Die Mägde vom Wasserhof hatten die schönsten Haare in der Grafschaft Glatz. Ihr Schönheitsgeheimnis war ein Wichtelmännchen. Es kam des Nachts, wenn die Mägde schliefen, und wusch und flocht die herabhängenden Zöpfe. Als aber eines der Mädchen dem Wichtelmännchen auflauerte und es küssen wollte, verschwand es für immer. Eine der vielen Sagen aus der niederschlesischen Grafschaft Glatz. Dort soll es viele solcher hilfreichen Wesen gegeben haben, aber auch Hexen und Spukgestalten. In der Grafschaft Glatz, die im Laufe ihrer Geschichte Schauplatz vieler kriegerischer Auseinandersetzungen war, ranken sich einige Legenden um Muttergottesbilder, die auf wundersame Weise in Not geratene Menschen gerettet haben sollen. Diese Sammlung macht den alten und reichen Glatzer Sagen- und Legendenschatz dem Leser wieder zugänglich.
Dietmar Sauermann Bücher






Von Advent bis zum Dreikönigstag, vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart - verschiedenste Aspekte der Geschichte des Weihnachtsfestes werden in diesem Buch auf ihre Entwicklung und ihre geschichtlichen Hintergründe untersucht. Das Hauptquellenmaterial bilden handschriftliche Berichte des Archivs für westfälische Volkskunde, Veröffentlichungen in Heimatbüchern, Zeitschriften und Kalendern, Zeitungsberichte und -annoncen. Folgende Themen werden eingehend behandelt: Adventskranz und Adventskalender, Nikolausbräuche, Armenfürsorge, Weihnachtsbäckerei, Weihnachtsschmuck der Städte und Dörfer, Thomasbrauch, Ausgestaltung des Heiligen Abends und des ersten Weihnachtsfeiertages, Geschenksitten, volkstümliche Glaubensvorstellungen zwischen Weihnachten und Neujahr, die Feier des Neujahresfestes und des Dreikönigstages sowie die Unterschiede von evangelischer und katholischer Ausgestaltung der Feste. Die Darstellung umfasst alle westfälischen Landesteile von Lübecke bis Siegen und von Anholt bis Höxter.
Der Weg zur Schule und von der Schule war bis weit in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein für die Kinder voller Geheimnisse, Aufregung und Erlebnisse. Dabei sammelten sie nicht nur neue Erfahrungen und lernten, ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten einzuschätzen, sondern auch den Umgang mit den Mitschülern und der Natur. Durch die Schulbusse und das Autofahren haben sich die Erlebniswelten der Schüler verändert und auf ganz andere Bereiche verlagert. Deshalb ist es spannend und lehrreich, einen Blick in die jüngste Vergangenheit zu werfen und zu sehen, wie die Eltern und Großeltern der heutigen Kinder ihre Schulwege gestalteten. Durch Zeitungsaufrufe waren 163 Einsendungen eingegangen, von denen leider nur eine kleine Auswahl (62 Texte) abgedruckt werden konnte. In den Erinnerungsberichten spiegeln sich u. a. das Ertragen und Erträglichmachen der mühevollen Wege, das Wirken von Geboten und Verboten, die Solidarität und Gegnerschaft der Schulwegkameraden, das Kräftemessen, das Kennenlernen der Natur und Technik sowie die Wirkung von Zwang und Freiheit wider. Es ist ein buntes und vielgestaltiges Feld, das in den Niederschriften umrissen wird und in manchen Fällen längst vergessene Zeiten lebendig werden lassen, die gar nicht so weit zurückliegen.
