In russischer Gefangenschaft
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Auch heute noch ist für viele Russland das Land der Gefangenschaft, Sibirien weniger geographischer Begriff, als vielmehr ein Synonym für Unfreiheit, Verbannung und Tod. Weitgehend in Vergessenheit geraten ist das Schicksal der Kriegsgefangenen, die im Ersten Weltkrieg, als Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee, in russische Gefangenschaft gerieten. Jene für diesen Band ausgewählten Erinnerungstexte ehemaliger Kriegsgefangener gewähren uns tiefe und lebendige Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Menschen des untergehenden russischen Zarenreiches und in die nachfolgenden revolutionären Umwälzungen. Kaum ein Gefangener konnte sich den Auswirkungen der politischen Entwicklung in Russland ganz entziehen. Die Autoren brechen mit einem Klischee über das Wesen der Gefangenschaft: Die Lager waren für viele nur Zwischenstationen. Mitten im „Feindesland“ lebten und arbeiteten sie und mussten lernen, sich einer ihnen in vieler Hinsicht fremden und unverständlichen Kultur anzupassen. Keinem deutschsprachigen Autor war es zu jener Zeit möglich , Russland in dieser Weise von innen kennenzulernen und die gesammelten Eindrücke aufzuzeichnen. Die Lebensgeschichten der Kriegsgefangenen aus der Donaumonarchie stellen daher ein besonders wertvolles und spannendes Material dar.