Abriss der genetischen Epistemologie
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«Der Leser wird», schreibt Jean Piaget in der Einleitung, «eine Epistemologie vorfinden, die naturalistisch sein will, ohne in den Positivismus zu verfallen, die Aktivität des erkennenden Subjekts betont, ohne idealistisch zu werden, und die sich auf das Objekt abstützt, obwohl sie es als nur in der Grenze erreichbar betrachtet. Vor allem wird die Erkenntnis als eine ständige Konstruktion interpretiert: Wir werden dabei sehen, dass dieser Aspekt der genetischen Betrachtungsweise die meisten Probleme aufwirft - und diese wollen wir möglichst gut darlegen, um sie ausreichend zu diskutieren.» Der Band enthält außer der Arbeit von Jean Piaget eine vollständige Bibliographie seiner in Buchform publizierten Werke und aller Zeitschriftenaufsätze zum Thema Epistemologie, außerdem eine Einführung von Fritz Kubli. Darin wird gezeigt, dass «nebst den kybernetischen auch die soziologischen Bezüge im Werk Piagets sehr deutlich sind, so dass man von einer den individualpsychologischen Aspekt ergänzenden Epistemologie sprechen könnte». Die American Psychological Association definiert Piagets Bemühungen so: «(Piaget) hat auf streng empirische Weise Fragen angeschnitten, mit denen sich bis anhin die Philosophen beschäftigten, und hat damit die Epistemologie als eine Wissenschaft begründet.» Diese Wissenschaft ist, bei all ihrer Strenge, «systemüberwindend» insofern, als sie interdisziplinär sein will und dazu die besten Voraussetzungen mitbringt. Sie lässt sich weder den Geisteswissenschaften noch den Naturwissenschaften definitiv zuordnen, da sie es weder einseitig mit dem (erkennenden) Subjekt noch einseitig mit dem (zu erkennenden) Objekt zu tun hat. «Wenn die genetische Epistemologie», schreibt Fritz Kubli, «ihre innere Verwandtschaft mit der Verhaltensforschung und der Biologie kaum leugnen kann, darf auch nicht übersehen werden, wie sehr sie die Pädagogik befruchten könnte, wenn sich die Pädagogen vermehrt für epistemologisches Denken interessieren würden.