Die Illusionen der anderen
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Unter den diversen Einbildungen gibt es zunächst jenen vertrauten Typ, den manche Leute stolz als ihre Überzeugung für sich reklamieren - etwa wenn sie sagen, daß sie an ein Leben nach dem Tod, an die Vernunft der Menschen oder an die Selbstregulierung der Märkte glauben. Daneben aber existiert noch ein zweiter, selten beachteter und viel weniger greifbarer Typ: nämlich jene Einbildungen, die oft anderen Leuten (zum Beispiel den Vorfahren, den Kindern, oder „Wilden“, Naiven etc.) zugeschrieben werden, zu denen aber niemals irgendjemand sich selbst bekennt, indem er etwa sagt: „Ich glaube an den Weihnachtsmann, und dazu stehe ich“. Da solche Einbildungen sozusagen ohne Eigentümer auskommen müssen und ihre Präsenz immer nur dann zeigen, wenn sie anderen Leuten unterstellt werden, erscheinen sie als „Illusionen der anderen“. Diese prinzipiell nur den anderen unterstellten Einbildungen werden in dieser Studie als das allgemeine Lustprinzip in der Kultur kenntlich gemacht: Sie sind in der Kunst, in der Alltagskultur, in sämtlichen Spielen, im Sport, in der Erotik sowie in therapeutischen Glückstechniken am Werk. Überall dort, wo große (mitunter exzessive) Mengen an Lust entstehen, hat man es mit solchen „anonymen“ Illusionen zu tun. Durch eine Analyse ihrer Faszinationskraft wird in der Folge erklärt, weshalb diese Einbildungen regelmäßig eine so extreme, zwingende Macht gerade auf jene Leute ausüben, die nicht an sie glauben. Schließlich wird jene Tendenz in der Kultur untersucht, die bewirkt, daß die Einbildungen ohne Eigentümer zunehmend von den bekenntnishaften Überzeugungen überlagert und verdeckt ...