Sylvia Plath
27. Oktober 1932 – 11. Februar 1963
Auch bekannt als: Victoria Lucas
Sylvia Plath (Aussprache [plæθ]) war eine amerikanische Schriftstellerin. Als Plaths Hauptwerk gelten ihre Lyrik, insbesondere der nachgelassene Lyrikband Ariel, sowie ihr einziger Roman Die Glasglocke. Daneben schrieb Plath Kurzgeschichten und Kinderbücher.
Sylvia Plaths Literatur wird zumeist im Kontext ihrer Lebensgeschichte gewertet. Ihre Gedichte gelten als Confessional Poetry (Bekenntnislyrik), und auch in ihrer Prosa verarbeitete sie autobiografische Erlebnisse wie einen Suizidversuch oder die Beziehung zu ihrem Ehemann Ted Hughes. Erste Arbeiten veröffentlichte Plath bereits zu Lebzeiten; der literarische Erfolg setzte aber erst postum nach ihrem Suizid mit der Veröffentlichung nachgelassener Gedichte sowie der US-Publikation ihres Romans in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren ein. Neben ihrem Werk wurden auch Plaths Leben und ihr früher Tod zum Gegenstand des öffentlichen Interesses. Plath wurde zu einer Symbolfigur der Frauenbewegung stilisiert und ihre Lebensgeschichte als Spiegelbild der Rolle der Frau in der Gesellschaft verstanden. Sylvia Plath war die Tochter des deutschstämmigen Biologieprofessors Otto Emil Plath (1885–1940) und der Lehrerin Aurelia Schober Plath (1906–1991), die aus einer österreichischen Einwandererfamilie stammte. Sylvia hatte einen jüngeren Bruder namens Warren Joseph (* 1935). Sylvia Plath war acht Jahre alt, als ihr Vater starb. Kurz nach seinem Tod begann sie mit dem Schreiben. Zum ersten Mal wurde eines ihrer Gedichte 1945 in der Schülerzeitung The Phillipian veröffentlicht. Innerhalb weniger Jahre entstanden mehr als vierhundert Gedichte. 1950 begann Plath ein Studium am Smith College in Northampton, Massachusetts mit einem Begabtenstipendium, welches ihr von der Romanautorin und späteren Freundin und Förderin Olive Higgins Prouty gestiftet wurde. Am Smith College nahm sie auch an einem „Creative-writing“-Seminar bei Alfred Kazin teil. 1952 gewann sie mit der Kurzgeschichte Sonntag bei den Mintons den Schreibwettbewerb der Zeitschrift Mademoiselle. Im Juni 1953 wurde sie zusammen mit neunzehn weiteren Studentinnen aus dem ganzen Land ausgewählt, an der Augustausgabe, der so genannten College-Ausgabe, von Mademoiselle mitzuarbeiten, und verbrachte den Monat in New York. Nach ihrer Rückkehr litt sie unter starken Depressionen, die mit Elektroschocks behandelt wurden, ohne dass diese Therapie zu einer Besserung führte. Am 24. August 1953 versuchte Plath, sich mit Schlaftabletten das Leben zu nehmen. Sie überlebte den Suizidversuch und verbrachte die nächsten Monate in einer psychiatrischen Klinik. Die Ereignisse dieses Jahres, beginnend mit ihrem Aufenthalt in New York, bilden die Basis für ihren halbautobiografischen Roman Die Glasglocke, der 1963 unter dem Pseudonym „Victoria Lucas“ erschien.Bis zum Frühjahrssemester 1954 war Sylvia Plath in psychiatrischer Behandlung. Sie litt an Stimmungsschwankungen und Depressionen. Im Sommer 1955 schloss Plath am „Smith College“ ihr Studium dennoch mit einer ausgezeichneten Examensarbeit zu Dostojewskis Doppelgänger ab. Im Herbst 1955 erhielt sie ein Fulbright-Stipendium des Newnham College der Universität Cambridge in England und unternahm verschiedene Reisen durch Europa. An der Cambridge University lernte Plath 1956 den Schriftsteller Ted Hughes kennen und verliebte sich in ihn. Nur wenige Monate später, am 16. Juni 1956, heirateten die beiden. Von Juni 1957 bis Oktober 1959 lebten und arbeiteten Plath und Hughes in den USA. In dieser Zeit war Sylvia Plath im Smith College als Instructor (dt.: Dozentin) tätig. Ab Dezember 1958 begab sie sich erneut für etwa ein halbes Jahr in psychotherapeutische Behandlung, um die Gründe für ihre depressiven Stimmungsschwankungen sowie ihre Schlaflosigkeit und ihre zeitweiligen Schreibblockaden aufzuarbeiten. 1959 besuchte Plath ein Lyrikseminar von Robert Lowell, wo sie Anne Sexton kennenlernte. Nach der Rückkehr nach London brachte sie 1960 ihre Tochter Frieda Rebecca zur Welt. Im Oktober 1960 veröffentlichte Sylvia Plath die Gedichtsammlung The Colossus And Other Poems, die vom Londoner Heinemann Verlag angenommen worden war. Sylvia Plath und Ted Hughes zogen in ein Landhaus in Devon im Südwesten Englands um. Nach einer Fehlgeburt am 6. Februar 1961 brachte sie am 17. Januar 1962 ihren Sohn Nicholas Hughes (1962–2009, Suizid) zur Welt. Im Mai desselben Jahres erschien The Colossus And Other Poems auch in den USA. Im Oktober 1962 trennten sich Plath und Hughes. Plaths einziger Roman Die Glasglocke (The Bell Jar) wurde am 14. Januar 1963 veröffentlicht. Vier Wochen später, am 11. Februar 1963, nahm Plath sich das Leben, indem sie erneut Schlafmittel schluckte, die Küche mit Handtüchern abdichtete, den Gashahn des Herdes aufdrehte und den Kopf in den Backofen legte. Es wurden einige Abschiedsbriefe gefunden sowie ein beschriebenes Blatt mit der Angabe der Telefonnummer ihres Arztes und der Bitte, diesen anzurufen. Ihre Kinder schliefen in einem Zimmer im oberen Stockwerk. Mehrere Freunde von Plath und Hughes wie Al Alvarez oder Lucas Myers, aber auch Ted Hughes selber, vermuteten aufgrund verschiedener Umstände, dass Sylvia Plaths Suizid ein Hilferuf („a cry for help“) war und sie darauf gehofft hatte, noch rechtzeitig aufgefunden zu werden.Die Schriftstellerin wurde in Heptonstall, West Yorkshire, England, nahe der Geburtsstätte von Ted Hughes als Sylvia Plath Hughes beigesetzt. Die meisten Werke Sylvia Plaths erschienen erst nach ihrem Tod. Ihr lyrisches Spätwerk aus den Jahren 1962 und 1963 veröffentlichte Ted Hughes 1965 in der Gedichtsammlung Ariel. 1982 wurde Plaths lyrisches Gesamtwerk in der Gedichtesammlung The Collected Poems publiziert und postum mit dem Pulitzer-Preis in der Kategorie Poesie ausgezeichnet.