Annett Gröschner erzählt in ihren Geschichten über Berlin, von Kneipen und der Neuen Mitte bis zur Schorfheide. Ihre Reportagen beleuchten Theaterprojekte und die Folgen von Bauspekulationen. Sie schafft ein kritisches, zärtliches Porträt der Stadt, das Klischees vermeidet und Berlin in seiner provinziellen Größe zeigt.
"Berlin in zwei Sä ›I see you‹ – ›Wir euch ooch.‹"Annett Gröschner ist eine Spaziergängerin im Sinne Theodor Fontanes – wandern muss nicht heißen, zu Fuß zu gehen. Es kann auch eine Straßenbahn sein, das Fahrrad, Schwimmen, eine Reise im Kopf oder Wochen im Archiv.Aber immer kreist alles um Berlin, ihre Wahlheimat, ob sie nun über die Gingkobäume in der Humboldt-Universität, die Villa eines Kapitäns in der Fasanenstraße, Kleingärten, Friedhöfe, verlassene Industriegebiete, das Stadion an der Alten Försterei oder die Regionalexpresslinie 4 schreibt. Wenn sie die Palimpseste der Volksbühne entschlüsselt, mit Frau Globisch fliegt, Annemirl Bauer beim Madonnenmalen zuschaut und Gitti Eicke betrauert, einem Gasableser lauscht, eine syrisch-kurdische Dichterin bei ihrer Ankunft in der Stadt begleitet und Paradigmenwechsel bedauert.Elf Jahre nach "Parzelle Paradies" sind die Geschichten, ist die Geschichte weitergegangen, und Annett Gröschner hat Grund zum Zweifel. Der Verlust ihrer Wohnung durch Eigenbedarfskündigung hat sie in eine Krise gestürzt und zugleich ihren Blick geschärft. Wie kann es gelingen, Berlin als eine Arche zu erhalten, in der alle Platz haben, egal, woher sie kommen?
Die Aufklärung des mysteriösen Todes ihres Vaters wird für eine junge Frau zum Ausgangspunkt für eine humorvolle und zuweilen groteske Reise in die DDR-Vergangenheit
Ein Berlin-Alexanderplatz unserer Zeit! Es ist der 30. April in Berlin, die Stadt bereitet sich auf die alljährlichen Krawalle in der Walpurgisnacht vor. Für Annja Kobe ist damit der Zeitpunkt gekommen, von der Polizei unbemerkt mit ihrem Vater umzuziehen, der seit Jahren tiefgefroren in einer Kühltruhe liegt. Sie bittet Alex um Hilfe, einen Stadtstreicher, der Berlins Schlupflöcher so gut kennt wie kein anderer. Auf ihrer Tagesreise durch die Stadt kreuzen sie die Wege von Menschen, die wegen neuer Besitzverhältnisse die Wohnung wechseln müssen, Gas ablesen oder Taxi fahren, zur Schule gehen oder sie schwänzen, sich auf der Flucht vor der Einsamkeit in Blind Dates stürzen oder glauben, die Welt verbessern zu können. All diese Lebensgeschichten verweben sich zu einem dichten Netz, das sich über die Stadt legt.
