass man es machen könne, das heißt, dass es Science-Fiction von Interesse gibt und dass man dergleichen auch schreiben könnte.Zunächst kamen aber Schule und Studium. Nach der High School ging Kroeber an die Ostküste und studierte Literatur am Radcliffe College in Cambridge, wo sie 1951 den Bachelor machte und mit einer Mitgliedschaft bei Phi Beta Kappa ausgezeichnet wurde. Anschließend setzte sie ihre Studien der italienischen und französischen Renaissance an der Columbia University in New York fort, wo sie Faculty Fellow war und mit einer Arbeit über Pierre de Ronsard 1952 mit dem Master abschloss. Den Hintergrund der mediterranen Renaissance-Welt verwendete sie später in ihren Geschichten aus Orsinien und in Malafrena. Mehrere Fulbright-Stipendien erlaubten ihr Forschungsaufenthalte in Paris (1953–1954) und London (1968–69 und 1975–76). In Frankreich lernte sie 1953 ihren späteren Ehemann kennen, den Professor für Geschichte Charles A. Le Guin. Im Dezember 1953 heirateten Kroeber und Le Guin. Mit ihrem Mann hatte sie zwei Töchter (geb. 1957 und 1959) und einen Sohn (geb. 1964). Le Guin unterrichtete in den folgenden Jahren Französisch an der Mercer University in Macon, Georgia, und an der University of Idaho in Moscow. 1955 war sie Department Secretary (stellvertretender Fachbereichsleiter) an der Emory University in Atlanta. Die Familie ließ sich schließlich 1958 an der Westküste in Portland, Oregon nieder, wo ihr Mann an der Portland State University unterrichtete und Le Guin bis zu ihrem Tod hauptsächlich lebte. In den Sommermonaten verbrachten sie aber immer wieder Zeit im Napa Valley. Im September 1962 erschien eine erste Erzählung, April in Paris, in dem SF-Magazin Fantastic Stories of Imagination. Seither lebte sie als Schriftstellerin in Portland (Oregon). Ihr erster Roman, Rocannon’s World , erschien 1966. Die folgenden Jahre bis 1974 waren die schriftstellerisch produktivsten, in denen die meisten der bekanntesten Werke, vor allem der Großteil der Romane aus den Hainish- und Erdsee-Zyklen erschienen. Bald schon folgte auch Anerkennung, sie gewann Preise, ihre Bücher wurden enthusiastisch besprochen und ihre Kurzgeschichten fanden den Weg in wichtige Anthologien. Neben ihren belletristischen Werken verfasste sie eine Reihe von literaturkritischen und theoretischen Arbeiten und war immer wieder Dozentin in Lehrveranstaltungen und Workshops für kreatives Schreiben, unter anderem an der Pacific University, Forest Grove, Oregon (1971), University of Washington, Seattle (1971–1973), Portland State University, Oregon (1974, 1977, 1979), in Melbourne, Australien (1975), an der University of Reading in England (1976), der Indiana Writers Conference in Bloomington (1978, 1983), am Beloit College (1991–1992), an der University of California in San Diego (1979) und über viele Jahre hin an der Portland State University. Im Januar 2018 starb Le Guin im Alter von 88 Jahren in ihrem Heim in Portland.