Two wheels - one dark Lord
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LordCarcrasher. Blood! Both guitars E (183 bpm) – ein grimmiges Riff von Slayer ziert das Notenblatt auf Seite 2, Vorspiel zum düsteren Fahrrad-Ballyhoo am Vorabend zum Krieg der Welten. Die Pest ist ein Vergnügen dagegen, das Erbe der Alten liegt wenigstens aufbewahrt in kettengeschmiedeten Verliesen, kontrollierbare Exklusion, perspektivisch eingemessen – aber die Marsianer, das ist eine andere Nummer. Das Buch wimmelt von verwischten Spuren, die sich bilderglucksend zwischen die Seiten drängen. Der leergefegte Tunnel-Tatort trägt den hämischen Gesang von Alex noch lange in die Ohren, aufgebrochener Asphalt, ausgepixelte Flakstationen, verödete BMX-banks, Graffitis von gelangweilten Country-kids: RFS – responsible for sophistication, mit dieser Losung vor Augen blicken Großonkel und Freund sinnierend über die Landschaft, die Seiten durchdringend und wie H. G. Wells vor der Frage stehend, ob die moralischen Ideen vielleicht doch nicht mit der zivilisatorischen Entwicklung Schritt halten können. Schwierige Lage am Vorabend des Weltenabgrunds, jetzt nicht zögern, Spur halten: Two wheels – one dark Lord. Wehrmann führt eigene und gefundene Fotos aus unterschiedlichsten Kontexten zusammen, in denen das Fahrrad als Fortbewegungsmittel, als Objekt von Gruppenbildung oder als Mittel der Produktion von Raum auftaucht. Dabei stehen formale Aspekte des romantischen Landschaftsbildes, die ihn an den Reisefotos seines Großonkels reizen, neben kulturwissenschaftlichen Fragestellungen, die sich mit der soziokulturellen Bedeutung des Fahrrads beschäftigen, wie dem Zeichensystem von Subkulturen beim EuropeanCycleMessengerChampionship oder der Umnutzung von Rädern und Architekturen. (Dirck Möllmann)