Während in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Kategorie des Textes das Paradigma für weite Teile der Theoriebildung darstellte, waren die letzten Jahre geprägt durch einen iconic turn in den Wissenschaften, dessen theoretische Fundierung allerdings nach wie vor aussteht. In diesem Band wird erstmals der Versuch unternommen, die Bedeutung der Bildlichkeit innerhalb der einzelnen Wissenschaftsdisziplinen detailliert darzustellen und die Spannweite einer interdisziplinären Bildwissenschaft aufzuzeigen. Das Spektrum reicht dabei von der Kognitions- und Kommunikationswissenschaft, der Archäologie, Kunstgeschichte, Philosophie, Neurowissenschaft, Psychologie und Geschichtswissenschaft bis hin zur Rechtswissenschaft, Soziologie und anderen Anwendungsbereichen wie der Kartographie, der Typographie oder der Computervisualistik.
Klaus Sachs Hombach Bücher






Wege zur Bildwissenschaft
Interviews
Das Interview-Projekt Wege der Bildwissenschaft will zur Idee einer allgemeinen, interdisziplinär verfassten Bildwissenschaft beitragen, indem es die folgenden Einzelziele verfolgt: 1. zum Verständnis des Zusammenhangs von Bildwissenschaft und Medientheorie beizutragen, 2. die Rolle, die der Philosophie hierbei zukommt, genauer zu bestimmen, 3. eine terminologische Klärung der unterschiedlichen Traditionen der philosophischen Bild-theorie anzuregen, 4. die Bilddiskussion einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Klaus Sachs-Hombach interviewte: Gernot Böhme, Hans Belting, Reinhard Brandt, Ferdinand Fellmann, Dietfried Gerhardus, Tonio Hölscher, Hans Dieter Huber, Karlheinz Lüdeking, Roland Posner, Oliver R. Scholz, Peter Schreiber, Michael Sukale, Felix Thürlemann, Bernhard Waldenfels, Lambert Wiesing, Hans Jürgen Wulff und Gottfried Boehm.
Der Band versammelt Beiträge zum Thema der gegenwärtigen „digitalen“ Propaganda, wie sie im Kontext des Populismus eine besondere Rolle spielt. Sie wird als politisch-mediales Phänomen analysiert und als gesellschaftlich-kommunikatives Herausforderung: dies hinsichtlich der Sorge vor der einseitigen Beeinflussung einer neuen, fragmentierten „Masse“ im Netz sowie um die für medienvermittelte Demokratien fundamentale Möglichkeit des vertrauensvollen Austausches von Informationen und Meinungen auf Basis diskursethischer Prinzipien.
Der Band geht den Phänomenen des Verstehens und der Verständigung in ihren Möglichkeiten, Grenzen und gegenseitigen Bedingungsverhältnissen nach und nimmt hierbei die unterschiedlichen Medien der Verständigung in den Blick. Ausgangspunkt ist hierbei die Annahme, dass der verstärkte Einsatz multimedialer und multimodaler Formen der Kommunikation in einer zunehmend global ausgerichteten, damit aber zugleich heterogener werdenden Kultur veränderte Bedingungen der Verständigung geschaffen hat, die ein erneutes Nachdenken über ihre hermeneutischen Voraussetzungen sinnvoll erscheinen lassen. Das Thema des Bandes ist daher ein zutiefst transkulturelles Thema, denn die Frage nach Verstehen und Verständigung ist immer auch eine Frage nach der Möglichkeit, kulturelle Grenzen zu überwinden und zwischen Kulturen zu vermitteln.
Bilder sind in unserer Kultur allgegenwärtig und gewinnen auch in den Wissenschaften zunehmend an Bedeutung. Entsprechend war in den vergangenen Jahrzehnten wiederholt von einer Wende zum Bild – vom visualistic oder pictorial turn – die Rede, ohne daß der damit verbundene Anspruch bislang ausreichend begründet worden wäre. Er bleibt daher zunächst nur Ausdruck des rasanten Anstiegs von bildhaften Darstellungen in allen wichtigen Bereichen der Gesellschaft. In diesem Band werden die tieferen Wurzeln der Bildthematik ausgelotet, um ihre theoretische Fundierung zu ermöglichen. Hierbei geht es zum einen um die anthropologischen Grundlagen der Bildthematik, etwa um die Neurobiologie der Bildwahrnehmung oder den Zusammenhang zwischen Bild und Evolution, zum anderen um eine kurze Theoriegeschichte der wichtigsten bildwissenschaftlichen Traditionen. Der Band schließt mit einer ersten Bilanz der derzeit aktuellen Diskussion zur visuellen Kultur.
