Das Königreich der Spielleute
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'Spielleute und Lumpen - wachsen auf einem Stumpen', sagt ein zeitgenössisches Sprichwort. Die mittelalterlichen Spielleute waren beides: gern gesehene und gern gehörte Unterhalter und gesellschaftliche Außenseiter, deren Lebensstil die Menschen eher mit Abscheu gegenüberstanden. Ihre Mobilität und ihr unstetes Wanderleben standen in krassem Gegensatz zu einer wohlgeordneten Welt, die durch Sesshaftigkeit, Ständehierarchie und Zunftzwang bestimmt war. Im 14. Jahrhundert hatten sich elsässische Spielleute in einem großen landschaftlichen Berufsverband zusammengeschlossen. Dieses ‘Königreich fahrender Leute‘ stand unter dem Schutz des mächtigen Herrn von Rappoltstein, dem die Spielleute steuerpflichtig waren und der sich im Gegenzug verpflichtete, ihre Interessen wahrzunehmen und sie gegen Übergriffe von außen zu schützen. Um sich mit der Kirche auszusöhnen, wählten sie Maria zu ihrer Schutzpatronin und versammelten sich ihr zu Ehren alljährlich zum ‘Pfeifertag‘. An der Spitze des ‘Königreichs‘ stand der ‘Pfeiferkönig‘: Er hatte die Aufgabe, Ordnung unter dem bunten Musikantenvolk zu halten und über die Einhaltung der Zunftregeln zu wachen. Ebenso war er aber auch der oberste Gerichtsherr des ‘Pfeifergerichts‘, einer eigenen Gerichtsbarkeit, auf die die Spielleute besonders stolz waren. Hartwig Büsemeyer stellt in diesem Buch die Geschichte der Bruderschaft elsässischer Spielleute über den gesamten Zeitraum ihrer Geschichte dar - von Ende des 14. Jahrhunderts bis zur Französischen Revolution. Der Schwerpunkt seiner Arbeit lag in der Erforschung des ‘Kleinlebens‘ und der Alltagskultur der Spielleute. Die Gründe, die zum langsamen Verfall und zur Auflösung der Bruderschaft führten, konnte der Autor mit Hilfe bisher nicht veröffentlichter Quellen aus den Archiven von Colmar und Straßburg sehr genau darstellen. Am 1. Oktober 2006 erhielt Hartwig Büsemeyer für dieses Werk den Elsass-Preis der Académie d’Alsace, gestiftet von der Stadt Schongau.