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Caravaggios ungläubiger Thomas

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Caravaggios Ungläubiger Thomas, um 1602 in Rom gemalt, gehört zu den bekanntesten Bildschöpfungen des Künstlers. Trotz zahlreicher Einzelstudien fand eine systematische Analyse des Gemäldes unter typologischen und motivgeschichtlichen Gesichtspunkten mit dem Schwerpunkt auf die Malerei des 16. Jahrhunderts bislang noch nicht statt. Entsprechend gliedert sich die Forschungsarbeit in zwei Untersuchungsbereiche: Rekonstruktion der Schrift- und Bildtradition. Die zentrale Fragestellung lautet in diesem Zusammenhang, wie die taktile Untersuchung der Wunden Christi literarisch und bildnerisch für den Zeitraum vom Frühchristentum bis zur Gegenreformation umgesetzt wurde. Es kann konstatiert werden, dass in der exegetischen Kirchenliteratur der Berührungsvorgang meistens als Handlung nicht benannt oder beschönigend umschrieben wird. Dieser Euphemismus trifft auch auf die bildenden Künste zu. Besonders in der italienischen Kunst des 16. Jahrhunderts wird als szenischer Zeitpunkt bevorzugt der Moment vor der Wundenberührung dargestellt. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass Caravaggio mit einer vorherrschenden Heiligenauffassung für die Figur des Jüngers Thomas bricht. Indem Caravaggio den Berührungsvorgang als ein tiefes Eindringen des Zeigefingers in die Seitenwunde darstellt, greift er auf einen transalpinen Bildtypus des Mittelalters zurück, der um 1500 in Dürers Holzschnitt desselben Themas seinen Höhepunkt erreicht, und etabliert diesen zugleich zu einer populären Bildnorm für die Barockmalerei.

Parameter

ISBN
9783873204485
Verlag
Koerner

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2014

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