Finanzmarktkrise - Mythos und Wirklichkeit
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Viele Beobachter – auch aus dem linken politischen Spektrum – halten die Wirtschaftskrise für eine vermeidbare Tragödie, die durch politische Eingriffe hätte verhindert werden können. Wenn nur die Finanzmärkte besser reguliert worden wären. Guenther Sandleben zeigt hier dagegen, dass nicht die Finanzmarktkrise die Wirtschaftskrise, sondern umgekehrt die Wirtschaftskrise die Finanzmarktkrise hervorbrachte. Die Finanzmarktkrise war also hauptsächlich die Folge einer Störung des wirklichen Reproduktionsprozesses. Die Systemfrage ist aufgeworfen, wenn es um die politische Bewältigung solcher Krisen geht. Daraus ergibt sich nicht zuletzt für die Gewerkschaften eine weit reichende politische Konsequenz. Statt auf Co-Management in den Unternehmen im Namen ihrer Belegschaften müssten Gewerkschaften zuallererst darauf bedacht sein, die Konkurrenz zwischen allen zu minimieren, die vom Verkauf ihrer Arbeitskraft abhängen. Sie würden deren gemeinsames Interesse zur Geltung bringen, das Angebot an verfügbarer Arbeitskraft möglichst knapp und in jeder Hinsicht teuer zu machen. Sie würden also zum einen sich energisch wenden gegen den Unterbietungswettbewerb von Belegschaften untereinander. Vor allem aber würden sie „eine planmäßige Zusammenwirkung … zu organisieren suchen“ (Marx) insbesondere zwischen dem beschäftigten und dem unbeschäftigten Teil der lohnabhängigen Klasse. Die Sorge dagegen, wie der armen „Realwirtschaft“ durch Regulierung der Finanzmärkte beizuspringen ist, hätten sie ganz gewiss nicht.