Barbaren - Monster - Gottesgeisseln
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Ein immer wiederkehrendes Phänomen der vormodernen Zeit ist fraglos die in der Regel aus anfänglicher militärischer Konfrontation erwachsende Begegnung sesshafter Kulturen mit Reiternomaden der zentralasiatischen Steppengebiete. Ungeachtet der im Laufe der Zeit oft entwickelten Koexistenz und der teilweise für beide Seiten befruchtenden Ergebnisse dieser Begegnungen blieben die kulturell fremdartigen Steppennomaden in den Augen ihrer sesshaften Nachbarn in vielen Fällen archetypische Barbaren – suspekt, primitiv und gefährlich. Eben dieser Wahrnehmung und Darstellung steppennomadischer Völkerschaften durch europäische Berichterstatter geht der Verfasser in seiner Untersuchung nach. Dabei werden zunächst in einem phänomenologischen Vorspann die wesentlichen Elemente des zentralasiatischen Kultursyndroms (nomadische Lebensweise, Viehzucht, Sozial- und Heeresstrukturen, animistische Religionsformen) beleuchtet. Die Wahrnehmung eben dieser, für Beobachter aus sesshaften Kulturen befremdlichen und damit oftmals bedrohlich erscheinenden Eigenschaften wird in der Folge für den Zeitraum vom Ausgang der Antike bis zum Ende des Mittelalters analysiert. Paradigmatisch wird anhand der Quellenberichte über Hunnen, Awaren, Magyaren, Kumanen und Mongolen untersucht, welche Stereotypen und Topoi bei der Auseinandersetzung mit dem/den Fremden entwickelt, über Generationen tradiert und bei zahlreichen Gelegenheiten immer wieder zum Einsatz gebracht wurden. Im Zentrum der Untersuchung stehen dabei in erster Linie lateinische Dokumente (West-) Europas, die zu Vergleichszwecken um Zeugnisse byzantinischer, orientalischer und chinesischer Herkunft (die beiden letzteren in modernen, wissenschaftlichen Übersetzungen) vermehrt werden. Ein spezielles Augenmerk muss dabei auch eschatologischen Deutungen der fremdartigen Eroberer zuteil werden. Die Einbindung der steppennomadischen Heere in die Galerie der Endzeitvölker wird dabei ebenso thematisiert wie die Funktion ihrer Anführer (Attila, Chinggis-Khan) als Geißeln Gottes. Als Ergebnis der Quellenbefunde lässt sich ein über viele Jahrhunderte verfolgbares stereotypes Bild vom „barbarischen Wilden aus den Steppen“ präsentieren.
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