Hannah Arendt und Hans Jonas
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Die vergleichende Studie über Lebens- und Denkwege von Hannah Arendt und Hans Jonas hatte zum Ziel, Grundlagen einer philosophischen Theologie der Weltverantwortung aus dem Vergleich beider Philosophen des 20. Jahrhunderts herauszuarbeiten. Unter „philosophischer Theologie“ sollte dabei ein dialogisches Prinzip von Theologie und Philosophie, vor allem zwischen Theologie und politischer Philosophie, verstanden werden. Ausgehend von Überlegungen Dietrich Bonhoeffers in den letzten Aufzeichnungen aus dem Gefängnis vor seiner Ermordung über das Gottesbild im Verzicht auf einen metaphysisch überladenen Begriff der „Allmacht“ Gottes und dem danach gewonnenen Verständnis von Transzendenz als Hinwendung zum Mitmenschen fand ich den Zugang zu der Philosophie von Hannah Arendt und Hans Jonas, die eine Philosophie der Weltverantwortung genannt werden kann. Durch diese politische Philosophie, die bei Jonas auch mit der Naturphilosophie und dem ökologisch bestimmten „Prinzip Verantwortung“ verbunden eine besonders aktuelle Bedeutung gewinnt, werden Philosophie und Theologie gleichermaßen herausgefordert. Den Weg ihrer jeweiligen Philosophie verfolgend, konnte festgestellt werden, daß beide Freunde seit ihrem Studium der philosophischen Theologie bei Martin Heidegger, Rudolf Bultmann und Karl Jaspers sich mit der Frage nach der Willensfreiheit und der Ursache des Bösen auseinandersetzten. Bei Hans Jonas wurde diese Frage seit der großen Gnosisforschung, dann aber durch die Shoa mit der Suche nach einem „Gottesbegriff nach Auschwitz“ und bei Arendt durch ihre umfangreiche Studie über die „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ und den Bericht über „Eichmann in Jerusalem“ virulent. Bei den beiden jüdischen Denkern werden dabei Theologie und Religion einer kritischen Betrachtung wegen ihrer Tendenz zur Welt- und Politikvergessenheit unterzogen jedoch ohne atheistische Ideologie. Hannah Arendt favorisiert das Handeln aus der „Natalität“ und „Pluralität“ nach dem „Liebesbegriff bei Augustinus“ für ihr politisch-philosophisches denken kontrovers zu Heidegger „Sein zum Tode“ und dem gewöhnlichen „Man“. Hans Jonas übersetzt die biblische Schöpfungstheologie in die Verantwortungsethik für Mensch und Natur nach der Weise der mütterlichen Sorge im „Weltabenteuer Gottes“. Unter dem Gesichtspunkt der Bewohnbarkeit der Welt, angesichts gegenwärtiger drohender Gefahren für das Leben von Mensch und Natur, suchte ich bei Hannah Arendt und Hans Jonas nach möglichen philosophisch-theologischen Antworten für die politische und gesellschaftliche Praxis. Meine kritischen Anfragen verbinde ich mit Ergänzung und Vertiefung durch die kommunikative Philosophie von Jürgen Habermas und die Religionsphilosophie von Emmanule Lévinas. Von da aus besteht die Möglichkeit, das verpflichtende Erbe von Hannah Arendt und Hans Jonas in Zukunft für ein verantwortliches Denken und Handeln im globalen Maßstab weiter zu vermitteln und auch interdisziplinär in einen Diskurs mit den anderen Geistes- und Sozialwissenschaften einzubringen.