Der Herbst des Patriarchen
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In seinem riesigen, verfallenen Palast wird die Leiche des großen Diktators entdeckt. In Gemächern, wo sich Reichtum und Macht und ein ganzer Hofstaat von Ministern, Leibwächtern, Dienern und Frauen entfalten, entdecken Revolutionäre den verwesenden Körper. Die Gewaltherrschaft, dieser Fluch der lateinamerikanischen Staaten, hängt wie ein Spinnennetz aus Mythos und Realität über diesem Roman, dessen Sprachgewalt und verhaltener Zorn das jahrhundertealte Übel zu Fall bringen sollen. Die Mythisierung des Stoffes geschieht in kritischer Absicht: in der Karikatur, im schwarzen Humor spiegelt sich das Entsetzen. Der »unwirklichen« lateinamerikanischen Wirklichkeit, der Sprache der Propaganda und offiziellen Geschichtsschreibung, in der Tatsachen entstellt, Scheinerfolge aufgebläht, Schwächen vertuscht, Mißerfolg und ungeheuerliche Untaten verschwiegen oder geleugnet werden, ist nur noch mit dem Stilmittel der Übertreibung beizukommen. Der Diktator ist eine Bestie, ein Monstrum, das in seinem »Alptraumreich« über fünf Generationen lang ununterbrochen geherrscht hat. García Márquez zeigt Allmacht und Schwäche einer Staatsmacht, die den Mangel an Legitimität mit Gewalt und mit Launen von unausdenkbarer Grausamkeit kompensiert.