Ortfried Schäffter Bücher






„Sage mir, was Dir fremdartig erscheint, und ich sage Dir, wer Du bist!“ Seit einiger Zeit wird das Verhältnis zwischen „Innen“ und „Außen“ prekär und uns dabei auf lustvolle wie auf schmerzliche Weise bewußt. Vielfältige Grenzflächen zum Fremden haben sich emotional aufgeladen und erweisen sich als ambivalent: ihre Erfahrungsmöglichkeiten bewegen sich zwischen Faszination und Bedrohung. Mit der zunehmenden Durchlässigkeit der politischen und sozialen Grenzen und einer sich steigernden globalen Mobilität werden auch die Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit dem „konkreten Fremden“, d. h. mit seiner ernüchtern den Alltäglichkeit vielfältiger. Wenn lange Zeit die Vorstellung vorherrschen konnte, daß „die Fremde“ vorwiegend räumlich außerhalb des eigenen Lebens horizonts anzusiedeln sei, so gerät sie uns heute bereits auf vielfältige und oft sonderbare Weise „unter die Haut“. Es geht daher nicht mehr allein um die Klärung dessen, worin die Fremdar tigkeit des Anderen im einzelnen besteht oder wie sie sich in vertrauten Begriffen beschreiben und erklären ließe. In der spannungsreichen Beziehung zwischen ei nem eigentümlichen „Innen“ und einem fremdartigen„ Außen“ werden wir viel mehr damit konfrontiert, daß es zunächst um die eigenen Wahrnehmungsweisen und Erfahrungsmöglichkeiten geht, durch die Teile der Außenwelt (aber auch un bekannte Innenwelten) uns zu be-fremden vermögen.
Relationale Zielgruppenbestimmung als Planungsprinzip
Zugangswege zur Erwachsenenbildung im gesellschaftlichen Strukturwandel
Die pädagogische Aufgabe der Weiterbildungsorganisation beruht darin, im Kontaktprozess zu gesellschaftlichen Umwelten aus ihren Bildungsadressaten Lernende in den für sie und zusammen mit ihnen entwickelten pädagogischen Dienstleistungen zu machen. Damit sich ein solcher Übergang professionell verlässlich zu vollziehen vermag, hat sich das Planungsprinzip der Zielgruppenorientierung herausgebildet. Im Umkehrschluss wird die Weiterbildungsorganisation in ihren vielschichtigen Außenkontakten zu einem pädagogisch sensitiven Resonanzraum für gesellschaftliche Transformation und für darin entstehende Lernanlässe unterschiedlichster Art. In einer relationstheoretischen Perspektive auf eine beidseitige Beziehung emanzipiert sich das Zielgruppenkonzept vom „pädagogischen Zeigefinger“ und damit von der bisherigen Engführung auf administrative Rekrutierungsmechanismen oder Bildungsmarketing. Reziproke Zielgruppenbestimmung wird nun als strukturelle Schnittstelle im Kontaktprozess zwischen pädagogischer Dienstleistung und selbstbestimmten Nutzerinteressen fassbar. Hierdurch öffnet sich der Blick auf unterschiedliche Vernetzungsvarianten zwischen Weiterbildung und gesellschaftlichen Lernwelten.