Ethnographisch zu forschen bedeutet selbstverständlich, Daten methodisch kontrolliert zu erheben und auszuwerten. Allerdings ist für das Betreiben von Ethnographie nicht primär methodische Raffinesse kennzeichnend, sondern das reflektierte Verhältnis zum Gegenstand des jeweiligen Erkenntnisinteresses. Dieses reflektierte Verhältnis konstituiert sich im ständigen Abgleich von Fragestellung, Forschungsvollzug und Teilhabe am einschlägigen wissenschaftlichen Diskurs. Bei den 6. Fuldaer Feldarbeitstagen wurde, konkretisiert an den je aktuellen Forschungsinteressen der Teilnehmenden, eben dieser Diskurs im Hinblick auf die Stichworte „Herumschnüffeln, Aufspüren und Einfühlen“ empirisch, methodisch, methodologisch und theoretisch geführt.
Ronald Hitzler Reihenfolge der Bücher






- 2018
- 2017
Die Beiträge erörtern die theoretischen Prämissen der hermeneutischen Wissenssoziologie. Ausgehend von wichtigen ›Bezugstexten‹ Thomas Luckmanns und Hans-Georg Soeffners werden grundlagentheoretische wie methodologische Fragen diskutiert. Dabei geht es um die Begründung und Ausdifferenzierung einer sinnverstehenden empirischen Forschung, um die Abgrenzung zu Ansätzen anderer soziologischer Theoretiker wie Pierre Bourdieu, Anthony Giddens und Niklas Luhmann sowie um die Weiterführung der Debatte um die Validität nicht-standardisierter Sozialforschung.
- 2017
Unter den Bedingungen einer entstehenden anderen Moderne muss auch eine Soziologie, die „das Politische“ zum Gegenstand hat, die konventionelle Orientierung an „politischen Institutionen“ revidieren. Auf der Grundlage einer dezidiert soziologischen Lesart von Niccolo Machiavellis Handlungstheorie werden in diesem Buch deshalb anthropologische und formale Aspekte des Politischen, (Inszenierungs-)Probleme des Berufspolitikers und Konsequenzen emanzipationspolitischer Prozesse in der Moderne analysiert.
- 2016
Dass man sich in einem plausiblen Sinne im jeweiligen Forschungsfeld einlassen muss auf unerwartete Erfahrungen, dass man bereit sein muss, sich verwirren zu lassen, Schocks zu erleben, eigene Moralvorstellungen (vorübergehend) auszuklammern, Vor-Urteile zu erkennen und aufzugeben, kurz: dass man eine maximale Bereitschaft haben muss, das, was Menschen tun, die man aufsucht und mit denen man als forschende Person Umgang hat bzw. haben will, so zu verstehen, wie diese anderen Menschen es meinen, ist eine Haltung, die Ethnographie betreibende Personen weitgehend teilen. Bei den hier versammelten Beiträgen der 5. Fuldaer Feldarbeitstage wurden – fokussiert auf die Frage nach Differenzen von Old School und New School – Methodenentwicklungen in ethnographischen Ansätzen reflektiert und ineinandergreifende und alternierende Anwendungen einschlägiger Erhebungs- und Auswertungsverfahren in Relation zueinander auf ihre Möglichkeiten und Grenzen hin diskutiert.
- 2016
In diesem Buch werden die Standards lebensweltanalytischer Ethnographie im Anschluss an Anne Honer vorgestellt. Neben der Methodologie (Lebensweltanalyse, Ethnographie, Existenzielles Engagement) werden die Methodik (Beobachtung und Teilnahme, Passing, Interpretation und Phänomenologie) vorgestellt und bestimmte Anwendungsfelder beschrieben. Die im Anschluss an Anne Honer ausgearbeitete lebensweltanalytische Ethnographie steht in der Tradition phänomenologiebasierter Wissenssoziologie. Das mit diesem Ansatz verfolgte zentrale Erkenntnisinteresse gilt der sinnadäquaten Rekonstruktion menschlichen Erlebens, Wissens und Handelns in mannigfaltigen sozialen Zusammenhängen. Illustriert wird das unverzichtbare forschungspraktische ‚Doppelgängertum‘ des Ethnographen zwischen existenziell engagierter beobachtender Teilnahme und analytisch distanzierter eidetischer Deskription und hermeneutischer Interpretation hier anhand zweier stark divergierender Anwendungsbeispiele.
