Doktor Ascher und seine Väter
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Der erfolgreiche Wiener Literat Stefan Pollatschek schrieb diese beeindruckende Familiengeschichte Anfang der 40er Jahre im englischen Exil. Er spannt darin einen Bogen von der Judenverfolgung der spanischen Inquisition bis ins Wien des Jahres 1938. Der Roman aus dem Nachlass des Schriftstellers zeichnet die jüdische (Verfolgungs-)Geschichte mit beeindruckender Präzision nach. Die einzelnen Episoden werden durch die Schilderung der einsetzenden Repressionen gegen Juden in Wien 1938 wie durch einen roten Faden zusammengehalten. Diese realistische, vor allem aber authentische Schilderung der alltäglichen Qualen und Schikanen durch die Nazis machen den Roman auch zu einem Zeitdokument. Die Geschichte der Familie Ascher wird als Erinnerung des Protagonisten in die Erzählung eingeblendet. Die Vorfahren erscheinen im Bild als Zeitzeugen wichtiger Schlüsselmomente und -figuren der jüdischen Geschichte: Rabbi Akiba im Spanien der Inquisitionszeit, Vinzenz Fettmilch im Frankfurter Ghetto, der falsche Messias Sabbatei Zwi, die Zeit des deutschen Antisemitismus im 19. Jahrhundert, Heinrich Heine, Theodor Herzl und der Antisemitismus an der Wiener Universität der 30er Jahre. Die Erzähltechnik erinnert an Robert Menasses 2001 erschienenen historischen Roman 'Vertreibung aus der Hölle.' Pollatschek und seine Familie blieben nach dem 'Anschluss' wie durch ein Wunder unbehelligt. Sie flohen mit Hilfe des Thomas-Mann-Komitees über die Tschechoslowakei nach England. Hier vollendete er das 1000-seitige Manuskript des 'Doktor Ascher' in nur knapp zwei Jahren. Auf Initiative Gerda Hoffers, Tochter des Autors und selbst erfolgreiche Autorin, wurde der Roman vom bekannten Germanisten Konstantin Kaiser mit viel Liebe überarbeitet und gekürzt.