Das Herz der Nation an der Bushaltestelle
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„Jetzt gibt es kein Polen mehr. Es gibt nur noch Geld“ - sagt Danuta Pruszewicz, die ihren Sohn verloren hat. Er starb beim Arbeitsunfall in einer Bonbonfabrik, sein letzter Atemzug roch nach Schokolade. Als die Familie Fragen stellt und sich um die Aufklärung seines tragischen Todes bemüht, hört sie entweder Ausflüchte oder stößt auf eine Mauer des Schweigens. Die zuständigen Behörden schieben den Fall hin und her, die Verantwortlichen in der Fabrik fühlen sich alles andere als verantwortlich, die Arbeitskollegen haben Angst zu reden. Im Arbeitszeugnis des Jungen steht der groteske Satz: „Das Arbeitsverhältnis wurde infolge des Todes des Mitarbeiters beendet.“ Für seine Reportagen aus den Jahren 1998-2013 reist Włodzimierz Nowak durch die polnische Provinz und besucht Orte jenseits der großen, glitzernden Städte. Dort, wo das Herz des Landes schlägt, trifft er auf Menschen, deren Leben sich nach der Wende 1990 dramatisch verändert hat. Er spricht mit verzweifelten Bergarbeiterfrauen, Kleinkriminellen, lebensmüden Teenagern, widmet sich ganz jenen Menschen, die zu den Verlierern dieser Wende gehören: den Verzweifelten, Gebrochenen, den Stolzen und Unbeugsamen. Und er erzählt von ihren Schicksalen - mit journalistischer Nüchternheit und auf berührende Weise.