Wozu Geschichte? Historisches Denken in vormodernen historiographischen Texten
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In einer Arbeitsgruppe, deren Mitglieder aus der Islamwissenschaft, Iranistik, Osmanistik, Mittelalterlichen Geschichte, Theologie, Ägyptologie und Tibetologie kamen, haben wir uns regelmäßig getroffen, um anhand von ausgewählten Textbeispielen über mögliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Bezug auf ein historisches Bewusstsein zu diskutieren. Auf die Frage „Wozu Geschichte?“ gibt es aus transkultureller Perspektive bemerkenswert ähnlich lautende Antworten. Zumindest finden sich in den in diesem Sammelband untersuchten historiographischen Texten aus unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen und verschiedenen Epochen zahlreiche übereinstimmende Aussagen. Geschichtsschreibung übernimmt in der Regel zunächst einmal eine Reihe inhaltlicher Funktionen. Sie dient der Legitimation von Herrschaft sowie der gesellschaftlichen Sinnstiftung und Identitätsbildung. Darüber hinaus liefert sie häufig ein Narrativ, das auf lange Sicht Kontinuitäten suggeriert und dabei auch zur Bewältigung von Kontingenzerfahrungen beiträgt. Die Anfertigung von historiographischen Texten hatte allerdings auch ganz pragmatische Gründe. Nicht selten versprachen sich die Autoren davon, ein Patronageverhältnis etablieren zu können. Letztlich ging es um Ansehen, Geldzuwendungen oder sogar eine Stelle bei Hofe.