Alfred Goubran vollendet nach zwanzig Jahren seinen 7-bändigen Romanzyklus Eliade, der anlässlich seines 60. Geburtstags als Sonderausgabe im Schuber erscheint. Der Schuber enthält verschiedene Romane, die unterschiedliche Stilrichtungen und Erzählformen repräsentieren, sowie einen Kommentarband von Stefan Gmünder.
Alfred Goubran Reihenfolge der Bücher






- 2024
- 2024
„Ich werde diesen Ort immer als Fluchtort im Gedächtnis behalten. Wie man ein Geheimnis bewahrt. Schon zu wissen, daß es diesen Ort wirklich gibt und daß man dort einmal gewesen ist, beruhigt.“ Brasilien. Das „Land der Zukunft“, wie es Stefan Zweig einmal genannt hat. Mit zwölftausendfünfhundert Dollar in der Tasche will Elias hier sein Glück versuchen. Er lässt das geplante Drogengeschäft in Salvador da Bahia platzen, dringt stattdessen immer weiter in das schwarze Herz Brasiliens vor, in die Geschichte des Landes, die tiefen Spuren, die der Kolonialismus hinterlassen hat. Er begegnet den schillerndsten Charakteren, Auswanderern, Prostituierten, Priesterinnen, und findet sich, alles in allem, in einer Kultur wieder, die in ihrer Vielfalt und Lebendigkeit sein bisheriges Weltbild infrage stellt.
- 2023
In einem abgelegenen und von der Umwelt weitgehend abgeschnittenen Gebirgstal im Niemandsland zwischen der italienischen und der österreichischen Grenze befinden sich der Stammsitz und die Ländereien der Familie Schwarzkogler. Elias, der sich bei seinem Versuch zu Fuß im Winter die Grenze nach Italien zu überqueren, in das Tal verirrt, wird von den Schwarzkoglers aufgenommen und nimmt das Angebot an, die Bibliothek des Schwarzen Schlosses zu ordnen. In der völligen Abschottung von äußeren Einflüssen wird er von Isabel, der attraktiven und empathielosen Tochter des Gutsherrn, nach und nach durch eine Art zwanglose Erziehung zu einem der Ihren gemacht. Er verliert sich mehr und mehr in seinen Gedanken und dem Studium wissenschaftlicher Bücher und nimmt dabei die Veränderungen an sich selbst nicht wahr. Kann er seiner Wahrnehmung noch trauen? Das Niemandsland zwischen zwei Grenzen wird zur Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit, das Abdriften in die Gedankenwelt zu einem Text über das Erzählen selbst.
- 2023
Der große BlaBla, Leiter der privaten Nervenheilanstalt Schwarzenberg, hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Einfluß von Parasiten auf das menschliche Verhalten zu untersuchen. Nach jahrzehntelanger Forschung neigt er der Auffassung zu, daß Parasiten nicht nur Persönlichkeitsveränderungen hervorrufen können, sondern auch die primäre Ursache für Geisteskrankheiten und seelische Erkrankungen sind. Für seine Studien führt er Experimente an seinen Patienten ohne deren Wissen durch, so auch an dem ehemaligen Dramaturgen Muschg, der nach zwanzig Jahren solcher Behandlungen, geistig und seelisch zerrüttet, aus der Obhut des großen BlaBla entlassen und auf die Palliativstation eines Krankenhauses überstellt wird. Dort wird er von dem Literaturredakteur Münther, einem ehemaligen Freund, der lange außer Landes gelebt hat, ausfindig gemacht. Münther, mißtrauisch geworden, beginnt Muschgs Krankengeschichte zu recherchieren, was in einer direkten Konfrontation mit dem großen BlaBla mündet, der durch Münthers Nachforschungen sein Lebenswerk bedroht sieht.
- 2019
Schmerz und Gegenwart
Ritzungen
Kennzeichen einer Verdrängungsgesellschaft ist, schreibt Alfred Goubran, dass Status und öffentliche Bedeutung an der Verdrängungsleistung bzw. dem Verdrängungswert gemessen werden. Die Verdrängungsleistung wird honoriert als das, was der Ablenkung und Zerstreuung dient und unter dem Begriff Unterhaltungsindustrie firmiert (obwohl diese eigentlich Zerstreuungsindustrie heißen sollte). Der einzige Maßstab, der hier zum Tragen kommt, sei der Erfolg - das ist die Verdrängungsleistung. Sie wird in den Bestsellerlisten, Hitparaden, den In& Outs und den diversen Rankings abgebildet. Dort ist abzulesen: Was die Stunde geschlagen hat - es ist das Diktat der Zerstreuungsindustrie, die, im Öffentlichen, für die Gegenwart bestimmend sein will. Eine Besetzung der Gegenwart, die in allen Bereichen etabliert wird, der Meinungsterror, der vor der Kunst ebenso wenig haltmacht wie vor der Politik, die letztlich der Zerstreuungsindustrie zuzurechnen ist. Der Ort der Verdrängung ist die Gegenwart. Hier kommt auch das besondere Verhältnis des Schmerzes zur Gegenwart zu tragen. Ein weiteres Kapitel ist der Renaissance des Vulgären gewidmet.
