Enno Rudolph Bücher






In den hier behandelten prominenten Schriften des Erasmus von Rotterdam überschneiden sich die vielfältigen und für ihn charakteristischen Kompetenzen und Stilmerkmale – die Ironie, die philologische Strenge, die skeptische Methodik, das Engagement für ein friedliches Europa und seine republikanischen Neigungen. So lässt dieses Werk eine raffiniert konstruierte Systematik erkennen, die in Erasmus’ authentischem Stil von der strengen Textwissenschaft über die Freiheitslehre bis zum aktuellen Entwurf der literarisch integrierten Idee einer europäischen Republik «freier Geister» führt. Dieser eher unbekannte Erasmus steht bis heute im Schatten des Triumphes der Reformation über die säkulare Autonomie der Humanisten.
Enno Rudolph bringt das Werk Ernst Cassirers mit Autoren ins Gespräch, die bisher wenig zur Konfrontation mit diesem Philosophen herangezogen wurden. Unter anderem handelt es sich um Wilhelm Dilthey, Charles S. Peirce, Martin Heidegger und Ernst Blumenberg. Es gelingt Enno Rudolph, gerade diejenigen Felder der Philosophie Cassirers in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken, die von ihm selbst nicht mehr ausführlich behandelt werden konnten. So setzt er sich mit Cassirers Auffassung der Themen Kant, Religion, Geschichtsphilosophie und Politik auseinander. In diesen Interpretationen erweist sich Ernst Cassirer als Leibniz-Rezipient und als Vertreter sowohl des konstruktiven Historismus als auch des Kulturrelativismus.
Ernst Cassirer gilt als der bedeutendste Kulturtheoretiker dieses Jahrhunderts. Cassirer hat der Philosophie mit dem Stichwort »Kultur« ein eigenständiges Thema mit einer neuen Aufgabenstellung gegeben. In seiner Philosophie der symbolischen Formen und in seinen Abhandlungen zur europäischen Kulturgeschichte sind philosophiegeschichtliche und geschichtsphilosophische Aspekte, untrennbar miteinander verbunden. Cassirers methodisches Programm der Überführung der »Kritik der Vernunft« in die »Kritik der Kultur« ist Thema der Beiträge dieses Bandes. Im 50. Todesjahr Ernst Cassirers wird mit den Cassirer-Forschungen eine Reihe eröffnet, die die Edition seines Nachlasses (Ernst Cassirer, Nach gelassene Manuskripte und Texte) begleiten und die von ihm begründete Kulturphilosophie weiterführen soll.