Reiner Kunze Bücher
Reiner Kunze ist ein deutscher Schriftsteller, dessen Werk eine kritische Linse auf das Leben und die Politik hinter dem Eisernen Vorhang wirft. Vor allem als Lyriker umfasst sein Schaffen auch Prosa und Essays, die eine tiefe Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Realitäten widerspiegeln. Seine kritische Haltung führte zu seiner Ausbürgerung aus Ostdeutschland, was ihn nach Westdeutschland brachte. Kunze ist zudem Übersetzer tschechischer Lyrik und Prosa und verbindet damit kulturelle und literarische Landschaften.







Eine Sammlung ausgewählter Briefe von Reiner Kunze und Jürgen P. Wallmann, die zwischen 1969 und 1977 ausgetauscht wurden.
Sensible Wege und frühe Gedichte
- 143 Seiten
- 6 Lesestunden
Reiner Kunzes Lyrik vertraut den sensiblen Wegen, auch wenn das oft die unbequemen sind. Sein Ton ist zurückgenommen, aber präzise, ist leise, aber nicht zu überhören. Politisches schwingt unterschwellig mit, selbst in seinen Liebesgedichten, die - wie das Gedicht 'die liebe', das er mit zwanzig schrieb - zu den schönsten der deutschen Sprache zählen. Bereits in seinen 'frühen gedichten', entstanden in den fünfziger und frühen sechziger Jahren, zeigt sich Reiner Kunze als Dichter, der scharf hinsieht und leise spricht. Hinter lyrischen Wendungen von bildlicher Leuchtkraft und zartem Reiz bezieht er unmißverständlich Stellung: Indem er das Poetische gegenüber dem bloß Inhaltlichen verteidigt, nimmt er das Individuelle in Schutz - kein leichtes in einem sozialistischen Staat, der die Rechte des einzelnen geringgeschätzt hat. Deutlicher ist Kunze in seiner Sammlung 'sensible wege', die ihm 1969 im Westen zum literarischen Durchbruch verhalf. Gewidmet dem tschechischen und slowakischen Volk und vielen verfolgten Dichtern, zeugen diese behutsamen, ja verschwiegenen Gedichte von Kunzes Solidarisierung mit dem Prager Frühling, von seinem Protest gegen den Einmarsch der russischen Armee. In poetischen Bildern von überraschender Prägnanz übt er Kritik, ohne das Lyrische aus den Augen zu verlieren. Seine Gedichte sind empfindsame, in weite Tiefen vordringende Gebilde, deren gesellschaftliche Dimension im Poetischen gleichsam verborgen ist.
"Dichter und Angler gehen verborgenen Geheimnissen nach; dieser dem Fisch, jener dem Vers", schrieb Reiner Kunze 1974. Und da man weder "vom Dichten noch vom Angeln leben kann", angelte der Dichter Reiner Kunze auch immer in fremden Teichen und brachte als Übersetzer so manchen Vers ans Land und entdeckte dem deutschen Leser so manchen fremdsprachigen Dichter. Unter den Autoren, die so zu seinen Freunden wurden, stach vor allem Jan Skácel hervor, dessen "wundklee" Reiner Kunze kongenial übertrug. Über Jahre hinweg waren Kunzes Übersetzungen die einzigen Veröffentlichungen des in der Tschechoslowakei verbotenen Dichters. Dichten wie Übersetzen waren Formen des Widerstandes und der Rettung.
