Freund unter Feinden
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Zweiter Weltkrieg. Der junge deutsche Soldat Max Schimke kann keine feindlichen Gefühle gegenüber der überfallenen Bevölkerung entwickeln. Stattdessen hilft er Menschen in Feindesland, wo er kann. Sie danken es ihm mit ihrer Freundschaft. Max erlebte in Berlin die Reichspogromnacht am 9. November 1938. Er war 20 Jahre, als er zur Wehrmacht eingezogen wurde. Zunächst wurde er an der Westfront eingesetzt und in Frankreich bei einer Familie in der Nähe von Paris einquartiert. Dort vergaß er fast, dass er Besatzungssoldat war. Er wollte die Familie unterstützen und nicht als Feind auftreten. Gefährlich wurde es, als er an die Ostfront verlegt wurde: Russland, die Ukraine und der Balkan waren seine Einsatzorte. Wenige Szenen genügen ihm, um zu beschreiben, was Krieg und Verfolgung für Menschen bedeuteten. So trifft er bei einem kurzen Aufenthalt im besetzten Polen 1942 einen jüdischen Schneider aus Berlin wieder, dem er noch Geld für einen Anzug schuldet. Den hatte dieser ihm unmittelbar vor der Reichspogromnacht angefertigt. Der Schneider ist auf einem Transport ins Warschauer Ghetto und fleht Max um Hilfe an. Max kann ihm Lebensmittel und eine warme Decke besorgen. Diese kostbaren Güter und vor allem die Menschlichkeit bedeuten mitten im Holocaust viel. Im Nachhinein sieht Max, dass er die Bewahrung in brandgefährlichen Situationen Gottes Eingreifen zu verdanken hat. Das gilt besonders für die letzten Kriegsmonate: In Serbien fürchteten sie Titos Partisanen, in Albanien musste Max mit seiner Einheit den Rückzug der Wehrmacht gegen die auch dort sehr gefährlichen Partisanen sichern. Seine anschaulich geschriebenen, spannenden Erfahrungen sind ein kostbares Dokument für die Nachgeborenen. Die Kinder und Enkel der deutschen Soldaten hätten gerne von ihren Vätern oder Großvätern gehört, was sie im Zweiten Weltkrieg erlebt haben. Wie es war in Feindesland? Aber viele Beteiligte waren nur froh, dass sie überlebt hatten, und wollten nichts erzählen. Heute gibt es kaum noch ehemalige Soldaten der Wehrmacht, die berichten könnten. Max Schimke hinterließ mit seinen Erfahrungen nach seinem Tod 2001 ein spannendes und bewegendes Zeitdokument. Es eignet sich auch zum Lesen für Jugendliche. Max Schimke erlebte die Reichspogromnacht am 9. November 1938 mitten in Berlin. Er schreibt: „Höhnisch lachend zerrten sie meinen Schneider die Treppe hinunter, der sich ja nicht wehren konnte, denn er war schon ein etwas gebrechlicher älterer Mann. Sie zerrten ihn an mir vorbei auf die Straße, und auch mich brüllten sie an, was ich wohl in diesem Haus wolle. Ich konnte meine Tränen nicht verbergen und ein unsagbarer Hass stieg in mir auf. Ja, ich schämte mich, dass ich einfach nur dastand und zuschaute, ohne helfen zu können. Aber ich wusste, wenn ich auch nur ein einziges Wort gesagt hätte, hätten sie mich auch mitgenommen. So konnte ich nur sprachlos mit ansehen, wie sie meinen Schneider beschimpften, ihm den Bart abschnitten und ihn schlugen. Dieser Mann, der niemandem etwas Böses getan hatte, schaute mich völlig hilflos an, als wenn er fragen wollte, ob ich ihm denn nicht helfen könnte. Er ließ alles geduldig über sich ergehen, ohne sich auch nur mit einem Wort zu rechtfertigen. Ich konnte diesen Anblick nicht mehr ertragen und lief fort, so schnell ich nur irgend laufen konnte.“