Bild und Medium
Kunstgeschichtliche und philosophische Grundlagen der interdisziplinären Bildwissenschaft
- 278 Seiten
- 10 Lesestunden
Die intensivierten Bemühungen der letzten Jahre um eine interdisziplinäre Bildwissenschaft haben deutlich werden lassen, dass sich sehr verschiedene Disziplinen anhand ganz unterschiedlicher Methoden und Ansätze mit Bildern auseinandersetzen: So lassen sich neben den derzeitigen Anstrengungen der Kunsthistoriker, ihr Fach als Bildwissenschaft zu betreiben, zahlreiche experimentell ausgerichtete Studien in den Sozialwissenschaften und etliche begriffsanalytische Unternehmungen in der Philosophie ausmachen. Die Tatsache, dass die methodischen Standards dieser Fachgebiete merklich voneinander abweichen, hat zuweilen den Eindruck einer Konkurrenz um die wahre Bildwissenschaft begünstigt. Es ist daher in hohem Maße wünschenswert, dass methodologische Überlegungen die systematischen Beziehungen zwischen den Ansätzen klären. Thematisch an der Frage des medialen Charakters des Bildes orientiert, reflektieren die Beiträge in Bild und Medium insbesondere das Verhältnis von Kunstgeschichte und Bildwissenschaft. Sie zielen damit, gestützt auf theoretische Erörterungen wie empirische Analysen, auf die Konzeption einer gleichermaßen interdisziplinär verankerten und methodologisch reflektierten Bildwissenschaft ab.
Bilder sind zunehmend zentral für die Kommunikation zwischen Rechner und Benutzer, was zur weltweiten Verbreitung internetbasierter Arbeiten beiträgt. Das grafische Layout von Internetseiten und die Verknüpfung von bildhaften Darstellungen mit Texten machen das World-Wide-Web zu einem beliebten und effizienten Arbeits- und Unterhaltungsmedium. Dadurch gewinnen grundlegende Fragen zu Bildern an Bedeutung: Was sind Bilder, und wie werden sie von Menschen wahrgenommen und genutzt? Diese Fragen sind nicht neu, erhalten aber durch die Möglichkeit, dass Computer Bilder für eine breite Nutzerbasis erzeugen, eine neue Dimension. Solche Bilder müssen situationsgerecht und auf aktuelle Bedürfnisse eingehen, was flexible Algorithmen zur Kodierung von Informationen in Bilder erfordert. Die Erforschung der Prinzipien, die Bildern zugrunde liegen, als Verbindung zwischen Rechner und Benutzer steht noch am Anfang, besonders im Vergleich zum Wissen über Sprache. Während die Linguistik nach dem Zweiten Weltkrieg florierte und zur Entwicklung der Computerlinguistik führte, wurde die systematische Untersuchung von Bildern in ähnlicher Weise vernachlässigt. Der interdisziplinäre Austausch, der in der Linguistik und Computerlinguistik erfolgreich war, beginnt erst jetzt, auch für Bilder relevant zu werden.
Obwohl Bilder eine enorme Aufwertung nicht nur in Kultur und Medien, sondern auch in der Wissenschaft selbst erfahren haben, fehlt es bislang nicht nur an einer übergreifenden Konzeption des Bildbegriffs; kontrovers ist ebenfalls, in welchem Sinn von Wissenschaft es eine Bildwissenschaft überhaupt geben kann oder geben sollte. Zur Klärung dieser Frage setzte sich die internationale Fachkonferenz „Bildwissenschaft zwischen Reflexion und Anwendung“ drei übergeordnete Ziele: (1) einen Austausch der Bildforscher über ihre jeweiligen Ansätze, Theorien, Methoden und Erwartungen zur Bildthematik zu ermöglichen, (2) eine grundlagentheoretische Reflexion mit den jeweiligen Anwendungen zu vermitteln und (3) erste Schritte zur Institutionalisierung einer allgemeinen Bildwissenschaft zu unternehmen. Die innovativen und auf Repräsentativität abzielenden Ergebnisse dieser Fachkonferenz werden im vorliegenden Band verfügbar gemacht.