Münchener Vorlesungen zur Philosophie der Kunst
Autoren
Mehr zum Buch
Die Philosophie der Kunst betrachtet die Welt unter dem Gesichtspunkt der Kunst. In diesem Sinne geht sie weit über das hinaus, was die Ästhetik zu unternehmen imstande ist. Über die bloße Betrachtung von „Leben & Werk“ des Künstlers/der Künstlerin etwa hinaus, die noch heute den Schulunterricht beherrscht und eher als Projektion der individuellen Lehrkräfte zu verstehen ist, weniger als Einsicht in die Dynamik von Produktion und Rezeption, geht es in der Philosophie der Kunst unter anderem auch um die Einbettung der künstlerischen Funktion in die sozialen Strukturen, eben aber zugleich um den expliziten Bezug von ästhetischer Struktur und Funktion zum Naturbegriff. Man sieht leicht, dass in der Ästhetik die Natur eigentlich gar nicht vorkommt, während sie in der Philosophie der Kunst schon deshalb immer vorhanden ist, weil die Welt vor allem natürliche Welt ist. Es ist daher überaus wichtig, die disziplinäre Bereichsteilung menschlichen Wissens kennenzulernen, um auch nur halbwegs imstande zu sein, sich in der Welt angemessen zu orientieren. Auf der anderen Seite aber darf das Wissen um den welthaften Gesamtzusammenhang nicht verlorengehen, denn wir leben in einer einzigen Welt, und die disziplinäre Bereichsteilung des Wissens über diese Welt ist lediglich der beschränkten Auffassungsgabe und Verarbeitungskapazität des Menschen geschuldet, nicht aber objektiver Ausdruck jener Art, in welcher die Welt in Wahrheit beschaffen ist. Das ständige Mitbedenken dieses Umstandes ist von erheblicher philosophischer Relevanz und entfaltet seine wesentlichen Konsequenzen inmitten des gewöhnlichen Alltags.