Normenbildung auf dem Pflegemarkt
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Wie sind die Ausgangsbedingungen für die sozialstaatliche Absicherung des Pflegerisikos in einer bestimmten historischen Periode vom Grundsatz her? Wie wirkt sich das Pflegeversicherungsgesetz auf die Organisation von Pflegeeinrichtungen in freigemeinnütziger, öffentlicher und privater Trägerschaft aus? Jörg Lemnitzer beantwortet diese Fragen auch unter dem Aspekt, ob auf dem Markt für pflegerische Dienstleistungen verbindliche soziale Normen entstehen. Dabei greift er auf einen ökonomischen Erklärungsansatz für soziales Handeln zurück, analysiert die Wechselwirkung von Bedingungen, die zur Entstehung von Präferenzen und zur Äußerung bzw. zur institutionellen Setzung von Normen und damit zur Implementierung des Pflegeversicherungsgesetzes führen. Es wird verdeutlicht, dass die Ausgangsbedingungen für die Entstehung, die Verinnerlichung, die Wirkungsweise und den Wandel von sozialen Normen in Prozessen der Nutzenmaximierung zu suchen sind. Dadurch wird auf dem Pflegesektor einerseits eine spürbare Effizienzsteigerung der Leistungserbringung bewirkt. Andererseits wird der einzelne hilfe- und pflegebedürftige Akteur sozialrechtlich nicht als komplexes bio-psycho-soziales Wesen betrachtet, sondern vielmehr auf einen Kostenfaktor reduziert. Vor diesem Hintergrund zeichnet sich auf dem Pflege- und Gesundheitssektor eine soziale Differenzierung ab, die eine Zweiklassenversorgung entstehen lässt.