Der stille Ozean
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Durch äußere Umstände sieht sich Ascher genötigt, seinen Arztberuf nicht mehr auszuüben, seine Familie und die Stadt vorläufig zu verlassen und ein leeres Bauernhaus in der Südsteiermark zu mieten. Er beobachtet die Natur, die Menschen und sich selbst. Die Leute gewöhnen sich rasch an ihn, da er nichts von ihnen will, und so nimmt er teil an ihrem Leben; an der Ernte, an der Jagd, an einer Wahlveranstaltung, an einem Todesfall, an einer Hochzeit. Er gerät in ein Leben, das von den Jahreszeiten, von Traditionen und Aberglauben und von der Armut beherrscht wird. Ascher beobachtet den Himmel, die Landschaft und die mikroskopisch kleinen Dinge, den Menschen nähert er sich in unverstellter Weise. Er erfährt von der Schwere ihrer Arbeit, von ihrem Mangel an ärztlicher Versorgung und beruflichen Alternativen, von der Enge ihrer Verhältnisse, die Gewalt erzeugt, von ihren kleine Freuden und von ihrem Fatalismus den Dingen und den Wechselfällen des Lebens gegenüber. Roth beschreibt keine Idylle und keine Verherrlichung des Landlebens: So löst der Tollwutverdacht eine Orgie des Tötens aus, und die Jagd wird zur politischen Parabel von Aggression. Dennoch bleibt Ascher, weil er erlebt hat, daß diese Menschen ihn brauchen. Der Stille Ozean ist ein Roman, in dem sich jemand auf die Suche nach den anderen macht. Ascher leidet an deren Elend und kommt so zu sich selbst. Roth erzählt diese Geschichte in einer ganz klaren und ruhigen Sprache, die den Beobachter zugunsten des Wahrgenommenen vergessen läßt. Der Stille Ozean ist ein Kunstwerk von seltener Eindringlichkeit und ein großes Dokument der faszinierenden Ruhe gelebter Menschenliebe.