»›fahrt mit altem meister‹ heißt in Reiner Kunzes neuem Gedichtband eine seiner poetischen Landschaften, wie er sie unnachahmbar mit wenigen Strichen zu malen versteht. Auch der Autor selbst zeigt in ›lindennacht‹ die reifste Meisterschaft: eine, die mit immer sparsameren, scheinbar immer kunstloseren Mitteln Kunst entstehen läßt. Jahrzehnte von Leben und Schreiben müssen auf diese Kunst hingearbeitet haben.« Jakub Ekier
Steine und Lieder
Namibische Notizen und Fotos
»Ein Foto, dessen Wert nicht primär in der Information oder Dokumentation besteht, sondern in der Wirkung als Fotografie, kann mich hinreißen, und unter diesem Aspekt interessiere ich mich für das Fotografieren. Seit ich mir nach langer Pause wieder eine Kamera zulegte, geht es mir darum, mich dieser Art der Fotografie zu nähern.« Reiner Kunze Im September 1994 lernte Reiner Kunze auf einer Lesereise durch Namibia und Südafrika die namibische Halbwüste kennen, und er kehrte mit dem Wunsch nach Hause zurück. einmal für einige Zeit in dieser Landschaft allein zu sein. Auf Einladung der Besitzer reiste er ein Jahr später auf eine Wildfarm, um sich nach den Belastungen der Wiedervereinigungsjahre von neuem seiner Arbeit als Autor zu widmen. Doch anstatt sich wie erwartet auf seine Texte konzentrieren zu können, zog ihn das Leben der Menschen auf der Farm, deren Weideland durch jahrelange Trockenheit in Steinwüste verwandelt war, ganz in seinen Bann und sein Blick schärfte sich mehr und mehr für die überwältigende Landschaft und ihre Tierwelt. In eindringlichen Aufzeichnungen und in zahlreichen Fotografien von großer Ausdruckskraft hat Kunde eingefangen, mit welcher Vitalität, Phantasie und Humanität Menschen in harten Zeiten vor ihrem Schicksal bestehen.
Über das Buch »Der Kuß der Koi« sagt Reiner Kunze, es sei »aus der Melancholie glücklicher Augenblicke« entstanden, er nennt es ein »Gegen-Buch, ein Buch gegen das Tonangeben des Häßlichen, des Ekelhaften, des Brutalen«. Um neben das reflektierende Wort das Bild stellen zu können, hat Reiner Kunze vier Jahre fotografiert und vom Teichrand aus, also nicht mit einer Unterwasserkamera, Porträts von seinen Farbkarpfen (japan. »Koi«) geschaffen, die den einzelnen Fisch in seiner Individualität und Würde zeigen. Der Dichter nimmt Koi zum Anlaß, um über unsere Kreatürlichkeit nachzudenken. Der Autor spricht von ihnen als von seinen »Verbündeten«. Jene, deren Seele nicht in einem »Panzerhemd« steckt, werden dieses Buch als Verbündeten empfinden.
Zum 90. Geburtstag von Reiner Kunze Reiner Kunze ist mit seinen Büchern in Deutschland zu einer unüberhörbaren Stimme geworden, seine Texte zu einem festen Orientierungspunkt. Seine Gedichte geben Auskunft über das vergangene Jahrhundert und prägen unser Bild der Gegenwart. Sie belegen eindrucksvoll, was es heißt, auf die Kraft der Sprache zu vertrauen und immer wieder einen ganz eigenen Blick auf die Welt zu riskieren. Zum 90. Geburtstag Reiner Kunzes erscheinen seine gesammelten Gedichte in einer erweiterten Sonderausgabe, die nun auch die beiden zuletzt erschienenen Lyrikbände »lindennacht« und »die stunde mit dir selbst« enthält.
Der Löwe Leopold
- 108 Seiten
- 4 Lesestunden
Der Löwe Leopold‹ ist ein Nachziehstofftier, das eines Tages sein Brettchen mit den Rädern verliert und lebendig wird. Mit Blumenkohl und Leber gefüttert, beginnt er tüchtig zu wachsen. Er wird so groß, daß er schließlich Schwierigkeiten mit der Polizei bekommt und in einen Zirkus gesteckt wird. Angesichts des Peitsche schwingenden Dompteurs tritt Leopold in den Streik. Erst als der Clown Pepo ihn fragt, ob er nicht Zirkus spielen mag, macht Leopold mit. Der Löwe Leopold‹ erhielt 1971 den Deutschen Jugendliteraturpreis.


