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Kafka und das Kafkaeske

Lektüren aus rezeptionstheoretischer Sicht (Die Sorge des Hausvaters; Der Proceß; Das Schloß; Der Verschollene)

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Analysegegenstand in Kafka und das Kafkaeske ist das spezielle Leseerlebnis, das sich bei der Rezeption von Erza·hltexten Kafkas im Zusammenspiel von Bottom-Up- und Top-Down-Prozessen ergibt. Anhand von Kafkas Romanfragmenten und der Erzählung Die Sorge des Hausvaters werden autorentypische Textphänomene aufgezeigt. Die 0spezielle Wirkung dieser kafkaesken Besonderheiten auf Leser wird vor allem mithilfe der Leerstellentheorie und der Schematheorie untersucht und greifbar gemacht. Im Vergleich der Romane wartet Der Verschollene mit deutlich weniger kafkatypischen, also kafkaesken, Besonderheiten auf, als Das Schloß. Es ist außerdem anhand einzelner inhaltlich einander a·hnelnden Passagen nachweisbar, dass die Erza·hlinstanzen der einzelnen Romanfragmente immer besser darin werden, leserseitige Sinnstiftung zu erschweren. Diese Schwierigkeiten in der Sinnkonstruktion ergeben sich fu·r Leser auf der Ebene des Situationsmodells: Die Schilderungen u·ber das innerhalb der Erza·hlung Gegebene lassen sich nicht mit den Schemata in Einklang bringen, die sich Menschen im Laufe ihres Lebens auf Grund ihrer gemachten Erfahrungen aneignen. Der u·blicherweise beim Lesen eines Texts mehr oder weniger automatisch ablaufende Verstehensprozess wird wegen U·berforderung der Schemata des Lesers durch die Erza·hlinstanz deautomatisiert; je nach Text im Großen und Ganzen durch Leerstellen mit besonderem Offenheitspotenzial oder eher in einzelnen Details. Diese spezifische Qualita·t der Texte Kafkas ist die Grundlage für den Begriff des Kafkaesken, der sich mittlerweile popkulturell verselbständigt zu haben scheint

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Kafka und das Kafkaeske, Hans-Frieder Krauß

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Erscheinungsdatum
2022
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