Die neue jüdische Schule in der Musik
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1908 wurde in St. Petersburg eine Gesellschaft für jüdische Volksmusik gegründet. Die jungen Komponisten, die sich ihr anschlossen, entwickelten bald, zum ersten Mal in der Musikgeschichte, einen nationalen jüdischen Stil in der Kunstmusik, der Elemente jiddischer Folklore und synagogaler Musik integrierte. Diese Neue Jüdische Schule war damals eng mit der jüdischen Renaissance-Bewegung auf allen Kulturgebieten verknüpft und wurde auch von zionistischen Ideen geprägt. Während sich jedoch die gleichzeitig entstehende russische, tschechische, spanische oder ungarische Nationalmusik frei entfalten und im kulturellen Bewusstsein etablieren konnte, wurde der Erfolg der Neuen Jüdischen Schule durch die stalinistische und nationalsozialistische Kulturpolitik bereits nach drei Jahrzehnten gewaltsam abgebrochen. Jascha Nemtsov behandelt erstmalig systematisch die Geschichte der Neuen Jüdischen Schule und ihrer wichtigsten Institutionen, wie die Gesellschaft für jüdische Volksmusik in St. Petersburg (1908–1919), die Gesellschaft für jüdische Musik in Moskau (1923–1931), der Verein zur Förderung jüdischer Musik in Wien (1928–1938), die Musikverlage Jibneh (1922–1943) und Juwal (1923–1927) u. a. Im Mittelpunkt stehen außerdem die ästhetischen Maximen sowie der historische, ideologische und kulturelle Kontext. Die Grundlage dieser Arbeit bilden Hunderte neu entdeckter Dokumente aus russischen, amerikanischen, israelischen, schweizerischen, österreichischen und holländischen Archiven.