- 2015
In diesem Band werden methodische Aspekte ethnographischer Arbeit fokussiert. Unbeschadet dessen erscheint die Reinheit der je eingesetzten Erkundungs- und Deutungstechniken prinzipiell als nachrangig gegenüber der Aufgabe, so Vieles und so Vielfältiges wie möglich über die Welt, in der man sich jeweils bewegt, in Erfahrung zu bringen. Dies gelingt in Ethnographien vorzugsweise dadurch, dass die forschende Person am Leben in ihrem jeweiligen Feld tatsächlich teilhat und dass sie zugleich im Feld so agiert, dass sie es möglichst wenig von äußeren Wertsetzungen her beeinflusst und verändert.Die besondere forscherische Kompetenz der Ethnographie treibenden Person besteht dementsprechend vor allem darin, dass sie in der Lage ist, erkenntnisoptimierend zwischen existenzieller Nähe und analytischer Distanz zu changieren – was insbesondere deshalb so bedeutsam ist, weil Datenerhebung, Datenauswertung und Theoriebildung eben nicht in einer vorweg festgelegten, linearen Abfolge stehen, sondern weil der explorativ-interpretative Forschungsprozess in einer spiralförmigen Bewegung stattfindet.
- 2014
Diese Einführung gibt einen Überblick über die aktuellen sozialwissenschaftlichen Hermeneutiken als Auswertungsmethoden der qualitativen Sozialforschung; orientiert an der Idee einer standardisierten Präsentation nichtstandardisierter Interpretationsverfahren.
- 2014
Hermeneutik als Lebenspraxis
- 580 Seiten
- 21 Lesestunden
Long description: Hans-Georg Soeffner verkörpert, repräsentiert und lehrt zugleich anhaltend das Verstehen des Verstehens als menschenmögliche und mithin kulturwirkliche Lebenspraxis. Sein Vorschlag, die eigene Lebenspraxis stets mit zu bedenken, ist der "Baldachin", der die Beiträge dieses anlässlich seines 75. Geburtstags erscheinenden Bandes überwölbt. Verstehen ist unabdingbarer Teil der Lebenspraxis. Die Lebenspraxis ist aber auch - aktueller ebenso wie geronnener und in gewisser Weise sogar entworfener - Vollzug von Verstehensleistungen. Hermeneutik ist die Auslegung der Lebenspraxis als interpretativem Vollzug. Hermeneutik ist aber auch eine Form des praktischen Lebensvollzugs, in deren Rahmen das Interpretierte ebenso zu bedenken ist wie das Interpretieren. Hans-Georg Soeffner verkörpert, repräsentiert und lehrt zugleich anhaltend diese Form menschenmöglicher und mithin kulturwirklicher Lebenspraxis. Sein Vorschlag, die eigene Lebenspraxis stets mit zu bedenken ist der "Baldachin", der die Beiträge dieses anlässlich seines 75. Geburtstags erscheinenden Bandes überwölbt.
- 2013
Mega-Event-Macher
Zum Management multipler Divergenzen am Beispiel der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010
- 136 Seiten
- 5 Lesestunden
An dessen Planung und Durchführung war eine unüberschaubare Zahl von Akteuren über einen langen Zeitraum hinweg zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten in mannigfaltigen Konstellationen beteiligt, die dabei mit multiplen Taktiken und Strategien (zumindest auch) ihre Sonder- und Eigeninteressen verfolgten.
- 2013
Haus Königsborn ist eine Modell-Pflege-Einrichtung für infolge von Gehirnschädigungen schwer- und schwerstbehinderte Erwachsene. Die professionellen Praktiken der dort tätigen Therapie- und Pflegekräfte und deren ‚Plausibilisierungen‘ wurden in der hier vorgelegten ethnographischen Studie erkundet. Dabei wird die Bedeutung der in der Einrichtung geltend gemachten normativen ‚Programmatik‘ unübersehbar.