Die Analyse stiller Reserven unter IFRS
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Die Anwendung und Einführung der IFRS Rechnungslegung war bereits Gegenstand vieler wissenschaftlicher Studien. Zumeist bezogen sich die Untersuchungen in diesem Gebiet auf die Qualität der Rechnungslegung sowie die Vergleichbarkeit von Jahresabschlüssen und ob diesbezüglich eine Bewertung zu Fair Values im Vergleich zu historischen Anschaffungskosten überlegen ist. Allen Untersuchungen ist in diesem Kontext gemein, dass stille Reserven, als Differenz zwischen Fair Values und historischen Buchwerten, eine wichtige Rolle spielen. Dennoch gibt es bisher kaum Daten in der Literatur, die die tatsächliche Höhe und die Häufigkeit von stillen Reserven in IFRS Abschlüssen berücksichtigen. Diese Studie ist daher die erste empirische Untersuchung, die das Ausmaß stiller Reserven unter IFRS misst. Dazu werden 456 Kaufpreisallokationen ausgewertet. Neben Höhe und Häufigkeit der stillen Reserven, wird dabei mittels multivariater Analysemethoden auch aufgezeigt, welche spezifischen Faktoren das Vorhandensein von stillen Reserven begünstigen. Die Ergebnisse zeigen, dass stille Reserven auch unter IFRS in nahezu allen Bilanzpositionen vorkommen. Bemerkenswert ist diesbezüglich auch, dass stille Reserven dabei in manchen Positionen in geringerem (Rückstellungen) oder höherem (Vorräte) Maße vorkommen als allgemein üblich angenommen. Zudem weisen die Ergebnisse eindeutig auf Faktoren hin, die die Wahrscheinlichkeit für das Bestehen stiller Reserven erhöhen oder verringern. Hierzu zählen insbesondere die Unternehmensgröße und der Sitz eines Unternehmens. In Konsequenz muss aufgrund der Resultate davon ausgegangen werden, dass die Vergleichbarkeit von IFRS Jahresbschlüssen nicht umfassend gegeben ist. Die Untersuchungsergebnisse sind insbesondere für Analysten und Investoren, andere Wissenschaftler sowie Standardsetter der IFRS von hoher Bedeutung. Investoren erhalten Informationen, welche Bilanzpositionen in einer Bilanzanalyse besonders gefährdet sind durch stille Reserven verzerrt zu sein. Für Standardsetter und Wissenschaftler geben die Resultate Hinweise in welchen Bereichen vermehrte Anstrengungen unternommen werden müssen, um eine Vergleichbarkeit von IFRS Abschlüssen zu erreichen.