Nach den großen Romanerfolgen «Sie kam aus Mariupol» und «Nastjas Tränen» - Natascha Wodin erzählt in fünf Geschichten meisterhaft und mit großer Dringlichkeit vom Gefühl des Fremdseins im eigenen Leben und schenkt ihren Figuren eine Heimat in der Literatur. In der Titelgeschichte zieht die Erzählerin eine Spur von Mariupol am Asowschen Meer, an dem ihre Mutter aufwuchs, bis zur Regnitz in Franken, dem Fluss, in dem diese sich das Leben nahm. Zu einer anderen Zeit in ihrem Leben verliebt sie sich in einen Fremden, mit dem sie die Magie der Musik verbindet, oder sie beobachtet eine verwahrloste Nachbarin, die ihre Umgebung wissentlich zugrunde gehen lässt. In Sri Lanka lernt sie Hunger und extremes Elend kennen, das die Welt sehenden Auges geschehen lässt, und in einer schweren existenziellen Krise zieht sie sich schließlich in eine Einsiedelei in den südpfälzischen Weinbergen zurück und ringt dort mit einer dunklen inneren Macht. Natascha Wodin führt uns auf die Nachtseite des Lebens und gibt den Außenseitern, den Einsamen und Verwundeten eine Stimme, die auch nach der Lektüre nicht verklingt. «Natascha Wodins Bücher fragen, hinterfragen, suchen und entwickeln eine Erzählhaltung ganz eigener Art, deren Sog den Leser in den Glutkern politischer und menschlicher Abgründe führt.» Jury des Joseph-Breitbach-Preises «Ihr Schreiben ist ein Joint Venture aus gewaltigem Schmerz und ungeheurer Kraft, von Verletzung, Lebenswillen, Angst und Wut und Dazugehörigkeitsverlangen.» Arnold Stadler
Natascha Wodin Reihenfolge der Bücher






- 2023
- 2022
Nastjas Tränen
- 188 Seiten
- 7 Lesestunden
Als Natascha Wodin 1992 nach Berlin kommt, sucht sie Hilfe beim Putzen und trifft auf eine Frau aus der Ukraine, dem Herkunftsland ihrer Mutter, die im Zweiten Weltkrieg als Zwangsarbeiterin nach Deutschland verschleppt wurde. Nastja, eine Tiefbauingenieurin, kämpft ums Überleben im wirtschaftlichen Chaos ihrer Heimat nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Ihr letztes Gehalt erhält sie in Form von Reis, und um ihren kleinen Enkelsohn und sich selbst zu ernähren, reist sie hoffnungsvoll von Kiew nach Berlin. Dort findet sie mehrere Putzjobs und schläft nach der Arbeit auf dem Sofa ihrer Schwester. Doch bald bemerkt sie, dass ihr Touristenvisum abgelaufen ist, und sie wird unversehens Teil der großen Dunkelziffer der Illegalen in der neuen, unberechenbaren deutschen Hauptstadt. Für Natascha ist dies eine erneute Konfrontation mit ihrem eigenen Schicksal. In Nastjas Heimweh erkennt sie das ihrer Mutter, die daran zerbrochen ist. Jahre später schafft Natascha mit berührender Poesie ein eindrucksvolles Porträt von Nastja, einer kämpferischen Frau. «Große, bemerkenswerte Literatur von einer beeindruckenden sprachlichen Kraft.»
- 2017
Eine junge Frau aus der ukrainischen Hafenstadt Mariupol, 1944 von den Nazis nach Deutschland verschleppt, überlebt die Zwangsarbeit und zerbricht doch daran. Mehr als ein halbes Jahrhundert später macht sich ihre Tochter auf Spurensuche, zeichnet ihr Leben nach. Dieses bewegende, dunkel-leuchtende Zeugnis eines Schicksals, das für Millionen anderer steht, ist ein literarisches Ereignis. Ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse
- 2016
Nach dem großen Erfolg von «Sie kam aus Mariupol», dem Buch über die Mutter, begibt Natascha Wodin sich auf Spurensuche nach ihrem Vater. Erzählt wird die Zeit, als die ältere seiner beiden Töchter sechzehn ist. Sie lebt beim Vater abseits in den «Häusern» am Fluss, unter Verschleppten und Entwurzelten. Dabei möchte sie so gern zu den Deutschen gehören, möchte Ursula oder Susanne heißen und träumt von einem Handwerker, den sie heiraten könnte, um ihrer russischen Herkunft zu entkommen. Aber der seit je gefürchtete Vater sperrt sie ein. In einem Taftkleid der Mutter flieht sie in die Schutzlosigkeit der Straße … Eine ungeheuerliche Geschichte der Ort- und Obdachlosigkeiten – verfasst in Natascha Wodins klarer, sachlicher und doch von Emotion und Poesie getragener Sprache, die ihresgleichen sucht.
- 2009
Natascha Wodins Schlüsselroman über die Beziehung zu dem früh verstorbenen Schriftsteller und Bachmann-Preisträger Wolfgang Hilbig 'Ich wusste sofort, dass ich auf etwas Großes gestoßen war, auf etwas Einmaliges, auf einen Dichter, wie es sie zu allen Zeiten nur vereinzelt gegeben hat.' Ein Bändchen mit Gedichten, eher zufällig mitgenommen, ist der Auslöser für eine leidenschaftliche Liebesgeschichte, eine Obsession, eine quälende Verstrickung. Die Frau, die die Gedichte liest, setzt alles in Bewegung, um den Verfasser der Zeilen zu treffen. Doch dieser scheint unerreichbar im anderen Teil Deutschlands. Sie schreibt, sie ruft an. Als er eines Tages tatsächlich kommt, wird ihr Traum wahr. Und zum Albtraum. Denn der Mann, der kommt und bleibt, ist anders, als sie ihn sich erfunden hat.
- 1997
Die Ehe
- 200 Seiten
- 7 Lesestunden
Der Roman erzählt von einer jungen Frau, die, als Nachkriegskind einer russischen Familie in ärmlichen Verhältnissen und im Schatten der gutbürgerlichen Gesellschaftskreise einer deutschen Kleinstadt aufgewachsen, im Jahre 1964 einen jungen Mann kennenlernt, ihn heiratet und meint, damit den Sprung auf die andere Seite des Lebens geschafft zu haben. Mit naivem Staunen nimmt sie den wachsenden Wohlstand der sechziger Jahre und das scheinbare Wohlwollen der Familie ihres Mannes wahr.
- 1992
- 1983
Natascha Wodin, 1945 als Kind sowjetischer Zwangsarbeiter in Fürth/Bayern geboren, wuchs erst in deutschen DP-Lagern, dann, nach dem frühen Tod der Mutter, in einem katholischen Mädchenheim auf. Auf ihr Romandebüt „Die gläserne Stadt“, das 1983 erschien, folgten etliche Veröffentlichungen, darunter die Romane „Nachtgeschwister“ und „Irgendwo in diesem Dunkel“. Ihr Werk wurde unter anderem mit dem Hermann-Hesse-Preis, dem Brüder-Grimm-Preis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet, für „Sie kam aus Mariupol“ wurde ihr der Alfred-Döblin-Preis, der Preis der Leipziger Buchmesse und der Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil 2019 verliehen. 2022 wurde sie mit dem Joseph-Breitbach-Preis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet. Natascha Wodin lebt in Berlin und Mecklenburg.