Zahlreiche Bräuche der Zeit zwischen Advent und Jahreswechsel, die inzwischen zum Allgemeingut geworden sind, stammen aus dem alten Schlesien: So soll z. B. bereits 1611 der erste mit Kerzen geschmückte Tannenbaum durch die Herzogin Dorothea Sibylle von Schlesien in ihrem Schloss aufgebaut worden sein. Und auch das altbekannte Weihnachtslied „O Tannenbaum, O Tannenbaum“ geht auf ein schlesisches Volkslied des 16. Jahrhunderts zurück – das ursprünglich aber nur vom Tannenbaum, nicht vom christlichen Weihnachtsfest handelte. Das heutige Lied entstand 1820, als August Zarnack die erste Strophe dichtete. Der Volkskundler Dietmar Sauermann stellt diese und andere schlesische Bräuche zusammen mit Gedichten, Erzählungen und Berichten von schlesischen Dichtern, z. T. in schlesischer Mundart, in seinem stimmungsvollen Lese- und Vorlesebuch vor. Hier leben die vergangenen Zeiten mit Bratäpfeln, Barbarafeiern, Breslauer Weihnachtsmarkt oder Streuselkuchenrezepten abermals auf und werden heitere und nachdenkliche Kindheitserinnerungen an den Nikolausumritt, an Hanfsuppe, Polnische Tunke und das Zaunkloppen wieder wach.
Weihnachten im alten Westfalen
- 175 Seiten
- 7 Lesestunden
In Westfalen, das seit Jahrhunderten durch die verschiedensten Kultureinflüsse aus den Nachbarregionen geprägt ist, wird der Weihnachtsfestkreis von Advent bis zum Dreikönigstag nicht von einem „gesamtwestfälischen“ Brauchtum, sondern von einer bunten Vielfalt an regionalen und lokal ausgeprägten brauchtümlichen Handlungen bestimmt. Das zeigt sich z. B. an den Umzugsbräuchen und an der reichen Tradition von Weihnachtsgebäcken. Texte aus mehreren Jahrhunderten, von Dichtern, Schriftstellern und Kulturwissenschaftlern, spiegeln diese Vielfalt im Brauchtum wider: Geschichten, Gedichte und Lieder - hochdeutsche und mundartliche -, Kindheitserinnerungen, Zeitungstexte zum Thema Weihnachten und nicht zuletzt zahlreiche Rezepte beliebter Weihnachts- und Neujahrsgebäcke lassen die alten Weihnachtstraditionen der westfälischen Landschaften lebendig werden und regen zum Nachdenken über das weihnachtliche Geschehen der Gegenwart an.
"Fern doch treu!"
Lebenserinnerungen als Quellen zur Vertreibung und ihrer kulturellen Bewältigung, am Beispiel der Grafschaft Glatz
Das 19. Jahrhundert war im deutschen Sprachraum die hohe Zeit der regionalen Sagenaufzeichnungen und -veröffentlichungen aus mündlichen und schriftlichen Quellen. Da zunehmend Industrialisierung und Rationalität das tägliche Leben bestimmten, ging von diesen Erzählungen über Zwerge, Spuk, Zauber, Hexen und Teufelsvorstellungen ein besonderer Reiz aus. Das Bergische Land, das von der Wupper im Norden bis zur Sieg im Süden und vom Rhein im Westen bis zur westfälisch/märkischen Grenze im Osten reicht, gilt noch heute als eine eigenständige, durch gemeinsame Geschichte und Kultur geprägte Landschaft, in der ein regionales Sonderbewusstsein herrscht. Teil dieser bergischen Kulturlandschaft ist die Alttagskultur mit ihrer reichen Überlieferung an Volkserzählstoffen.
Am 24. Oktober 1998 ist der 350. Jahrestag des „Westfälischen Friedens“, der den Dreißigjährigen Krieg beendete. Drei Jahrzehnte hatten die europäischen Mächte um den „rechten Glauben“ und die Vorherrschaft in Europa gekämpft und dabei die Bevölkerung beinahe ausgerottet. Was nicht Raub und Mord zum Opfer fiel, holte der „Schwarze Tod“. Das Wüten der Truppen und der Pest hat sich tief in das Volksbewußtsein eingegraben. Zu Erinnerungsträgern jener Zeit gehören auch die Sagen. Sie sind keine Chroniken, wohl aber subjektive Darstellungen einzelner Ereignisse und damit lebendiger als die objektive Geschichtsschreibung. Der Autor Prof. Dr. Dietmar Sauermann, Leiter der Volkskundlichen Kommission für Westfalen, ermöglicht mit dieser Sammlung eine eher „seelische Sicht“ der Geschehnisse, die die Ächtung des Krieges als Mittel der Politik anmahnt.