Das rote Sachsen
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Das rote Sachsen wirft ein neues Licht auf die wechselseitige Beziehung zwischen politischer Modernisierung und Autoritarismus im deutschen Kaiserreich. Über einen Zeitraum von sechs Jahrzehnten analysiert das preisgekrönte Buch des kanadischen Historikers James Retallack, das nun erstmals in einer überarbeiteten Ausgabe auch auf Deutsch vorliegt, die Wahlkultur im Königreich Sachsen. Während die Fundamentalpolitisierung der deutschen Gesellschaft nicht aufgehalten werden konnte, wurde die politische Demokratisierung von vielen Mitgliedern des Bürgertums abgelehnt. Aufgerüttelt durch die Wahlerfolge der Sozialdemokraten nach 1871 bekämpfte das konservative Bürgertum den Sozialismus, den Liberalismus und das Judentum an den Wahlurnen und strebte danach, die Spielregeln der Wahlpolitik neu zu definieren. Der Fokus richtet sich hier weniger auf die tatsächlichen Wahlerfahrungen der Wähler als auf die Wahrnehmung von Wahlfairness. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den verschiedenen halbdemokratischen Wahlsystemen, also der Kombination allgemeiner und gleicher Wahlen (zum Reichstag) mit beschränkten und ungleichen Wahlsystemen für Kommunalvertretungen und Landesparlamente. Die vorliegende Studie betrachtet die Demokratisierungsprozesse erstmals auf allen drei politischen Ebenen und zeigt deren wechselseitige Beziehungen auf. Darüber hinaus wird deutlich, wie im Zeitalter der Massenpolitik die Furcht der Konservativen und vieler Liberaler vor dem „Terrorismus“ von links immer mehr zunahm. Auch wenn der Weg dahin nicht geradlinig verlief, war es nicht zuletzt diese Furcht, die Hitler und der NSDAP in den 1920er-Jahren zu ihren Wahlsiegen verhalf und der Demokratie in Deutschland 1933 einen Riegel vorschob. Das Buch ist mit vielen Tabellen, Abbildungen und einem Online-Supplement ausgestattet.