Nicht weniger als ein ganzes Leben erzählt Annett Gröschner mit der Geschichte der Blumenbinderin und Kranfahrerin Hanna Krause – mit einer Wucht und Poesie, wie sie nur dort entstehen können, wo die Literatur wirklichkeitssatt ist.Hanna Krause war Blumenbinderin, bevor das Leben sie zur Kranführerin machte. Sie hat zwei Revolutionen, zwei Diktaturen, einen Aufstand, zwei Weltkriege und zwei Niederlagen, zwei Demokratien, den Kaiser und andere Führer, gute und schlechte Zeiten erlebt, hat sechs Kinder geboren und zwei davon nicht begraben können, was ihr naheging bis zum Lebensende. Hatte später, nachdem ihr Blumenladen längst Geschichte war, von einem Kran in der Halle eines Schwermaschinenbaubetriebes in Magdeburg einen guten Überblick auf die Beziehungen der Menschen zehn Meter unter ihr und starb rechtzeitig, bevor sie die Welt nicht mehr verstand. Hanna Krause blieb bis zu ihrem Tod eine, die das Leben nimmt, wie es kommt. Ihr einziges anständig bleiben. Annett Gröschners Roman erzählt die Geschichte eines Jahrhunderts in einem einzigen Leben und gibt, mit Hanna, denen ein Gesicht, die zu oft unsichtbar bleiben. Ein Roman über das Ende des Industriezeitalters und seiner Heldinnen im Osten Deutschlands – und über eine gewöhnliche Frau in diesem unfassbaren 20. Jahrhundert.
Am 1. Dezember 2022 jährt sich der Geburtstag von Anna Louisa Karsch zum 300. Mal. Sie war eine bedeutende Autorin des 18. Jahrhunderts und die erste in Deutschland, die von ihrer Dichtung lebte. Das Buntbuch beleuchtet ihre literarischen Erfolge und Misserfolge sowie ihre Beziehungen, insbesondere zu Johann Wilhelm Ludwig Gleim und ihrer Tochter. Annett Gröschner erzählt von ihrem Leben in Berlin.
„Eine erstklassige Mischung aus Anekdoten, Analysen und Alkohol. Und die große Frage, ob wir so leben wollen, wie wir leben sollen. Hört auf diese Frauen!“ Katja Oskamp Drei Freundinnen, ein Küchentisch, vor den Fenstern die Nacht: Annett Gröschner, Peggy Mädler und Wenke Seemann reden. Über sich als „Ostfrauen“, was auch immer diese Schublade bedeutet, über das Glück krummer Lebensläufe, über die Gegenwart mit ihrer sich ständig reindrängelnden Vergangenheit. Es wird getrunken, gelacht und gerungen, es geht um Erinnerungsfetzen und Widersprüche, um die Vielschichtigkeit von Prägungen und um mit den Jahren fremd gewordene Ideale. Im japanischen Volksglauben gibt es Geister, die aus achtlos weggeworfenen Dingen geboren werden – „wie sähe der Dinggeist der DDR aus?“, fragen die drei. Ihr Buch ist dem Erinnern und dem Sich-neu-Erfinden gegenüber so gewitzt und warmherzig, wie es jede große Gesellschaftsdiskussion verdient.
Diese Stadt ist unüberschaubar, und so hat jeder sein eigenes Berlin. Es gibt Westberliner, die nach zwanzig Jahren noch nicht in Ostberlin waren, und umgekehrt und Zugezogene, die sich mitten in der Stadt Wehrdörfer errichten, während Alteingesessene sich in manchen Gegenden inzwischen wie Indianer vorkommen. Berlin ist kein Ort für Gourmets, nicht für Investoren, ist unfreundlich, glänzt nicht, ist oft provinziell, legt keinen gesteigerten Wert darauf, geliebt zu werden, und zieht trotzdem Tausende Leute an. Annett Gröschner kommt diesem Mysterium während ihres Streifzugs durch die Stadt auf die Spur.
Herrgottswinkel nannte man den Platz in der Wohnung, an dem besonders in katholischen Gegenden religiöse Symbole zur Erinnerung, Beschwörung oder Bewahrung vor Unheil ausgestellt waren. Im 20. Jahrhundert haben erst das Radio und dann der Fernsehapparat diesen Platz übernommen. Aber immer noch gibt es in jeder Wohnung jenen besonderen Platz, an dem, auch jenseits von Glauben oder Religiosität, persönliche Gegenstände ausgestellt werden. Der Band versammelt Geschichten über diese modernen Hausaltäre und berichtet über das Heiligste, was Menschen außerhalb des Hauses mit sich herumführen.