Thüringen und die Mitte-Deutschland-Verbindung
Ein Protokoll politischen Versagens






Ein Protokoll politischen Versagens
Die Epoche zwischen Dampflokzeit und moderner Traktion
Der neue Band in der beliebten EK-Reihe „Eisenbahn-Bildarchiv“ widmet sich auf vielfachem Wunsch den seit der Bahn-Privatisierung stillgelegten Nebenbahnen in Thüringen. Neben den zahlreichen Strecken, die infolge der Abbestellung des Schienenpersonennahverkehrs seitens des Landes stillgelegt wurden oder bereits abgebaut sind, werden auch jene Strecken behandelt, die nur noch dem Güterverkehr dienten und heute ebenfalls in Vergessenheit geraten sind. Ein Übersichtskapitel informiert über den großen Aderlass bei den einst zahlreich vorhandenen Nebenbahnen des Freistaates seit 1994 und beschreibt damit eine historische Zäsur des Schienenverkehrs im „Grünen Herzen Deutschlands“ innerhalb eines Vierteljahrhunderts. In gewohnter Weise erinnern hervorragende Bilder zahlreicher Fotografen an die vielen heute nicht mehr existenten Nebenstrecken. Das Buch ist damit eine Chronik der früheren Vielfalt des Eisenbahnverkehrs der Region. Es zeigt Bahnanlagen, Betriebssituationen und Fahrzeuge, die heute längst von den Gleisen verschwunden sind.
Die Sächsische Staatsbahn beschaffte ab 1908 bei Hartmann in Chemnitz fünffach gekuppelte Zweizylinder-Heißdampftenderlokomotiven der Gattung XI HT. Die Lieferung der 163 Lokomotiven endet im Jahr 1923. Nach Gründung der Deutschen Reichsbahn wurden die Maschinen mit 16 Mp Achslast als Baureihe 94.20-21 und die 1910 gelieferten Lokomotiven mit 15 Mp Achslast als Baureihe 94.19 eingereiht. Neben Kriegsverlusten und den Abgaben an die Siegermächte gelangten 147 Loks zur DRG. Das Aufgabengebiet der XI HT war auf dem dichten sächsischen Streckennetz vielfältig. Neben dem Dienst auf den Güterbahnhöfen und dem Nahgüterzugdienst – auch auf Hauptbahnen – kamen die kräftigen Fünfkuppler vor allem auf Nebenstrecken zum Einsatz. Die Ausmusterung der Loks begann in den 1960er Jahren und war mit Ausnahme der bis 1975 auf der Eibenstocker Steilrampe eingesetzten Lokomotiven größtenteils schon 1970 abgeschlossen. Dieser Band der Reihe „Eisenbahn-Bildarchiv“ erinnert mit ausgewählten Aufnahmen an die knapp 70-jährige Einsatzzeit der markanten sächsischen Güterzugtenderlokomotiven und damit zugleich an viele heute nicht mehr vorhandene Strecken.
LEW Hennigsdorf lieferte 1974 drei Vorserienloks und von 1977 bis 1984 260 Serienloks der sechsachsigen elektrischen Universallok der Baureihe 250. Die Reichsbahn setzte die 125 km/h schnellen und 5.400 kW starken Loks im Güterzug- wie auch Schnellzugdienst ein. Der kantiger Aufbau, die gesickten Seitenwände und das durchgehende Lüfterband brachten der Maschine den wenig respektvollen, aber durchaus sympathisch gemeinten Namen „Container“ ein. Bereits ab 1991 im Bundesbahnnetz eingesetzt und 1992 in Baureihe 155 umgezeichnet, stehen die heute noch vorhandenen 219 Lokomotiven im Güterzugdienst. Der Band widmet sich mit ausgesuchten SW- und Farbaufnahmen dem Werdegang dieser Loks in allen Einsatzepochen.
Der zweite „Typisierungsplan“ der noch jungen Deutschen Reichsbahn sah u. a. den Bau einer 2’C2’-Personenzug-Tenderlokomotive der Baureihe 62 mit dem Gattungszeichen Pt 37.20 vor. Sie sollte Schnell- und Personenzüge auf kurzen Strecken befördern können, auf denen der Einsatz von Schlepptenderlokomotiven unwirtschaftlich war. Henschel in Kassel baute 1928 insgesamt 15 dieser ausgesprochen formschönen Lokomotiven, die die Reichsbahn größtenteils erst später abnahm und in den Direktionen Wuppertal (Bw Düsseldorf-Abstellbf), Stettin (Bw Sassnitz) und Erfurt (Bw Meiningen) einsetzte. Die nach Kriegsende bei der späteren Deutschen Bundesbahn verbliebenen sieben Lokomotiven wurden bis 1956 ausgemustert, während die acht DR-Maschinen bis 1970 in zahlreichen Bahnbetriebswerken eingesetzt wurden. Band 41 in der Reihe „Eisenbahn-Bildarchiv“ zeigt zahlreiche und teilweise auch bisher unbekannte Aufnahmen aus allen Einsatzepochen. Ein weiteres Kapitel widmet sich der DR-Museumslokomotive 62 015, die von 1975 bis 1996 betriebsfähig vor unzähligen Sonderzügen in vielen Teilen Deutschlands im Einsatz stand.