- 2018
Technische Tiere
Gedichte
»Jeder Dichter ist ein Orakel, aus dem sich das Unerschaffene in die Welt spricht. Jeder Dichter wirkt durch die unsichtbare Welt und weiß Dinge, die er nicht wissen kann – und das steht durchaus in der Tradition der Dichter, der ich mich verbunden fühle«, lässt Goubran den Schriftsteller Aumeier in seinem Roman Das letzte Journal sagen; er könnte damit auch über sich selbst sprechen. Für Technische Tiere hat Alfred Goubran mit der japanischen Zeichnerin Kazaki Maruyama zusammengearbeitet. In ihren Bildern entsteht eine Realität, die dem Eigentlichen noch das Wesentliche abringt – wie in der von Musikalität durchwobenen, von Freiheit und Unabhängigkeit durchdrungenen Lyrik Goubrans. Kuratiert wird der aus Texten und Bildern bestehende Band vom Philosophen Boris Manner.
- 2017
Herz
Eine Verfassung
Der Theaterdisponent Muschg versucht, Licht in das Dunkel der Ursachen seines Aufenthaltes in der Psychiatrie zu bringen. Niemand vom Personal ist bereit, ihm Auskunft zu geben. Er, Muschg, sei nur eines Tages hier aufgewacht und alle hätten so getan, als sei er immer schon dagewesen. War der Anlass ein Selbstmordversuch, der eskalierte Streit mit einem anderen Kunden in einem Supermarkt? - Und die Ursache? - Ein simples Burn-out, nach den langen Jahren der Überanstrengung in seinem Beruf, dem Stress, den ständigen Änderungen in den Proben- und Aufführungsterminen, dem Gejammer der Schauspieler und Regisseure, den Klagen der Debütanten, Diven, des unfähigen Direktors, der Bühnenarbeiter, Musiker und Beleuchter - oder war es doch, als Tüpfelchen auf dem i, die Dramatisierung der Biographie des Leprapriesters Pater Damian, die er sich aufgehalst hatte, die ihn letztlich in den Irrsinn getrieben hat? - Auch eine Verschwörung ist nicht ganz auszuschließen, hatte er doch nach dem Tod des Dichters Aumeier dessen brisante Recherchen über Zwangsarbeiterinnenheime und die heute noch mächtigen Höllerschen Glaswerke an die Nationalbibliothek weitergeleitet, wo sie, nach Auskunft der zuständigen Sachbearbeiterin, nie angekommen waren. HERZ ist die Geschichte Muschgs, von ihm selbst erzählt, die von der Erforschung der möglichen Ursachen und Anlässe für seinen Aufenthalt in der geschlossenen Abteilung handelt. Hinzu kommen Beobachtungen zum Alltagsleben, seinen Schicksalsgefährten und dem großen Blabla , wie er den Stationsvorsteher nennt.
- 2016
Wien, Herbst 2008. Nach 41 Jahren begegnet der Schriftsteller Aumeier seiner Jugendliebe Terése wieder und zieht auf ihr Anwesen. In einem Treibhaus, das Terése zu Studienzwecken für Orchideen nützt, beginnt er sein Journal zu schreiben. Er erfährt die Ursache für ihre gewaltsame Trennung und sieht sich in der Gestalt des Alten Schwarzkoglers mit einem mächtigen Gegenspieler konfrontiert, dessen Einfluß auf sein und Teréses Leben weiter reicht, als er bisher vermutet hatte. Die Enthüllungen verborgener Zusammenhänge zeigen nicht nur die Vergangenheit in einem neuen Licht, sondern führen auch zu einer Infragestellung seines bisherigen Lebensweges, seiner Ansichten und letztlich seiner Herkunft. Aumeier weiß, daß ein Neubeginn nur möglich ist, wenn es ihm und Terése gelingt, sich dem Einfluß des Alten Schwarzkoglers und seiner Intrigen zu entziehen. Dieses Spiel, wie Aumeier es nennt, das eigentlich ein Kampf ist, bei dem es um Sein und Nichtsein geht, bleibt bis zur letzten Seite spannend und voller überraschender Wendungen. Das letzte Journal ist ein in sich abgeschlossenes Buch. Es verweist jedoch auch auf Goubrans bisher erschienene Romane und wirft ein neues Licht auf die fragwürdigen Umstände von Aumeiers Tod (AUS.) und seine Beziehungen zum „Schwarzen Schloß“ (Durch die Zeit in meinem Zimmer).
- 2014
Für den Autor Alfred Goubran („Der gelernte Österreicher“, Wien 2013) ist Identität die Voraussetzung für Kultur und Heimat. Nicht als Begriff oder „gedachte Zugehörigkeit“, sondern als gelebter Wert. So wertet Goubran den Nationalismus bereits als ein Symptom der „gebrochenen Identität“ – wo im Alltag die gelebten Werte durch Vorstellungsziele ersetzt werden mit denen man sich „identifiziert“. Die Frage, ob Identität heute noch möglich ist oder längst durch Identifizierung ersetzt, ist deshalb eine essentielle. Ihr wird in dem vorliegendem Buch auf vielfältige Weise nachgegangen: Poetische Fragmente, Erzählungen, Beschreibungen, Dialoge, Fabeln umkreisen das Fragen nach Identität, Heimat, Herkunft, Ort. Oft haben die Photos dokumentarischen Charakter, dann wieder verweist der Text auf das Bild und umgekehrt oder sie ergänzen sich, bilden eine Symbiose. Doch sind die Photos nie illustrierend und der Text ist nie erklärend. Beide künstlerischen Ausdrucksformen bleiben dem Bild und dem Bildhaften verpflichtet.
