Chargaffs Prognosen sind sicher noch düsterer geworden, vielleicht aber seine Schriften noch unentbehrlicher. 14 Essays sind in diesem Band versammelt: Analysen, Vorschläge und Bekenntnisse. Die Themen: Über die Vorstellung vom unendlichen Fortschritt. Über das Recht auf Leben. Über die Konsumentenrevolution in Ostdeutschland. Über die Ironie. Über Ludwig Wittgenstein. Über Bioethik und die »Fortschritte« der Organtransplantation. Über Genie, Talent, Begabung. Über das Verschwinden der Demokratie. Über die Notwendigkeit einer Selbstbegrenzung der Naturwissenschaft - und vieles mehr.
Erwin Chargaff Bücher
Dieser Autor ist für seine wissenschaftlichen Beiträge zur Biochemie bekannt, insbesondere für seine entscheidenden Entdeckungen im Bereich der DNA-Forschung. Seine grundlegende Arbeit ebnete den Weg für die weitere Forschung in Genetik und Molekularbiologie. Sein Einfluss auf das wissenschaftliche Feld ist bis heute bedeutend.






Fünf Pamphlete wider den Zeitgeist sind hier versammelt: Sie greifen ein in den zuweilen gespenstischen Historikerstreit, und sie machen anschaulich, was Traditionsverlust wirklich bedeutet. Sie untersuchen, was als Wahrheit gegolten hat im Lauf der Wissenschaftsgeschichte. Die hier gesammelten Arbeiten sind von aktueller Grundsätzlichkeit, Zeugnisse einer zornigen Zeitgenossenschaft.
Chargaffs Themen: die Goldrausch-Mentalität der gegenwärtigen biologischen Forschung, aber auch die Möglichkeit einer alternativen Wissenschaft. Die Aktualität Blaise Pascals und die Verarmung der Sprachen. Das Lob des Widerstands gegen den Fortschrittsglauben.
Das Feuer des Heraklit
- 290 Seiten
- 11 Lesestunden
Erwin Chargaffs Autobiographie ist die Selbstdarstellung eines gläubigen Zweiflers: er glaubt an die Natur, aber er zweifelt an den Naturwissenschaften, wie sie heute betrieben werden, und zwar radikal. Sie sind zu mächtig geworden, zu sehr den Forderungen der Technologie unterwürfig, zu unübersichtlich und zu undurchsichtig. Da er selbst Naturwissenschaftler ist - er hat bedeutende Beiträge zur biochemischen Forschung geleistet - weiß er, wovon er redet. Und er redet nicht nur mit der Autorität des Sachkenners, sondern mit einer kritischen Schärfe und einer polemischen Leidenschaft, die an Karl Kraus erinnern, eine der Gestalten, die für ihn bestimmend gewesen sind. Chargaff fasst sein Leben in die Worte zusammen: »Der Wechsel zwischen wissenschaftlicher Handarbeit und Dingen des Denkens und der Sprache, die ewige Systole und Diastole des Herzens und des Geistes machten es mir möglich, inmitten einer fürchterlichen Welt bei Gesinnung zu bleiben.«
»Es gibt aber Leute, die inniger an den Fortschritt glauben als je ein Heiliger an Gott, und diese werden mit Recht darauf hinweisen, daß die Hunderte von Millionen, die im kommenden Nuklearkrieg umkommen werden, an der Beulenpest nicht hätten sterben können, denn diese haben wir überwunden.« So heillos die Auspizien für die Zukunft auch sind, die Erwin Chargaff in seinem Pamphlet »Kritik der Zukunft« gibt (der Titel weist auf Soren Kierkegaards »Kritik der Gegenwart«), die Möglichkeit, daß unsere Welt durch ein Wunder gerettet werde, mag er nicht ausschließen. Der Ausbruch aus der Ausweglosigkeit kann jedoch nur durch viele einzelne erfolgen.
Stimmen im Labyrinth
- 112 Seiten
- 4 Lesestunden
Das philosophische Lehrgespräch war eine der von Chargaff bevorzugten Darstellungsformen. Die drei hier abgedruckten Dialoge tragen Titel aus der griechischen Mythologie, sie schlagen den Bogen von den Anfängen des Denkens zur neuesten Diskussion über die Naturwissenschaften. Fragen, die Erwin Chargaff sein Leben lang beschäftigt haben, werden in diesem vermächtnishaften Buch mit unnachgiebiger Radikalität neu formuliert. Die Karriere scheinwissenschaftlicher Begriffe (»Doppelhelix «); der Status der Molekularbiologie; die anhaltende Ergebnislosigkeit des mit gigantischen Forschungsmitteln geführten Kampfs gegen den Krebs; die Frage, ob die heutige Naturwissenschaft nicht völlig aus den Augen verloren hat, was »Leben« ist - das sind einige der hier behandelten Themen. Wie stets in seinen Büchern, gibt Chargaff nicht nur Antworten - er regt in unvergleichlicher Weise zum Mitdenken an und zur Freude am brillanten Argument. Von Chargaff selbst noch an den Verlag gesandt, erscheint dieses Buch nun postum. Es krönt eine beeindruckende Reihe von Werken Chargaffs, die in keiner Bibliothek engagierter Zeitzeugenschaft fehlen darf.
Dieses schmale aktuelle Buch ist eine Streitschrift. Ein Pamphlet. Über das Land, das Chargaff 1928 zum ersten Mal betreten hat und in dem er mehr als 50 Jahre gelebt hat: die USA.

