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Schmutzige Havanna Trilogie

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Würde Hemingways alter Mann heute mit seinem Fang den abendlichen Heimathafen anlaufen, ihm würde wahrscheinlich der Schwertfisch von der Jolle kullern angesichts dessen, was er inzwischen dort zu sehen bekäme. \"Wenn es in Castros Kuba in jener chaotischen Zeit etwas im Überfluss gibt, sind es herrliche, schamlose und selbstbewusste Frauen,\" tropft es bereits aus dem Klappentext. Von der chaotischen politischen Lage wenig, stellt uns der Autor dafür umso mehr von Havannas herrlich schamlosen Frauen zur freien Verfügung. Mal findet man sie auf Kaimauern, den Koitus vollziehend, während Zukurzgekommene onanierend kiebitzen; andere wieder lassen sich von \"Deckhengsten mit Prachtausstattung\" (das stolze Kingsize-Format scheint in Castro-Land zur sozialistischen Normgröße erhoben), schon mal lustvoll die Fresse polieren. Angesichts der Massenflucht aus Kuba Anfang der 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts und dem desolaten Zustand seines Heimatlandes, hat Senior Gutiérrez für sich beschlossen, das Prinzip Hedonismus bis zum letzten orgiastischen Seufzer auszuleben. Gegen seine nun folgende Scheiß-, Sperma-, Misshandlungs- und Kakerlakenoper, nimmt sich selbst Fellinis Satyricon wie ein Orff'sches Singspiel aus. Laissez-faire, das zunehmend angestrengt wirkt -- schlimmer noch -- das hier transportierte Frauenbild (übelste Misshandlungen werden süffisant schmunzelnd en passant geschildert), wird mit zunehmender Lektüre problematischer. Erstaunlich, dass selbst ein gestandener Spiegel -Kritiker wie Matthias Matussek, von der erotischen Speisenfolge offensichtlich aphrodisiert, von \"einem Fest des Lebens\" jubelt, von einem \"Dionysos der Gosse\" gar. Dem dionysischen Dauerrrammler Gutiérrez indes scheint kein noch so abgegriffenes Bild zu schade, noch einmal aufgewärmt zu werden. Der glutrote Sonnenball, der hinter kopulierenden Pärchen im Golf versinkt, die halb geöffneten Lippen der erwartungsvollen Latino-Beauty, die Schweißperlen zwischen bronzefarbenen Brüsten -- nur einige Kostproben aus dem literarisch hoch geschraubten Schreckensvokabular einschlägiger Softpornos. Verdächtig häufige Erwähnungen von Graham Greene, Bukowski und Hemingway, geben eine Ahnung der privaten schriftstellerischen Hitliste des Autors. Ein frommer Wunsch. Pornofreunde jedoch kommen voll auf ihre Kosten. Hemingway, Buk und Co. glänzen trotz heftigst bemühter Schmutzprosa dankenswerter Weise mit Abwesenheit. --Ravi Unger

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ISBN
9783442455522
Verlag
Goldmann

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